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Kinderanalyse, 2022, Jg. 30, Ausgabe 2

Kinderanalyse, 2022, Jg. 30, Ausgabe 2

Psychoanalyse im Kindes- und Jugendalter und ihre Anwendungen

DOI: 10.21706/ka-30-2

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Beschreibung


Angelika Stähle beleuchtet das konflikthafte Potential der Adoleszenz und Spätadoleszenz. Aus der psychoanalytischen Behandlung eines Spätadoleszenten wird die Suche nach Identität dargestellt. Der spannungsreiche Weg zwischen dem Bedürfnis nach Anerkennung des sexuellen Körpers und den Wünschen nach einer intimen Beziehung zu einer Frau und den gleichzeitig existenziellen Ängsten wird eindrucksvoll zur Darstellung gebracht.

Es folgt Suzanne Blundells Schilderung einer intensiven Psychotherapie eines vom Vater sexuell missbrauchten neunjährigen Mädchens, das an einem komplexen Beziehungstrauma leidet: dauerhafte Erschütterung des Selbst- und Weltverständnisses durch einen erschreckenden Vater und ein mangelndes mütterliches »Containment«. Das Kind konnte nicht denken, nicht lernen, gesund reagieren und nicht fühlen. Eine traditionell psychoanalytische Behandlung war beinahe unmöglich. In dieser Arbeit wird eine schonende psychodynamische Technik, angepasst an komplex traumatisierte Kinder, beschrieben.

Die analytische Säuglingsbeobachtung nach der Methode von Esther Bick wird in ihren Grundzügen und anhand von kurzen Auszügen aus Protokollen zu Beginn und am Ende einer das erste Lebensjahr des Babys umfassenden Beobachtung erläutert. Uta Zeitzschel geht auf die Rolle der begleitenden Seminargruppe und auf die für die Konzeptualisierung der Mutter-Baby-Beziehung grundlegenden Begriffe des Haltens und des Containments ein.

Bibliographische Angaben


Herausgegeben von:Michael Günter, Kai von Klitzing und Daniel Barth
1. Auflage, Erscheinungstermin: 14.04.2022
ISSN print: 0942-6051 / ISSN digital: 2510-4209

Details


Hauptartikel
Angst zu lieben – Vermeidung des Anderen

Im Zentrum dieses Beitrages stehen das konflikthafte Potential der Adoleszenz und Spätadoleszenz. Aus der psychoanalytischen Behandlung des Spätadoleszenten Christian werden seine Suche nach Identität und seine große Unsicherheit, wie er seine Liebessehnsüchte aushalten und gestalten könnte, dargestellt. Es wird deutlich, wie er die Spannung zwischen seinem Bedürfnis nach Anerkennung seines sexuellen Körpers und seinen Wünschen nach einer intimen Beziehung zu einer Frau und den gleichzeitig mobilisierten existenziellen Ängsten erkennen und dann schließlich verändern kann. Patient und Analytikerin mussten regressive Phasen durchstehen, in denen sensorische Empfindungen aufgenommen werden mussten, die durch misslungenes Containment nicht mentalisiert worden waren. Dies machte Christians »Angst zu lieben« in einem tieferen Sinne verstehbar als eine Abwehr, als ein Schutz vor dem Erleben früher traumatischer Erfahrungen aus einer Zeit, als sie nicht wahrgenommen werden konnten. Dadurch war die Integration des sexuellen Körpers und des sexuellen Erlebens bedrohlich geblieben und nicht mentalisierend in Psychosexualität verarbeitet worden. Von der Analytikerin war eine feste, jedoch flexible Haltung erforderlich, in der zunächst die Beziehung zwischen dem Körper und der Psyche im Zentrum der Arbeit stand und gesättigte Übertragungsdeutungen zurückgestellt wurden.

