MERKUR

Heft 01 / Januar 2010

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Karen Horn

Ökonomiekolumne . Wie wird man Nobelpreisträger?

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Zitate:

Ist die Ökonomie überhaupt eine Wissenschaft? In der gegenwärtigen Wirtschaftskrise, die durchaus auch eine Krise der Ökonomen ist, mag man daran zweifeln. Was ist schon eine Wissenschaft wert, die vielen ihrer Denker nicht die Werkzeuge an die Hand gibt, die sie Verwerfungen von dieser Größenordnung frühzeitig hätten erkennen lassen? Die zahlreiche absurde Annahmen treffen muss, um überhaupt irgendwelche Aussagen machen zu können? Deren Anhänger sich zum Teil in mathematischen Glasperlenspielen ergehen? Die in weiten Teilen zu einer Techniklehre verkommen ist, die sich kaum noch länger als echte Sozialwissenschaft begreift und von Philosophie, Soziologie, Politikwissenschaft und Geschichte wenig weiß? "Der Nationalökonom muss Mathematiker sein, Geschichtsschreiber, Staatsmann und Philosoph – bis zu einem gewissen Grade. Er muss Symbole verstehen und in Worten reden. Er muss das Einzelne in Form des Allgemeinen anschauen und Abstraktes und Konkretes im selben Gedankenflug berühren. Er muss das Gegenwärtige im Licht des Vergangenen um der Zukunft willen erforschen. Kein Teil der menschlichen Natur und der menschlichen Einrichtungen darf ganz außerhalb seines Blickfelds liegen. Er muss gleichzeitig zweckhaft und uninteressiert sein; so abseitig und unbestechlich wie ein Künstler, doch manchmal so nah der Erde wie ein Politiker." Ein dermaßen universalistisches Selbstverständnis, wie es der genialische und exzentrische Revolutionär John Maynard Keynes im Nachruf auf seinen Lehrer Alfred Marshall für die Vertreter seines Fachs formuliert hat, ist heute nur noch selten anzutreffen. Freilich sind umgekehrt auch nicht alle Ökonomen Schmalspurtechnokraten, die die wichtigen Fragen gar nicht mehr stellen. Der Vorwurf der Engführung und der Unwissenschaftlichkeit muss insbesondere all jene nicht treffen, die sich ihren Weg außerhalb des Hauptstroms gesucht haben. Derlei zu wagen setzt einen ausgeprägt unabhängigen Geist und Selbstbewusstsein voraus, vielleicht auch das Glück, von der Natur mit einer rebellischen Art ausgestattet zu sein.

MERKUR Jahrgang 64, Heft 728, Heft 01, Januar 2010
broschiert
ISSN: 0026-0096

Autoren in dieser Ausgabe

John R. Searle, Volker Gerhardt, Michael Esders, Gunter Schäble, Wolfgang Ullrich, Karen Horn, Cord Riechelmann, Wolfram Hogrebe, Peter Ulrich, Jakob Hessing, Carlos Widmann, Thomas Frahm, Christian Engelbrecht,


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