Man darf getrost davon ausgehen, dass ein Autor wie Gass, der neben Rilke auch Louis-Ferdinand Céline zu seinen Lieblingsautoren zählt, durchaus ein Kalkül hat und den Kontext von Literatur- und Geistesgeschichte kennt, in dem er Kohler Platz nehmen lässt. Adornos Verdikt über Dichtung nach Auschwitz hat Gass durchaus anders verstanden, nicht nur als moralisches Gebot. Paul Celan oder Primo Levi sind berühmt dafür geworden, dass sie es übertreten haben. Doch gerade dadurch waren sie auch Repräsentanten des Verdikts und gaben ihm Wirkmacht. Im intellektuellen Diskurs wurde der Holocaust zum exterritorialen Gebiet, und die Grenzen und Tabus waren lange Zeit von Bestand: die Grenzen des Sprachgebrauchs, die Zuordnung von Klischees, eigene ästhetische Regeln und die Vermeidung jeglicher Kontextualisierung zu anderen Massenmorden, um ja nicht unter Relativierungsverdacht zu fallen.
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