MERKUR

Heft 06 / Juni 2017

Heft 817

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Zitate aus Merkur, Nr. 817, Juni 2017

Wird Erde, die von so viel Menschenblut getränkt wurde, noch goldenes Korn hervorbringen? Wird der Mais weiterhin duften, wenn er auf Leichen wächst? Werden Frauen, deren Schwestern vergewaltigt werden, Söhne auf die Welt bringen wollen? Diese Fragen stellst sich Hamida, eine junge Muslima vom Dorf mit hinduistischer Abstammung, nach den August-Pogromen im indisch-pakistanischen Grenzgebiet.
Jan M. Piskorski, Flüchtlingsleid und Conditio humana

Um es auf den heiklen Punkt zu bringen: Die Vertreibung der amerikanischen Ureinwohner und ihre Dezimierung durch Mord und Krankheit war schlicht die Bedingung für das, was Marx als effektiven Antikapitalismus identifiziert.
Matthias Rothe, Die Haudenosaunee und Marx

Will man verstehen, wie die Gleichheit vor dem Gesetz (Artikel 3 des Grundgesetzes) im Verfassungsrecht der Bundesrepublik verstanden wird, muss man sich nur einige prägende Aspekte des bundesrepublikanischen Sozialmodells bewusst machen: Die gewaltsame Homogenisierung der deutschen Gesellschaft im Nationalsozialismus hatte zur paradoxen Folge, dass die verfassungsrechtlichen Verbote der Diskriminierung nach Herkunft, Rasse, Sprache, Heimat und Abstammung in der Bundesrepublik nur eine geringe Rolle spielten: Schließlicht gab es kaum noch politisch-sozial bedeutsame Minderheiten.
Florian Meinel, Gleichheitsschutz für die Mehrheit

Wenn man zwischen Populärkultur und Pop unterscheidet, dann verliert das Phänomen Trump etwas von seinem Weltuntergangsschrecken. Versteht man unter dem Populären zunächst das quantitativ Erfolgreiche, so ist mit Thomas Hecken daran zu erinnern, dass es Hillary Clinton war, die den popular vote gewann. Das Populäre des Populismus wechselt das Register von der großen Zahl zur qualitativen Einheit, von der Masse der Wähler Clintons oder des Trump-Publikums zum »Volk«.
Heide Volkening, Popkolumne

Dass nichtsdestotrotz regelmäßig Publikationen auf den Markt kommen, die ausdrücklich eine designtheoretische Vogelschau anstreben, spricht nur so lange gegen diesen Befund, wie man sie nicht auch lesen muss. Erschreckend viele Autoren auf diesem Feld neigen nämlich zu der Fehleinschätzung, es stelle bereits eine Orientierungsleistung dar, wenn man mit großem Zeremoniell seinen privaten Zettelkasten öffentlich ausbreitet.
Christian Demand, Designkolumne

Wie Sie wirklich zu Marx stehen, das zeigt sich in Ihrem Verhältnis zum Kapital. Auf den jungen Marx kann sich jeder berufen; er ist, so wird gesagt, kämpferisch, leidenschaftlich und humanistisch, philosophisch, politisch und romantisch  ... Aber wie stehen Sie zum – ja: schon die Benennung ist strittig und daher aussagekräftig – wie stehen Sie zum alten, zum späten, zum reifen Marx? Und was halten Sie vom Kapital?
Patrick Eiden-Offe, Der alte Marx

Ein Blick auf die Rezeption zeigt, dass Yanagiharas Roman wie zuvor erschienene literarische Großprojekte als erzählerischer Extremsport genossen wurde. Auch in diesem Fall kam es zu Kurzschlüssen zwischen Quantität und Qualität: Auch dieses sehr dicke Buch wurde als ein Grenzen überschreitender Text gelesen, der »sich traut, große Fragen zu stellen«.
Julika Griem, Ein wenig Leben

Ein anderes Amerika? Vor Trumps Ankunft am Gipfel der (Welt)Macht haben sich das viele gefragt – und danach ist man keinen Deut klüger. Trump bleibt ein vielsilbiges Rätsel, aus seinem Rede- und Twitter-Fluss schlau zu werden, fällt selbst Insidern schwer. Vieles geht durcheinander, alles Mögliche zeichnet sich ab, und manche Urteile sind, kaum geäußert, schon wieder überholt. Dass unter solchen Umständen die Geschichte befragt wird, verwundert nicht. Aber welche?
Wolfgang Fach, The Man Who Would Be King

Ich öffne das Fenster, rechts von mir scharrt es leise. Ein Täuberich sieht mich an. Er fliegt nicht weg, er kommt vielmehr näher, vorsichtig setzt er einen Schritt vor den anderen, lässt dabei niemals Zweifel daran aufkommen, dass er gerne die Rosinen aufpicken würde, die für die Amseln auf der Fensterbank bereitliegen. Tauben sind sicher die einzigen Vögel, die dem Blick eines Menschen nicht nur standhalten, sondern ihn sogar niederstarren können.
Günter Hack, Heimat der Tauben

Geht man davon aus, dass Mann und Frau sich hier gegenseitig fotografiert haben, ist zwar nicht mehr zu klären, wem genau die Bildeinfälle zu verdanken sind, wohl aber lässt sich erahnen, dass ein gewöhnliches Wohnzimmer der Freikörperkultur genügend Landschaftsersatz bieten kann, um als dankbare Kulisse für einen kleinen Sündenfall zu dienen. Das Paradies in den eigenen vier Wänden ist sowieso das einzige, von dem wir verlässlich wissen, dass es existiert.
Harry Walter, Doppelporträt

MERKUR Jahrgang 71, Heft 817, Heft 06, Juni 2017
104 Seiten, broschiert
ISSN: 0026-0096

Autoren in dieser Ausgabe

Jan M. Piskorski, Matthias Rothe, Florian Meinel, Heide Volkening, Christian Demand, Patrick Eiden-Offe, Julika Griem, Wolfgang Fach, Günter Hack, Harry Walter,


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