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Ärztliche Psychotherapie, 2018, Jg. 13, Ausgabe 2

Ärztliche Psychotherapie, 2018, Jg. 13, Ausgabe 2

Flucht, Migration und transkultureller Raum

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Bibliographische Angaben


1. Auflage, Erscheinungstermin: 02.05.2018
ISSN print: 1862-4715 / ISSN digital: 2625-0764

Details


Zum Thema
Editorial
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Ljiljana Joksimovic
Seite 82 - 83
Schwerpunkt
Struktur vor Kultur
Umgang mit Differenz und Fremdheit in Institutionen der gesundheitlichen Versorgung

Zunehmende Diversität ergibt sich durch Migration, Milieuzugehörigkeit, Alter, Geschlechteridentität und andere Faktoren – auch unter Patienten. Transkulturelle Zugänge in der therapeutischen und sozialen Betreuung und Versorgung finden vermehrt Eingang in den Praxisalltag. Den größten Beitrag dafür haben die in der Praxis Tätigen mit ihren eigenen unterschiedlichen Migrationsbiographien geleistet – oft auch in Zusammenarbeit mit sensibilisierten Angehörigen der Mehrheitsgesellschaft. Transkulturell arbeitende Therapeuten, aber auch Pflegende oder Sozialarbeitende sind sensibler geworden bezüglich der andersmachenden Mechanismen der rechtlich-politischen Strukturen auf der Makroebene: Sie fragen nach und reduzieren ihr Gegenüber nicht auf eine Vorstellung von ‚anderer‘ Kultur. Notwendig sind jedoch auch Institutionen, in denen Diversität und Transkulturalität auch strukturell die Regel geworden sind, und zudem das Bewusstsein für den Einfluss von rechtlichen Rahmenbedingungen auf die Lebensgestaltung und Handlungsmöglichkeiten inkl. des Gesundheitsverhaltens der Migrantinnen und Migranten sichtbar wird.

Diversity among patients and personnel in health institutions is growing. As a result, transcultural perspectives and approaches are being implemented more and more. This is so mainly due to migrants who are working as psychiatrists, therapists, nurses, social workers, psychologists etc., and who have made an effort to treat and assist a more diverse population. Recently, professionals in health institutions have learned to look beyond an imagined idea of cultural difference and focus more on the legal status of migrants as being a decisive structural factor that creates health inequalities. In order to sustain and expand treatment options, health institutions should implement a diversity management practice that is promoted by the leadership and co-designed by a representative body of the diverse work force.

Schlagworte: Diversity Management, Chancengleichheit, Migration und Gesundheit, Transkulturalität, Migration and Health, Health Inequality, Transculturalism
Formate: pdf, html
Rebekka Ehret
Seite 85 - 90
Ist Heimat Herkunft oder eher Zukunft?
Heimweh und Heimat von Zuwanderern: Akkulturation in neue und fremde Räume

Das Leiden an Heimweh gehört zu den auffälligsten psychischen Befindlichkeiten türkischer Migranten. Häufig scheint es keine Rolle zu spielen, wie lange sie schon in Deutschland sind; vielmehr scheint es eine Dauerbelastung zu sein.

Das Leiden an Heimweh ist Ausdruck einer nicht ganz gelungenen Akkulturation: Denn wer sich psychisch an seine Ursprungsheimat noch gebunden fühlt, wird es schwerer haben, sich auf seinen neuen Lebensort einzulassen, sich zu öffnen und neue Wurzeln zu schlagen. Das wiederum führt zu geringeren sozialen Netzwerken und erschwert die Integration in die neue Aufnahmegesellschaft. In unserer Studie haben wir 357 türkeistämmige Migranten (Altersspanne 13 bis 66 Jahre) befragt. Die Ergebnisse verweisen auf eine hohe Belastung sowohl in der ersten Generation von Gastarbeitern mit bereits langem Aufenthalt als auch bei türkeistämmigen Frauen mit kürzerem Aufenthalt, die zu Heiratszwecken nach Deutschland gekommen sind. Die Befunde sind sowohl für die klinisch-psychologische Forschung als auch für sozialpolitische Dimensionen von Migrations- und Integrationsfragen relevant.

