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Kinderanalyse, 2023, Jg. 31, Ausgabe 2

Kinderanalyse, 2023, Jg. 31, Ausgabe 2

Psychoanalyse im Kindes- und Jugendalter und ihre Anwendungen

DOI: 10.21706/ka-31-2

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Beschreibung


Dagmar Ambass: Große Mütter, Großmütter und symbolische Väter – Funktionen und Rollen in der Familie.
Die gesellschaftlichen Veränderungen von Familien und damit einhergehende strukturelle Veränderungen in Familiengefügen sowie deren Auswirkungen auf die Kinder werden in diesem Beitrag untersucht. Strategien für die Praxis der Familienberatung werden entwickelt.

Lisa Werthmann-Resch: »Meine Schwester ... oder meine Frau!?«
Von der Entwicklung infantiler Omnipotenzvorstellungen bis zur Geschwisterbeziehung Die besondere Qualität des Geschwistererlebens wird betrachtet und auf begleitende Entwicklungsschritte fokussiert. Ein besonderes Augenmerk gilt hier der Beschreibung von Omnipotenzfantasien als flankierende unbewusste Prozesse bei unterschiedlichen seelischen Anforderungen. Ein Fallbeispiel und ein musikalisches Beispiel aus der Oper »Alcina« von G.F. Händel illustrieren diese Gedanken.

Tanja Müller-Göttken: Das Selbst im Spiegel – psychoanalytische Perspektiven auf die Entwicklung von Selbst-Identität im intersubjektiven Raum
Abgespaltene oder ins Unbewusste verdrängte Aspekte der Identität bleiben zeitlebens wirkmächtig. In der Freudschen Metapsychologie kommt der Begriff der Identität nicht vor. Verwenden wir stattdessen die Begriffe des Selbst, oder des Subjekts, so hebt die Psychoanalyse hervor, dass das, was eine Person als seine Identität erlebt, zeitlebens, durch unbewusste Projektions- und Introjektionsprozesse geformt wird. Die Autorin möchte einen Ausblick auf die Frage geben, ob sich in der spätmodernen Gesellschaft ein »Strukturwandel der Psyche« durch die Digitalisierung und Ökonomisierung der Subjekte vollzieht und wie dieser möglicherweise bereits in den frühesten familiären Interaktionen vermittelt wird.

Bibliographische Angaben


Herausgegeben von:Michael Günter, Kai von Klitzing und Daniel Barth
1. Auflage, Erscheinungstermin: 14.04.2023, 96 Seiten
ISSN print: 0942-6051 / ISSN digital: 2510-4209

Details


Hauptartikel
»Meine Schwester … oder meine Frau?«
Zur Bedeutung von Omnipotenzphantasien in Geschwisterbeziehungen

Ausgehend von kulturellen und sozialgeschichtlichen Betrachtungen psychoanalytischer Forschung zu Geschwisterdynamiken wird die Hypothese selbständiger unbewusster Objektphantasien formuliert, die unabhängig von den Primärbeziehungen sind. Die besondere Qualität des Geschwistererlebens wird betrachtet und begleitende Entwicklungsschritte untersucht. Ein besonderes Augenmerk gilt hier der Beschreibung von Omnipotenzphantasien als flankierende unbewusste Prozesse bei unterschiedlichen seelischen Anforderungen. Bezugnehmend auf den Begriff der halluzinatorischen Wunscherfüllung wird die Bedeutung der Allmachtsphase im Rahmen einer regelhaften psychischen Entwicklung bei der Festigung von Geschwisterphantasien betont. Anhand einer Fallvignette und einem musikalischen Beispiel, der Oper »Alcina« von Georg Friedrich Händel, werden Omnipotenzvorstellungen und die sie ablösenden Trauerprozesse illustriert. Diese führen zu Gestaltung und Verinnerlichung individueller unbewusster Geschwisterkonstellationen.

Proceeding from cultural and socio-historical studies of sibling dynamics from a psychoanalytic perspective, the author advances the hypothesis that unconscious object fantasies also exist independently of primary relations. She discusses the special quality of sibling experience and investigates concomitant stages in development. A major concern here is with the description of omnipotence fantasies as associated unconscious processes in a variety of psychic challenge situations. With reference to the concept of hallucinatory wish-fulfilment, the author foregrounds the significance of omnipotence notions for the consolidation of sibling fantasies in the framework of regular psychic development. She draws upon a case vignette and Handel’s opera Alcina to illustrate omnipotence fantasies and subsequent mourning processes, which lead to the shaping and internalization of unconscious sibling constellations at the individual level.