ABSTRACT: Fear of Loving – Avoidance of the Other – At the heart of this article lies the conflict potential inherent in adolescence and late adolescence. The author describes psychoanalytic treatment for the late adolescent Christian, focusing on his search for identity and his major insecurity about how to come to terms with his longings for love and how to impose them some kind of shape on them. In the course of therapy, he was able to identify and then to alleviate (a) the tension between his need for recognition of his sexual body and his desires for an intimate relationship with a woman, and (b) the existential fears mobilized in this connection. The patient and the analyst were exposed to pressure from regressive phases in which it was essential to home in on sensations that unsuccessful containment had made it impossible to mentalize. This deepened the understanding of Christian’s »fear of loving« as a defence reaction, a protection against the subjective engagement with early traumatic experiences from a period when they could not be perceived as such. As a result, the integration of his sexual body and subjective sexual experience remained threatening and on the mentalization plane had not found their way into the psychosexual process. This constellation required a firm but flexible attitude from the analyst, concentrating first on the relationship between body and psyche and initially refraining from saturated transference interpretations.

La peur d’aimer – éviter l’autre – Cet article est centré autour du potentiel conflictuel de l’adolescence et de la post-adolescence. La ­psych­analyse du post-adolescent Christian décrit sa recherche d’identité et sa grande incertitude quant à la façon de supporter et organiser ses désirs amoureux. On voit comment il peut reconnaître, puis finalement convertir la tension entre le besoin de reconnaissance de son corps sexuel, ses désirs de relation intime avec une femme et les angoisses existentielles alors mises en jeu. Le patient et sa psychanalyste ont forcément dû passer par des phases régressives durant lesquelles ils ont dû surmonter des sensations sensorielles qui n’avaient pas été perçues du fait d’un endiguement non réussi. Ceci permit de comprendre la peur d’aimer de Christian dans un sens profond, c’est-à-dire en tant que refus, que moyen de se protéger de la perception d’anciennes expériences traumatiques datant d’une époque où elles ne pouvaient être ressenties. Par conséquent, l’intégration du corps sexuel et de l’expérience sexuelle était restée menaçante et intégrée sans prise de conscience dans la psychologie sexuelle. Il fut nécessaire que la psychanalyste ait une attitude ferme mais néanmoins flexible où le rapport entre le corps et la psyché restent au centre du travail et que les interprétations de transfert soient reportées.

Schlagworte: Spätadoleszenz, identity formation, Identitätsbildung, Psychosexualität, männliche Geschlechtsidentität, Verbindung Körper/Psyche, late adolescence, psychosexuality, male gender identity, body/psyche connection, post-adolescence (ou adulescence), psycho-sexualité, formation de l’identité, identité sexuelle masculine, rapport corps-­psyché
Formate: pdf, html
Angelika Staehle
Seite 121 - 148 | doi: 10.21706/ka-30-2-121
»Vergessen oder sich erinnern, das ist die Frage«
Psychotherapie mit einem traumatisierten Mädchen im Latenzalter

Dieser Artikel beschreibt die Psychotherapie eines vom Vater sexuell missbrauchten 9-jährigen Mädchens, das an einem komplexen Beziehungstrauma litt. Die dauerhafte Erschütterung des Selbst- und Weltverständnisses der Patientin durch einen erschreckenden Vater und ein mangelndes mütterliches Containment zerstörte die Fähigkeit des Kindes, zu denken, zu lernen, gesund zu reagieren und zu fühlen. Dies machte eine traditionell psychoanalytische Behandlung für Patientin und Therapeutin beinahe unmöglich. In dieser Arbeit wird eine an komplex traumatisierte Kinder angepasste schonende psychodynamische Technik beschrieben, die notwendig ist, um akute Angst in der Übertragung und Gegenübertragung auszuhalten und zu verstehen. Es wird die Verarbeitung der traumatischen Erfahrungen während einer psychoanalytischen Behandlung von 4 Jahren beschrieben sowie die Bewältigung von Widerständen und Herausforderungen an die Psychoanalytikerin. Die Psychotherapie half der Patientin, ihren inneren Verfolger zunehmend in den Griff zu bekommen, so dass sie besser denken und fühlen konnte, weniger Angst, Wut, Einsamkeit und Hilflosigkeit zeigte und ein stabileres inneres Bild ihres Körpers und ihres Selbst entwickelte. Ein gegenseitiges Vertrauen zwischen dem Kind und der Analytikerin wurde langsam aufgebaut, was das Vertrauensverhältnis mit der leiblichen Mutter, die ihr Kind dreimal wöchentlich in die Therapiestunde brachte, stärkte.

