MERKUR

Heft 05 / Mai 2010

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Karl Heinz Bohrer

Agonales Denken . Über Kurt Flasch

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Zitate:

Die beiden großen philosophiegeschichtlichen Werke Kurt Flaschs setzen charakteristischerweise an die Stelle von Philosophie den Begriff "Denken": Augustin. Einführung in sein Denken (1980) und Das philosophische Denken im Mittelalter (1986). Das ist nicht selbstverständlich! Durchweg alle relevanten Philosophiegeschichten und Übersichten verwenden den Begriff "Philosophie" im Sinne von "Systemangebot". Mit Flaschs Abweichung von dieser terminologisch eingeübten Praxis ist implizit angedeutet, dass es nicht um die Darstellung von Systemen geht, sondern um die Beobachtung von Denkprozessen, und das bedeutet als Konsequenz auch: Das Denken Augustins und das Denken im Mittelalter sollen nicht als eine in sich notwendige quasi geistesteleologische Entwicklung betrachtet werden, sondern als ein kontingentes Ereignis. Mit der Kategorie "Ereignis" bin ich der Spezifik von Flaschs eigenem Denken einen Schritt näher gekommen: Denn seine Ansicht, das Denken der Philosophie sei nicht deduktiv aus einem ersten Prinzip ableitbar, sondern entstehe überraschend aus jeweils unvorhersehbaren historischen Anstößen, hat notwendigerweise zur Folge, dass jede philosophische Station des Mittelalters bei ihm mit dem Introitus "Die geschichtliche Situation" beginnt. Man könnte das für selbstverständlich halten, aber es stellt doch eine sehr dezidierte Abweichung von der Kontinuitätsannahme des philosophischen Begriffs dar: Es ist der Zeitpunkt und die Zeit selbst, die für Kurt Flasch beim philosophischen Denken den Ausschlag geben, durchaus im Sinne des von ihm ansonsten eher distanziert gesehenen Hegel, nämlich seine "Zeit in Gedanken zu erfassen". Zwei Titel verweisen besonders auf eine für Flasch charakteristische Perspektivierung, die sich aus der Betonung von Diskontinuitäten ergibt, nämlich das Agonale zwischen den Denkern: Kampfplätze der Philosophie. Große Kontroversen von Augustin bis Voltaire (2008) und Die geistige Mobilmachung. Die deutschen Intellektuellen und der Erste Weltkrieg (2000).

MERKUR Jahrgang 64, Heft 732, Heft 05, Mai 2010
180 Seiten, broschiert
ISSN: 0026-0096

Autoren in dieser Ausgabe

Henning Ritter, Alfred Gulden, Dirk von Petersdorff, Martin Urmann, Thomas Frahm, Horst Dreier, Kathrin Passig, Markus Knell, Karl Heinz Bohrer, Sanford Schwartz, Wolfgang Marx, Helmut Niemeyer,


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