Partant d’observations culturelles et socio-historiques de la recherche psychanalytique sur les dynamiques fraternelles, l’article formule l’hypothèse que les fantasmes d’objet autonomes et inconscients sont indépendants des relations primaires. L’article étudie la nature particulière de l’expérience de la fratrie et examine les étapes qui accompagnent l’évolution. Il s’intéresse tout particulièrement à la description de fantasmes d’omnipotence en tant que processus inconscients concomitants dans le cas de différentes exigences mentales. En ce qui concerne le terme de réalisation hallucinatoire du désir, l’article souligne l’importance de la phase de toute-puissance dans le cadre d’une évolution psychique normale lors de la consolidation des fantasmes fraternels. En s’appuyant sur un cas clinique et un exemple musical – notamment l’opéra « Alcina » de Georg-Friedrich Händel –, l’article illustre les idées d’omnipotence et les processus de deuil qui leurs succèdent. Celles-ci conduisent à la formation et à l’intériorisation de constellations fraternelles individuelles inconscientes.

Schlagworte: Individualität, individuality, halluzinatorische Wunscherfüllung, unbewusste Geschwisterphantasien, Omnipotenzvorstellungen, Trauerprozesse, Unverwechselbarkeit, Objektbeziehungsqualität, unconscious sibling fantasies, omnipotence notions, hallucinatory wish-fulfilment, mourning processes, uniqueness, object-relation quality, fantasmes fraternels inconscients, idées d’omnipotence, réalisation hallucinatoire du désir, processus de deuil, unicité, individualité, qualité de la relation objectale
Formate: pdf, html
Lisa Werthmann-Resch
Seite 89 - 114 | doi: 10.21706/ka-31-2-89
Das Selbst im Spiegel
Psychoanalytische Perspektiven auf die Entwicklung von Selbst-Identität im intersubjektiven Raum

In diesem Artikel soll die Feinmechanik der Identitätsentwicklung im frühen interaktionellen Raum nachgezeichnet werden. Die Psychoanalyse zeigt, dass das, was eine Person als seine Identität erlebt, zeitlebens durch unbewusste Projektions- und Introjektionsprozesse geformt wird und dass der Prozess der Identitätsbildung ein unabgeschlossener Vorgang ist, der zeitlebens psychischer Arbeit bedarf. Gleichzeitig wissen wir heute, wie sehr das Erleben einer kohärenten Identität, mit relativ stabilen Selbst- und Objektgrenzen, von dem Ausmaß abhängt, wie sehr dem Individuum in der Kindheit ein Anderer mit seinem psychischen Binnenraum reflektierend als Spiegel zur Verfügung stand. In diesem Beitrag soll daher der subjektkonstitutive Prozess des Spiegelns körperlicher Zustände und Empfindungen durch das primäre Objekt beleuchtet werden. Abschließend möchte ich einen Ausblick auf die Frage geben, ob sich in der spätmodernen Gesellschaft ein »Strukturwandel der Psyche« durch die Digitalisierung und Ökonomisierung der Subjekte vollzieht und wie dieser möglicherweise bereits in den frühesten familiären Interaktionen vermittelt wird.

The article sets out to trace the finer mechanics of identity development in early interactional space. Psychoanalysis indicates that throughout life what an individual experiences as his/her identity is formed by unconscious projection and introjection processes and that from beginning to end identity formation is an open-ended process requiring psychic work at all times. At the same time, we are aware today how crucially the subjective experience of a coherent identity with relatively stable self and object limits depends on the extent to which in childhood individuals have other persons at their disposal who with their interior psychic spaces can act as a reflecting mirror. In the final section, the author turns to the question of whether in late-modern society the digitization and economization of the subject is bringing about a »structural change« in the individual psyche and if this is the case how it manifests itself in very early family interactions.

Cet article a pour ob-jet de retracer la fine mécanique du développement de l’identité dans espace interactionnel. La psychanalyse montre que ce qu’une personne ressent comme étant son identité se forme, tout au long de sa vie, par des processus de projection et d’introjection inconscients et montre que le processus de la construction de l’identité est un proces-sus inachevé qui nécessitera, la vie durant, un travail psychique. En même temps, nous savons aujourd’hui combien un sentiment d’identité cohérent avec des limites relativement stables du moi et de l’objet dé-pend de l’image de soi que, dans son enfance, l’individu aura reçue d’un Autre avec son espace intérieur. C’est pourquoi cet article veut mettre en lumière le mécanisme de réflexion par l’objet primaire d’états corporels et émotionnels constitutifs du sujet. Pour finir j’aimerais demander si la société postmoderne verra s’accomplir un-e « transformation structurelle de la psyché » par la numérisation et l’économicisation des sujets et comment celle-ci pourra se transmettre dès les toutes premières interactions familiales.

