Manche der großen Themen von öffentlichem Interesse, zu denen Historiker jenseits aller fachinternen Richtungskämpfe etwas beizutragen hätten, sind leicht identifiziert: das Verhältnis religiös geprägter Gesellschaften zueinander, insbesondere das von christlicher und islamischer Welt; die Geschichte des Kapitalismus, auch die seiner verschiedenen Spielarten, im Horizont globaler Expansions-, Transfer- und Abwehrprozesse; die Aufklärung und ihre Weltwirkungen bis heute; die wechselnden Herausforderungen durch Umweltkrisen und die Veränderung von Umweltbewusstsein; Voraussetzungen und Folgen von Revolutionen und Bürgerkriegen; Weltordnungsmodelle in Theorie und Praxis und die Dialektik von Ordnung und Unordnung (vor allem "failed states"); die Entwicklung kultureller Globalisierung mit einem besonderen Blick auf Medientechnologien und die weltweit operierende Kulturindustrie; die kulturelle Autorität von Wissenschaft und Expertentum und ihre politischen Konsequenzen ("Verwissenschaftlichung des Sozialen"). Manche alten Themen treten in den Hintergrund, andere werden wiederentdeckt und neu definiert. Ein Beispiel dafür ist die sogenannte Industrielle Revolution. Man hatte sie fast schon vergessen und ins Abiturwissen weggepackt, denn es schien ja alles klar zu sein (und so klar und simpel ist es immer noch für Ian Morris): In England erfanden einige kluge Köpfe nach etwa 1760 die Dampfmaschine, und bald ratterten die Baumwollspinnmaschinen, schnaubten die Dampfschiffe und keuchten die Eisenbahnen. Großbritannien wurde ein reiches Land (mit Ausnahme der Industriearbeiter) und beherrschte etwa ein Jahrhundert lang Weltmeere und Weltmärkte. Die Kontinentaleuropäer und Nordamerikaner, später auch die Japaner, schauten sich das eine Weile an und machten es dann nach. Aus der einmaligen Industriellen Revolution wurde eine breite Industrialisierung. Um 1890 war die Welt ins Industriezeitalter eingetreten. Wer bis dahin den Sprung zu den neuen Technologien nicht geschafft hatte, war dazu verurteilt, in kolonialer oder halbkolonialer Abhängigkeit zur späteren "Dritten Welt" zu werden. Dieses konventionelle Bild ist aus unterschiedlichen Richtungen angefochten worden.
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