Jetzt beklagen fast alle die Symptome einer moralisch enthemmten Wirtschaftsdoktrin. Ihren ideologischen Kern bildete ein Shareholder-value-Denken, auf dessen Linie zweifelhafte Standards guter Unternehmensführung etabliert wurden, die sich in der aktuellen Krise als wesentliche Ursache von schlechtem Geschäftsgebaren großer Aktiengesellschaften entpuppten. Hinzu kamen Geschäftsmodelle der Finanzwirtschaft, die man nur noch ironisch mit der "Greater Fool Theory" (Rainer Stöttner) des Marktes beschreiben kann: Risiken verschleiern, verbriefen und verstreuen – wer kaufte, war selber schuld. Als Treiber wirkte die verbreitete Gier von Investoren nach maximaler Eigenkapitalrendite. Ihr korrespondierten Desintegrationserscheinungen im Selbstverständnis von Verantwortungsträgern der Wirtschaft, die, falsch angereizt durch exorbitante Boni, zwar bei weitem nicht immer, aber eben doch immer öfter den Sinn für den kleinen Unterschied zwischen anständig Geld verdienen und Geld anständig verdienen verloren haben. Eine Individualisierung des Problems greift jedoch zu kurz. Aus wirtschaftsethischer Perspektive geht es stets um die Wechselwirkung zwischen individuellen Haltungen (also persönlichem Ethos) und institutionellen Rahmenbedingungen (also Anreizen und Restriktionen). Verantwortungsvolles Handeln muss zwar individuell aufgrund eines entsprechenden Bewusstseins gewollt sein, aber es muss auch innerhalb der institutionalisierten Zwänge der Selbstbehauptung in der Marktwirtschaft für den Einzelnen zumutbar sein. Deshalb hatten die Ordoliberalen, die sich ursprünglich "Neoliberale" nannten, mit gutem Grund die Rolle des "Marktrandes" hervorgehoben.
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