»Forget or remember, that is the question« Psychotherapy for a latency-age female trauma victim – The article describes an intensive course of psychotherapy for a 9-year-old girl sexually abused by her father and suffering from a complex relational trauma. The lasting disruption of the patient’s understanding of herself and the world by a terrifying father plus the absence of maternal containment had exerted a destructive impact on the child’s ability to think, learn, feel and genuinely respond. This made traditional psychoanalytic treatment almost impossible for both the patient and the therapist. The article describes the use of a sensitive psychodynamic approach specifically geared to the treatment of complex traumas in children and necessary for understanding and coming to terms with acute fear in transference and countertransference. The author discusses her engagement with these traumatic experiences in the course of psychoanalytic treatment extending over a space of four years and the analyst’s efforts to deal with the resistances and challenges presenting themselves. Psychotherapy helped the patient to come to grips with her inner persecutor. As a result, she was better able to think and feel, displayed less fear, rage, loneliness and helplessness, and developed a more stable internal image of her body and her own self. Mutual trust between analyst and patient gradually increased. This also strengthened the trusting relationship with the biological mother, who brought her child to the therapy sessions three times a week.

» Oublier ou se souvenir, la question qui se pose ! « Psychothérapie d’une fillette ayant subi un traumatisme durant la phase de latence – Cet article décrit la psychothérapie intensive d’une fillette de 9 ans ayant été sexuellement abusée par son père et qui, depuis, souffre d’un traumatisme relationnel complexe. L’ébranlement durable de la compréhension de soi et du monde par un père effrayant et l’endiguement insuffisant de la mère détruit la capacité de l’enfant à penser, apprendre, réagir et ressentir sainement, ce qui rend un traitement psychanalytique traditionnel quasiment impossible pour la patiente et la thérapeute. Ce travail décrit une technique psychodynamique douce traditionnelle adaptée à des enfants souffrant d’un traumatisme complexe et qui est nécessaire pour supporter et comprendre une terrible angoisse dans le transfert et le contretransfert. Il relate l’assimilation des expériences traumatisantes au long de 4 années de psychothérapie ainsi que la maîtrise des résistances et des défis posés à la psychothérapeute. Grâce à la psychothérapie, la patiente est de plus en plus en mesure de surmonter son persécuteur interne au point de pouvoir mieux penser et ressentir, de manifester moins d’angoisse, de colère, de solitude et d’impuissance et de développer une image interne plus stable de son corps et d’elle-même. Lentement, il s’installe entre l’enfant et sa thérapeute une confiance réciproque renforçant le rapport de confiance avec la mère biologique qui amène trois fois par semaine sa fille à sa séance de psychothérapie.

Schlagworte: Gegenübertragung, sexueller Missbrauch, Übertragung, Angst, Erinnern, Transference, Bindungsstörungen, Vergessen, Wut, sexual abuse, countertransference, attachment disorders, fear, remembering, akutes Trauma, Misstrauen, Denkstörungen, forgetting, acute trauma, distrust, rage, thought disturbances, transfert, contre-transfert, angoisse, oublier, rappeler, traumatisme aigu, méfiance, abus sexuel, colère, troubles de la pensée, troubles de l’attachement
Formate: pdf, html
Suzanne Blundell
Seite 149 - 175 | doi: 10.21706/ka-30-2-149
Was können wir von Babys lernen?
Die analytische Säuglingsbeobachtung als wünschenswerter Bestandteil der psychoanalytischen Ausbildung

Die analytische Säuglingsbeobachtung nach der Methode von Esther Bick wird in ihren Grundzügen und anhand von kurzen Auszügen aus Protokollen zu Beginn und am Ende einer das erste Lebensjahr des Babys umfassenden Beobachtung dargestellt. Die Autorin geht auf die Rolle der begleitenden Seminargruppe und auf die für die Konzeptualisierung der Mutter-Baby-Beziehung grundlegenden Begriffe des Haltens und des Containments ein und diskutiert, warum die Teilnahme an einer analytischen Säuglingsbeobachtung ein wünschenswerter Bestandteil der psychoanalytischen Ausbildung für angehende Erwachsenen-Analytiker:innen ist.

