Das Wort "Einsamkeit" erweckt in unserer Gesellschaft vornehmlich negativ getönte Assoziationen − an leidvoll-depressive Gefühle sozialer Isolation −, aber wer seinen Blick kulturgeschichtlich zu weiten beginnt, stößt doch sehr bald auch auf ganz andere Bedeutungsklänge, die es der Sphäre des Eindeutig-Einseitigen weit entrücken. Neben dem vielstimmigen Chor der Einsamkeitsklagen, der sich seit dem alten Ägypten immer wieder erneuert hat, gibt es auch eine sich durch die Gesellschaftsgeschichte hindurchziehende Kette von Dokumenten positiver Einsamkeitserfahrungen − des Einsamkeitslobs −, beispielsweise bei Heraklit, in der römischen Stoa, bei den frühchristlichen Anachoreten, in vielen Einsamkeitstexten der barocken, klassischen und romantischen Lyrik; bei Arthur Schopenhauer und Friedrich Nietzsche; bei Künstlern, wenn sie die Entstehung ihrer Werke reflektieren; und in den Erlebnisschilderungen moderner Extremsportler über die oft als grandios erfahrene "Einsamkeit des Langstreckenläufers", Bergsteigers oder Drachenfliegers. Natürlich erhebt sich schnell die Frage, ob das eine Wort "Einsamkeit" überhaupt für die Benennung derartig gegensätzlicher Selbsterfahrungen taugt. Was ist denn das Gemeinsame im Positiven und Negativen, das es anzusprechen vorgibt? Und macht es überhaupt Sinn, soziokulturell und existentiell derartig unterschiedliche Formen des Selbsterlebens als Varianten eines Phänomens komparativ zueinander in Beziehung zu setzen? Lassen das die völlig divergenten Kontexte, in denen sie statthaben, überhaupt zu?
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