MERKUR

Heft 01 / Januar 2011

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Christian Demand

Im Wolfspelz . Michel Houellebecq und Bernard-Henri Lévy haben sich etwas zu sagen

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Zitate:

Volksfeinde ist ein Briefwechsel, den Houellebecq zwischen Januar und Juli 2008 mit dem Philosophen und Publizisten Bernard-Henri Lévy führte. Das ist eine bemerkenswerte Paarung. Im Gegensatz zu dem acht Jahre jüngeren Houellebecq, dessen Karriere erst 1994 mit dem Roman Ausweitung der Kampfzone in Fahrt kam, steht der 1948 geborene Lévy bereits seit mehr als drei Jahrzehnten ständig im Rampenlicht der Öffentlichkeit. Als Schriftsteller, Kolumnist, Verleger, Herausgeber ist er eine der schillerndsten Figuren der intellektuellen Szene Frankreichs und die Marke BHL in den Medien nicht nur der frankophonen Welt ubiquitär präsent. Kosmopolitisch, extrovertiert, gebildet, wohlhabend, elegant, gewandt, eloquent, gutaussehend stellt er in Habitus, Temperament und Auftreten zudem das genaue Gegenteil des im Vergleich dazu provinziell und linkisch wirkenden Houellebecq dar. Auch inhaltlich verbindet die beiden wenig. Lévy sucht, so sehr das mitunter in selbstverliebter Rhetorik und routiniert inszenierter Emphase untergehen mag, in seinen Argumentationen stets Anschluss an grundsätzliche ethische Fragestellungen. Er äußert sich dezidiert zu politischen und sozialen Problemen und sieht sich dadurch ständig in Debatten verstrickt, die nicht allein in der Öffentlichkeit ausgetragen werden, sondern zugleich öffentliche Relevanz für sich beanspruchen können. Houellebecq dagegen kreist ostentativ nur um sich selbst, pflegt das zynische Image des Nichtwählers und Steuerflüchtlings, der sich nicht als teilnehmender Bürger, sondern lediglich als zahlender Kunde des Staates begreift, und er lässt keine Gelegenheit aus, zu betonen, dass er keinerlei über seinen privaten Lebenskreis hinausreichende Verantwortung anzuerkennen bereit sei. Was beide über diese Differenzen hinweg verbindet, ist die Heftigkeit und Emotionalität der Reaktionen, die ihre Person wie auch ihre Thesen in der Öffentlichkeit auslösen. Natürlich bieten sie, jeweils auf unterschiedliche Weise, schon allein durch die markante Selbststilisierung und die bewusst provokant zur Schau getragene Selbstgewissheit eine ideale Angriffsfläche für hämische Kommentare und gehässige Anmerkungen. Lévy und Houellebecq tun nicht allzu viel dafür, besonders sympathisch zu wirken. Auch schwankt die Qualität ihrer Veröffentlichungen mitunter ziemlich heftig. Aber das Maß an Ablehnung, das ihnen seitens ihrer Kritiker entgegenschlägt, geht doch deutlich über das hinaus, was auf dem literarischen Feld im Allgemeinen als normal empfunden wird.

MERKUR Jahrgang 65, Heft 740, Heft 01, Januar 2011
broschiert
ISSN: 0026-0096

Autoren in dieser Ausgabe

Yoram Hazony, Paul Michael Lützeler, Henning Ritter, Friedrich Pohlmann, Wolfgang Ullrich, Christian Demand, Ingo Way, Gerd Roellecke, Lars Bullmann, Rolf Breuer,


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