Der deutschen Musikwissenschaft global vorzuhalten, sie habe sich ihrer Rolle im Nationalsozialismus und den daraus sich ergebenden Folgelasten nicht wirklich gestellt, wäre zweifellos ungerecht. Ist doch in den letzten Jahrzehnten so mancher Titel auf den Markt gekommen, der zumindest einen Versuch in diese Richtung hin unternimmt. Zuletzt hat das gewichtige Buch von Thomas Schipperges über Heinrich Besseler deutlich gemacht, dass eine Auseinandersetzung mit dem Thema Musikwissenschaft unter Hitler ihren Namen nur insoweit verdient, als sie sich der überkommenen Frontstellung Apologie versus Anklage verweigert. Die Zeiten, in denen es entweder Nazischweine gab oder antifaschistische Helden − tertium non datur −, sind eigentlich vorbei. Nun belegt der Fall Hans Heinrich Eggebrecht jedoch eindringlich, dass der Diskurs über Musikwissenschaft im "Dritten Reich" noch weit von einer Sprache entfernt ist, die dem Nachwirken jener Vergangenheit heute im Ernst öffentlich gerecht würde. Statt einer Kultur des Zweifels, die sich der Versuchung gerade enthielte, wie in einem Gerichtsprozess über Schuld und Unschuld zu befinden, gibt das Bedürfnis nach Gewissheiten und zweifelsfreien moralischen Verhältnissen weiterhin den Ton an. Darin unterscheidet sich die akademische Welt von den Massenmedien, auf die sie herabsieht, keineswegs grundsätzlich.
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