Der Mensch lebt mit einem Leitbild von der Welt. Die alten Ägypter dachten intensiv an die Zeit nach dem Tod und bauten die Pyramiden, während China nach dem Geheimnis der Harmonie suchte. Die Griechen suchten Erkenntnis durch Philosophie, die Israeliten sahen sich als auserwähltes Volk, die Christen fanden Gott im eingeborenen Sohn, das europäische Mittelalter suchte nach Reliquien und führte Kreuzzüge. Die Neuzeit dagegen entwickelte sich immer mehr zu einer Welt der Wirtschaft und des Geldes. Bereits ab dem Renaissancehumanismus, seit Beginn der Neuzeit wird zumindest gespürt, dass die Gesellschaft, wenn sich schon nicht ihre neue Einheit im Wirtschaftssystem findet, sie doch ihre alte Einheit durch die Freiheit des Geldes verliert. Das Zinsverbot war immer der Zaun, der einer Freiheit des Geldes im Weg stand − öffnet man ihn, beginnt eine neue Welt: Das ist etwas, was Shakespeare im Kaufmann von Venedig problematisiert hat. Denn hätte Shylock einen anständigen Zins genommen, anstatt mit christlicher Bigotterie und mit alttestamentlichen Rachegedanken darauf zu verzichten, wäre Antonio und vor allem ihm selbst ein großes Drama erspart geblieben. Shakespeare hat auf jenen Übergang reagiert, der vom mittelalterlichen Zinsverbot zur Legalisierung des Zinsnehmens 1571 in England führte. Warum wehren sich das mittelalterliche Christentum und auch der Islam gegen das Verleihen von Geld gegen Zinsen? Jenseits der theologischen Begründungen existiert eine einfache funktionale Erklärung: Wer entwickelte Geldwirtschaft zulässt, muss seine Herrschaft über die Gesellschaft zumindest teilen, und wenn er nicht aufpasst, ist er schnell Gefangener des Geldes. Wenn das Verleihen von Geld mit Zinsen attraktiv gemacht wird, beginnt der Handel mit Geld, entsteht dafür ein eigener, ein spezieller Warenkreislauf, obwohl das Geld doch nur Tauschäquivalent für sachliche Güter und Dienste sein soll.
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