Suffering from homesickness seems to be one of the dominant psychological symptoms of Turkish migrants in Germany. Often this symptom appears independently of the stay in Germany and is experienced as an enduring strain. This leads to some eminent psychological and socio-political implications, because it affects also the integration of migrants into the host society and can be interpreted as a basic obstacle of a successful integration. People with strong emotional ties to their country of origin will be less engaged and participant in the new society than people without homesickness. On the other side, this little engagement will cause weaker social networks, heightens the feelings of strangeness and leads to further homesickness.

This empirical study attempts to specify the psychological burdens of Turkish migrants exemplified at feelings of homesickness. 357 Turkish migrants in Berlin at the age of 13 to 66 were interviewed. The results show high psychological strain both by the first working migrant generation with a long stay in Germany as well as by Turkish women with a short stay, who came by the way of transnational marriages to Germany. The results have implications both to clinical-psychological praxis as well as to a social policy of immigration.

Schlagworte: Heimweh, Akkulturation, Zugehörigkeit, Psychische Gesundheit von Minderheiten, Homesickness, Acculturation, Belonging, Mental Health of Minorities
Formate: pdf, html
Haci-Halil Uslucan
Seite 92 - 97
Zwischen Borderland und Borderline
Jugendliche Migranten in der Krise – Verstehen und Behandeln

Jugendliche Flüchtlinge und Migranten stehen vor besonderen Herausforderungen bei ihrer Identitätsfindung. Besonders ohne Rückhalt der Familie sind sie nicht nur labilisiert durch Umstrukturierungen ihrer Persönlichkeit im Rahmen der Adoleszenz (sog. zweite Individuationsphase), sondern auch in ihrem Weg von der Herkunftskultur in die neue fremde oder andere Kultur (sog. dritte Individuationsphase). Spaltungsprozesse können den Prozess der Integration unterstützen, aber auch zu gefährlichen Polarisierungen führen. Diese Problematik wird an Beispielen aufgezeigt.

Adolescents with refugee or migration background are confronted with distinct challenges in their identity formation process, resulting from the adolescent period of time (so-called second individuation phase) and their transition from the culture of origin to the new or different culture (so-called third individuation phase) they live in. Processes of splitting may support the integration on the one hand as well as may lead to dangerous polarisation on the other hand. Examples illuminate this problem.

Schlagworte: Adoleszenz, Migration, Individuationsphasen, Spaltungsprozesse, Adolescence, Individuation Phasis, Splitting Processes
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Annette Streeck-Fischer
Seite 98 - 102
Nach der Flucht das Gleichgewicht wiederfinden
Erfahrungen aus dem Düsseldorfer Modellprojekt „In2Balance – Laienhilfe für Geflüchtete zur psychischen Stabilisierung“

Im Rahmen des vom Ministerium für Gesundheit, Arbeit und Soziales des Landes Nordrhein-Westfalen geförderten Modellprojektes „In2balance – Laienhilfe für Geflüchtete zur psychischen Stabilisierung“ wurde der Einsatz von 18 mehrsprachigen, qualifizierten Laienhelferinnen und Laienhelfern durch das Psychosoziale Zentrum für Flüchtlinge (PSZ) Düsseldorf erprobt. Diese leisteten, eng eingebunden in ein Unterstützungssystem mit Koordination, Supervision und Weitervermittlungsassistenz, in 13 Flüchtlingsunterkünften im Raum Düsseldorf ein Unterstützungsangebot für psychisch belastete Geflüchtete. Die Laienhilfe stellte eine direkte Unterstützung für gering bis mittelgradig belastete Geflüchtete dar; schwer belastete Personen wurden identifiziert und nach Rücksprache mit der Projektkoordination in das Regelversorgungssystem vermittelt. Aufgrund von Barrieren und mangelnden Kapazitäten der Regelversorgung erwies sich die Vermittlung trotz aufwändiger Netzwerkarbeit als schwierig.

Der Artikel skizziert das Projekt und stellt die Ergebnisse und Empfehlungen für den Einsatz qualifizierter Laien zur psychischen Stabilisierung von Geflüchteten aus Sicht des PSZ Düsseldorf dar.

In the model project “In2Balance – Peer Support to Refugees’ Psychological Stabilization“ the deployment of 18 multilingual, qualified peers was field-tested. The project was funded by the Ministry of Health, Work and Social Issues of North-Rhine-Westphalia, Germany and conducted by the Psychosocial Center for Refugees (PSZ) Düsseldorf. The peers offered psychological support in 13 refugee camps and temporary accommodations in the Düsseldorf area. The peers were closely supervised and supported by a project coordinator, supervisors and a referral support. Their peer support was directed to low and moderately psychologically strained refugees while persons with severe psychological burdens were identified and referred to professional health institutions. Although we were actively networking, referrals stayed a main difficulty due to barriers and insufficient capacities for refugee patients in professional health institutions.

