MERKUR

Heft 05 / Mai 2010

Diese Ausgabe erwerben
Printausgabe vergriffen, Artikel als PDF erhältlich, siehe unten
Sanford Schwartz

Graue Magie . Der Maler Luc Tuymans

« zurück zum Inhalt

Zitate:

Die Kunst Luc Tuymans´ übt eine Art perversen Zauber aus. Der 1958 geborene belgische Maler verfügt über die sonderbare Gabe, die Welt als entkörperlicht, nicht immer entzifferbar und fast immer unheildrohend darzustellen. Er hat Bilder − unter vielen anscheinend disparaten Dingen − von Wassertropfen, einem Knopfloch, Blutflecken, einem Kinderzimmer, einem Mann, der Auto fährt, und Kissen gemalt. Aber er hat auch lebende und tote Personen, Ereignisse und Orte des öffentlichen Lebens als Sujets gewählt. Entweder direkt oder so, dass der Gegenstand nur indirekt erschließbar war, malte er Bilder des Nazi-Oberkommandos und der Konzentrationslager sowie der belgischen Kolonialherrschaft im Kongo. Zu einer Folge von Werken aus dem Jahre 2005 mit dem Titel Proper gehören Gemälde von einem formellen Ball, Condoleezza Rice und dem Blick − wie der einer Sicherheitskamera − auf einen Park, während andere Bilder seiner Ausstellung Ansichten von den Oberammergauer Passionsspielen und der Walt Disney Company zeigen. Doch ob Tuymans sich nun mit Wassertropfen befasst oder mit Staatsmännern, seine Vorgehensweise ist ungefähr die gleiche. In der Regel beruhen seine Gemälde auf Fotografien als Vorlagen und sind oft mit erheblichen Mengen weißer Farbe gemalt; sie zeigen selten eine warme, freundliche Helligkeit oder eine dichte, intensive Dunkelheit, sondern scheinen eher neblig-diffus und farblich gedämpft. Die Bildgrößen sind in den letzten Jahren zuweilen riesig geworden, und auf diesen (wie auf seinen früheren Bildern, die recht klein sein konnten) beschwört er eine beunruhigende und tückische Atmosphäre herauf. Das beruht zu einem Gutteil auf der Art und Weise, wie er Farbe auf die Leinwand aufträgt, was nie mit Elan geschieht oder einem Gefühl der Befreiung, sondern stattdessen mit vielen fügsamen und unverfänglichen kleinen Pinselstrichen, die seine Bilder aussehen lassen, als wären sie neutralisiert und gleichzeitig im Begriff zu explodieren.

MERKUR Jahrgang 64, Heft 732, Heft 05, Mai 2010
180 Seiten, broschiert
ISSN: 0026-0096

Autoren in dieser Ausgabe

Henning Ritter, Alfred Gulden, Dirk von Petersdorff, Martin Urmann, Thomas Frahm, Horst Dreier, Kathrin Passig, Markus Knell, Karl Heinz Bohrer, Sanford Schwartz, Wolfgang Marx, Helmut Niemeyer,


Unser Service für Sie

Zahlungsmethoden
PayPal (nicht Abos),
Kreditkarte,
Rechnung
weitere Infos

PayPal

Versandkostenfreie Lieferung
nach D, A, CH

in D, A, CH inkl. MwSt.
 
weitere Infos

Social Media
Besuchen Sie uns bei


www.klett-cotta.de/im-netz
Facebook Twitter YouTube
Newsletter-Abo

Klett-Cotta-Verlag

J. G. Cotta’sche Buchhandlung
Nachfolger GmbH
Rotebühlstrasse 77
70178 Stuttgart
info@klett-cotta.de