What Can We Learn from Babies? Infant Observation a desirable component in psychoanalytic training – The article begins with an outline of the major features of Infant Observation as proposed by Esther Bick, drawing for the purpose upon brief extracts from observation protocols from the beginning and end of a baby’s first year of life. The author enlarges on the role of the attendant seminar group and the concepts of holding and containment essential for the conceptualisation of the mother-baby relationship. Finally, she discusses her conviction that participation in an instance of Infant Observation is a desirable component in analytic training for budding adult analysts.

Que peuvent nous apprendre les bébés ? L’observation psychanalytique d’un nourrisson comme l’élément bienvenu de la formation psychanalytique – L’article décrit dans les grandes lignes et à l’aide de courts extraits l’observation psychanalytique d’un nourrisson selon la méthode d’Esther Bick à partir de comptes rendus du début et de la fin d’une observation suivant la première année du nourrisson. L’autrice se penche sur le rôle du séminaire accompagnant la formation et sur les termes fondamentaux de tenue (holding ?) et d’endiguement importants pour la conceptualisation de la relation mère-enfant et discute de la raison pour laquelle la participation à l’observation psychanalytique du nourrisson est un élément souhaitable de la formation du futur psychanalyste.

Schlagworte: Ausbildung, Training, Containment, Holding, Rêverie, reverie, analytische Säuglingsbeobachtung, Erwachsenen-Analytiker:in, Lauthülle, Halten, analytic infant observation, adult analysts, sound envelope, endiguement, observation psychanalytique du nourrisson, formation, psychanalystes pour adulte, enveloppe sonore, tenue (holding)
Formate: pdf, html
Uta Zeitzschel
Seite 176 - 191 | doi: 10.21706/ka-30-2-176
Buchbesprechungen
Isca Salzberger-Wittenberg: Beginnen und Beenden im Lebenszyklus
Übersetzt von Gertraud Diem-Wille
Formate: pdf, html
Karin J. Lebersorger
Seite 193 - 195 | doi: 10.21706/ka-30-2-193
Fernanda Pedrina: Babys und Kleinkinder in Not – Psychopathologie und Behandlung
Formate: pdf, html
Eberhard Windaus
Seite 197 - 206 | doi: 10.21706/ka-30-2-197

Autor:innen


Michael Günter(Hrsg.)

Michael Günter, Dr. med., Professor für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie, Studium der Medizin, Kunstgeschichte und Empirischen Kult...

Michael Günter, Dr. med., Professor für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie, Studium der Medizin, Kunstgeschichte und Empirischen Kulturwissenschaft in Tübingen und Wien, Facharzt für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie, Facharzt für Psychosomatische Medizin, Psychoanalytiker für Kinder, Jugendliche und Erwachsene und Lehranalytiker (DPV/IPA), Ärztlicher Direktor der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie am Klinikum Stuttgart, Leiter des Weiterb...

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© Stefan Straube/UKL

Kai von Klitzing(Hrsg.)

Kai von Klitzing, Prof. Dr. med., ist Direktor der Universitätsklinik und -poliklinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik des Kindes-...

Kai von Klitzing, Prof. Dr. med., ist Direktor der Universitätsklinik und -poliklinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik des Kindes- und Jugendalters in Leipzig, Psychoanalytiker für Kinder, Jugendliche und Erwachsene, Mitglied der Schweizerischen Gesellschaft für Psychoanalyse/IPV; Gewählter Präsident der World Association for Infant Mental Health (WAIMH). Forschungsschwerpunkte: Entwicklungspsychopathologie, frühe Kindheit, Familienbeziehungen, Kinder-Narrative, Psychoanalyse...

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Daniel Barth(Hrsg.)

Daniel Barth, Dr. med., Facharzt für Kinder- und Jugendpsychiater und Psychotherapie; Erwachsenen, Jugend- und Kinderpsychoanalytiker; Mitgl...

Daniel Barth, Dr. med., Facharzt für Kinder- und Jugendpsychiater und Psychotherapie; Erwachsenen, Jugend- und Kinderpsychoanalytiker; Mitglied der Schweizerischen Gesellschaft für Psychoanalyse (SGPsa/IPA). 1995/96 Forschungsaufenthalt im Anna-Freud-Center bei Mary Target, psychoanalytische Lesegruppe mit Peter Fonagy von 1995 bis 2000. Schwerpunkt bildet die psychoanalytische Arbeit mit früh gestörten Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen im analytischen Setting. Daniel Barth ist Mit...

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