Kombinationen alter und neuer Kunst waren lange verpönt oder zumindest unüblich. Vor allem hatte damit Probleme, wer im Geist der Avantgarde daran glaubte, dass das Neue unbedingt das Andere sein müsse − in möglichst großem Abstand zu allem Herkömmlichen. Es bestand dann die Befürchtung, die Verbindung mit Altem würde zwangsläufig den revolutionären Impetus − den behaupteten Ausnahmezustand − des Neuen schwächen. Und würde es nicht sogar auf ein bloß ästhetisches Ereignis reduziert, wenn durch eine Gegenüberstellung formale Ähnlichkeiten über Epochen hinweg zum Vorschein kämen? In den letzten Jahren mehren sich jedoch die Hinweise, dass die Logik der Avantgarde bei unterschiedlichen Akteuren des Kunstbetriebs, bei Künstlern nicht anders als bei Kuratoren und Sammlern, an Geltung verliert und daher auch alternative Formen der Anordnung, insbesondere Spielarten eines Crossover der Epochen, ausprobiert werden. Ein paar Beispiele: Schon im Jahr 2001 richteten mit Thomas Huber und Bogomir Ecker zwei Künstler in Düsseldorf das Künstlermuseum ein, in dem sie die Bestände des Städtischen Kunstmuseums nach Themen und unabhängig von einer chronologischen oder gattungsbezogenen Ordnung arrangierten. So hängen hier nun unter der Rubrik "Melancholie" Gemälde von Giorgio De Chirico und Georg Scholz neben einem Bild von Francisco de Zurbarán. Auf der documenta 12 gab es 2007 unter dem Schlagwort "Migration der Formen" erstmals einzelne Werke früherer Jahrhunderte zwischen Zeitgenössischem zu sehen. Auch etliche Museen heben mittlerweile zumindest temporär die vertraute Anordnung nach Stilen und Schulen auf und mischen ihre Bestände mit Werken heutiger Künstler. So bekam Jan Vanriet 2010 insofern eine ungewöhnliche Retrospektive, als er im Königlichen Museum der Schönen Künste in Antwerpen 175 seiner Werke mit rund 150 Exponaten aus der ständigen Sammlung mischen und nach eigenem Gutdünken anordnen durfte. Seine Bilder hingen also zwischen Werken von Jean Fouquet, Peter Paul Rubens und James Ensor. Andere Museen, etwa die Kunsthalle Karlsruhe, ermöglichen Künstlern Eingriffe in die Sammlungsräume oder animieren sie dazu, mit eigenen Arbeiten auf Werke früherer Jahrhunderte zu reagieren. Und während bis vor kurzem nur Kunstsammler an die Öffentlichkeit traten, die sich entweder für alte oder ausschließlich für moderne Kunst engagieren, tauchen neuerdings ebenso Sammler auf, die Werke verschiedener Epochen besitzen. So eröffnete 2010 in Berlin Thomas Olbricht seine Räume, in denen Werke aus der Zeit zwischen dem 16. Jahrhundert und der Gegenwart gezeigt werden. Thomas Rusche, Eigentümer der Sammlung SØR Rusche, bemüht sich an mehreren Orten darum, niederländische Malerei aus dem 17. Jahrhundert mit Arbeiten zeitgenössischer Künstler in einen Dialog zu bringen.
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