Schlagworte: Identität, Selbst, Eltern-Kind-Interaktion, self, identity, parent-child interaction, identité, markierte Affektspiegelung, Selbst-Objekt-Grenzen, marked affect reflection, self-object boundaries, le soi, réflectivité émotionnelle marquée, ­limi-tes du moi, interaction parents-enfants
Formate: pdf, html
Tanja Müller-Göttken
Seite 116 - 148 | doi: 10.21706/ka-31-2-116
Große Mütter, Großmütter und symbolische Väter
Funktionen und Rollen in der Familie

In diesem Beitrag werden die gesellschaft­lichen Veränderungen von Familien und damit einhergehende strukturelle Veränderungen in Familiengefügen sowie deren Auswirkungen auf die Kinder untersucht, mit dem Ziel, Strategien für die Praxis der Familienberatung zu entwickeln. Anhand der Unterscheidung von Funktion, Rolle und Person wird untersucht, welche Personen bzw. Institutionen die Vaterfunktion im Sinne der strukturalen Psychoanalyse repräsentieren, mit welchen gesellschaftlichen Rollen sie verknüpft sind und welcher subjektive Spielraum den Personen in diesen Gefügen zusteht.

The article discusses the way societal developments affect families and investigates the concomitant structural changes in family constellations and the impact they have on children. The author’s objective is to devise strategies for practical family counselling. With reference to the distinction between function, role and individual, she seeks to identify the individuals or institutions that represent the father function in the sense of structural psychoanalysis, the societal roles they are bound up with and the subjective scope available to the individuals operating in these constellations.

Dans cet article les transformations sociales et les transformations des structures familiales ainsi que leurs effets sur les enfants sont examinées. Sur la base de la distinction entre les concepts de fonction, de rôle et de personne, il est étudié quelles personnes ou institutions représentent la fonction paternelle au sens de la psychanalyse structurelle, à quels rôles sociaux elles sont liées et à quelle marge de manœuvre subjective les personnes dans ces structures ont droit.

Schlagworte: Aufgabe, Triade, Funktion, Rolle, triad, Vaterfunktion, father function, fonction paternelle, Ma (Mutter in der Sprache Mòoré), task, role, function, ma (mother in the Mòoré language), finalité, rôle, fonction, Ma (mère dans la langue Mòoré)
Formate: pdf, html
Dagmar Ambass
Seite 149 - 174 | doi: 10.21706/ka-31-2-149
Buchbesprechungen
Christiane Ludwig-Körner: Und sie fanden eine Heimat. Leben und Wirken der Mitarbeiterinnen von Anna Freud in den Kriegskinderheimen
Formate: pdf, html
Éva Hédervári-Heller
Seite 176 - 179 | doi: 10.21706/ka-31-2-176

Autor:innen


Michael Günter(Hrsg.)

Michael Günter, Dr. med., Professor für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie, Studium der Medizin, Kunstgeschichte und Empirischen Kult...

Michael Günter, Dr. med., Professor für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie, Studium der Medizin, Kunstgeschichte und Empirischen Kulturwissenschaft in Tübingen und Wien, Facharzt für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie, Facharzt für Psychosomatische Medizin, Psychoanalytiker für Kinder, Jugendliche und Erwachsene und Lehranalytiker (DPV/IPA), Ärztlicher Direktor der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie am Klinikum Stuttgart, Leiter des Weiterb...

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© Stefan Straube/UKL

Kai von Klitzing(Hrsg.)

Kai von Klitzing, Prof. Dr. med., ist Direktor der Universitätsklinik und -poliklinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik des Kindes-...

Kai von Klitzing, Prof. Dr. med., ist Direktor der Universitätsklinik und -poliklinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik des Kindes- und Jugendalters in Leipzig, Psychoanalytiker für Kinder, Jugendliche und Erwachsene, Mitglied der Schweizerischen Gesellschaft für Psychoanalyse/IPV; Gewählter Präsident der World Association for Infant Mental Health (WAIMH). Forschungsschwerpunkte: Entwicklungspsychopathologie, frühe Kindheit, Familienbeziehungen, Kinder-Narrative, Psychoanalyse...

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Daniel Barth(Hrsg.)

Daniel Barth, Dr. med., Facharzt für Kinder- und Jugendpsychiater und Psychotherapie; Erwachsenen, Jugend- und Kinderpsychoanalytiker; Mitgl...

Daniel Barth, Dr. med., Facharzt für Kinder- und Jugendpsychiater und Psychotherapie; Erwachsenen, Jugend- und Kinderpsychoanalytiker; Mitglied der Schweizerischen Gesellschaft für Psychoanalyse (SGPsa/IPA). 1995/96 Forschungsaufenthalt im Anna-Freud-Center bei Mary Target, psychoanalytische Lesegruppe mit Peter Fonagy von 1995 bis 2000. Schwerpunkt bildet die psychoanalytische Arbeit mit früh gestörten Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen im analytischen Setting. Daniel Barth ist Mit...

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