This article describes the project and presents the results and recommendations of the PSZ Düsseldorf for implementing peer support to refugees’ psychological stabilization.

Schlagworte: Laienhilfe, Psychisch belastete Flüchtlinge, Niedrigschwellige Unterstützung, Psychische Stabilisierung, Peer Support, Psychologically strained Refugees, Low-threshold Support, Psychological Stabilization
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Veronika Wolf, Eva van Keuk
Seite 103 - 108
Psychotherapie mit traumatisierten Geflüchteten
Behandlung im gesellschaftspolitischen Spannungsfeld

Geflüchtete Patienten unterscheiden sich in ihren rechtlich vorgegebenen Lebensrealitäten von einheimischen Patienten. Diese gesetzlichen Regelungen haben Einfluss auf den psychotherapeutischen Behandlungsprozess und lösen bei den behandelnden Psychotherapeuten oft Irritationen aus. Mit dieser erschütterten Wahrnehmungsroutine auf Seiten des behandelnden Psychotherapeuten ist eine zielführende Behandlung dennoch möglich: Eine konsequent ressourcenorientierte Psychotherapie, die sorgsame Reflektion der eigenen Wahrnehmungsmuster sowie eine gute Vernetzung mit rechtlichen und sozialen Experten sind hierbei hilfreich.

Refugee patients and local patients are in many ways the same, but different in their legal status und therefore in their daytoday reality. Those applied legal regulations are influen­cing the psychotherapeutic process, not unusual they are creating irritations for the therapist. However, an effective treatment is possible even when the perceptual routines of the psychotherapists are temporarily confused: To focus consistently on the patients ressources, to reflect the own perceptional routines and to establish good networks with social and legal experts can be enormously helpful within the psychotherapy with traumatized refugees.

Schlagworte: Ressourcen, Haltung, Geflüchtete Patienten in der Psychotherapie, Irritationen, Lebensrealitäten, Psychotherapy with Refugee Patients, Irritations, Attitude, Daytoday Realities, Resources
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Eva van Keuk
Seite 109 - 113
Transkulturelle Kompetenz in der forensisch-psychiatrischen Begutachtungspraxis

Wer in der Schweiz als forensischer Psychiater tätig ist, wird unweigerlich mit Menschen aus fremden Kulturen konfrontiert werden. In diesem Text werden ausgehend von einer Kasuistik verschiedene Problematiken wie Kriminalität von Ausländern, verschiedene Erscheinungsformen von psychiatrischen Störungen, transkulturelle Kompetenz der forensischen Psychiater, die Arbeit mit Dolmetschern sowie Umgangsformen mit Menschen aus fremden Kulturen generell diskutiert.

Forensic psychiatrist in Switzerland are inevitably faced with examinees from foreign cultures. In this paper, starting from a case report several aspects as criminal behaviour of foreigners, different patterns of psychiatric disorders among foreigners, transcultural competency of forensic psychiatrists, the collaboration with translators and the etiquette in dealing with people from foreign cultures are discussed.

Schlagworte: Forensische Psychiatrie, Transkulturelle Psychiatrie, Dolmetscher, Ausländerkriminalität, Transcultural Psychiatry, Forensic Psychiatry, Interpreter, Immigrant Criminality
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Andreas Frei
Seite 116 - 120
Das UN Istanbulprotokoll zur Dokumentation und Diagnostik von Folter
Transkulturelle Aspekte und Anwendung bei Migranten und Geflüchteten

Schwere Menschenrechtsverletzungen in Bürgerkriegen oder besonders nach Folter führen zu langfristigen und komplexen Folgen. Die forensische Dokumentation bei Flüchtlingen und Migranten ist eine wesentliche Aufgabe für Angehörige von Gesundheitsberufen im nötigen interdisziplinären Präventions- und Behandlungssetting, aber auch in der Schnittstelle mit Schutz, Strafverfolgung und Anspruch auf Gerechtigkeit. Im transkulturellen Rahmen sind aktuelle Aspekte kultursensitiver Diagnostik zu berücksichtigen. Das Istanbulprotokoll der UN und des Weltärzteverbands (WMA) ist ein wesentliches Hilfsmittel und verbindliche Referenz.

