Wenn am Ende des 20. Jahrhunderts der ironische Habitus wieder anziehend wurde, stellt sich erneut die Frage, wie es dazu kam. Die Kulturkritik, die den neuen Ton wahrnahm, ärgerte sich vor allem: über Koketterie, mangelnde intellektuelle Anstrengung, die Spaßgeneration, die alles verlache und das Handeln zum Spiel entwirkliche. Ein Ende der Ironie wurde gefordert und konstatiert; zuletzt war die Finanzkrise der Grund, uns einen neuen Ernst zu verordnen. Auch der jüngste Ironieschwung ging und geht aber nicht einfach aus Denkfaulheit oder einem Lebensstil hervor, der über alle Tiefen hinweggleitet. So wie das Jahr 1789 für die romantische, steht das Jahr 1989 für die jüngste Ironie. Denn die Jahre nach der Wende mit ihren heftigen politischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Verschiebungen bringen jene psychische Situation hervor, die ironiefördernd wirkt: das Gefühl, sich beim Aufwachen in einer Welt zu befinden, die man nicht kennt. Es war so, schreibt Peter Rühmkorf in seinem Tagebuch dieser Jahre, "als ob die Weltenuhr einen imaginären Zeitsprung nach vorn gemacht hätte und der eigene Wirklichkeitssinn käme nicht mehr geschichtssynchron mit".
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