Severe Human Rights violations and torture are increasingly common and lead to physical and psychological long term sequels. Their forensic documentation in migrants and refugees is an important task for health care professionals, but also for legal professionals and governments concerning questions of protection, legal action and justice. In the transcultural setting with refugees and migrants, recent developments in culture sensitive diagnostics need to be considered. The UN/WMA Istanbulprotocol is a key tool and reference standard in this area.

Schlagworte: Menschenrechte, Migration, Folter, Transkulturelle Psychiatrie, Transcultural Psychiatry, Torture, Human Rights, Migrants
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Thomas Wenzel, Sabine Parrag, Sofia Kuhn-Natriashvili, Maria Kletečka-Pulker
Seite 121 - 125
Sprachbarrieren im Gesundheitswesen überwinden

Obwohl für den Abbau sprachlicher Barrieren im Gesundheitswesen mehrere praktikable und erprobte Lösungsmöglichkeiten existieren, zeigen sich Ärzte und Therapeuten oft zögerlich, wenn sie eine Behandlung in einer anderen Sprache als in Deutsch durchführen sollen. Im Artikel werden Vor- und Nachteile des Einsatzes von Sprach- und Integrationsmittlern (SIM), des Einsatzes von muttersprachlichem Personal und des Nutzens von Drittsprachen dargestellt.

Although there are several viable and proven ways to tackle language barriers in the healthcare system, doctors and therapists are often reluctant in performing treatment in a language other than German. This article shows advantages as well as disadvantages of using language and integration mediators, the use of native-speaking staff and the use of a third language.

Schlagworte: Gesundheitswesen, Sprachbarriere, Sprach- und Integrationsmittler, Muttersprachliches Personal, Language Barriers, Healthcare System, Language and Integration Mediators, Native-speaking Staff
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Ljiljana Joksimovic, Monika Schröder, Kerstin Diel, Fahrettin Nastradin
Seite 126 - 129
Originalarbeiten
Klangwelt
Rezeptive Gruppenmusiktherapie für depressive Patienten im transkulturellen Kontext

Depression und Suizid sind weltweit besonders in den sogenannten Industriestaaten weit verbreitet. Statistisch leiden besonders Frauen unter Depressionen, die Suizidrate liegt bei Männern um ein Mehrfaches höher als bei Frauen. Offensichtlich unterliegen auch Behandlungsschwerpunkte den kulturinternen Abwertungsstandards. Zumindest sind Depression und Suizidalität kulturelle Phänomene, sind von Menschen erzeugte Rahmenbedingungen, unter denen Überleben schwierig wird. In der musiktherapeutischen Technik Klangwelt wird versucht, die destruktiven Kulturaspekte zu unterlaufen. Es wird eine Hör- und Wahrnehmungshaltung angestrebt, in der es nichts zu erreichen gilt, es keine ansozialisierten Verpflichtungen gibt. Der Klangraum bietet eine Möglichkeit zur eigenen Selbstkultur, die im Gruppenkontext unter Einhaltung von Regeln von unbedingtem Respekt und Distanz vor dem individuellen Sein und Anderssein entsteht.

Worldwide, depression and suicide are increasing. Statistically more women than men suffer under depression. In some cultural contexts men commit suicide ten times more often than women. Depression and as a result suicide are phenomenons influenced by cultural values. The technic of receptive music therapy Klangwelt tries to build a state of consciousness that is free of destructive cultural aspects. We seek to build an experience during which nothing has to be gained, where there are no social obligations. This sound space opens up a possibility for self-perception through a group which has committed itself to respect and distance towards the individual and the other. A transcultural mindset. 

Schlagworte: Depression, Suizid, Lebensvernichtende Alltagskultur, Kulturunabhängiges Hören, Suicide, Life-destroying Culture, Transcultural Listening
Formate: pdf, html
Martin Kolek
Seite 130 - 134
Aus Politik und Praxis
Therapeutische und kontratherapeutische Effekte in der Psychotherapie
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Giovanni Andrea Fava
Seite 135 - 136
Verbandsnachrichten
Mitteilungen der DGPM
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Seite 137 - 137
Mitteilungen der VPK
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Seite 138 - 142
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