Domenico Losurdo ist ein Autor von gespenstischer Produktivität. Allein die umfangreichen Monographien des an der Universität Urbino lehrenden, 1941 geborenen Philosophiehistorikers zu Kant, Fichte, Hegel, Marx, Lukàcs und Gramsci würden für mehr als eine akademische Karriere reichen. Angesichts des Umstands, dass seine Referenzautoren bevorzugt dem Umfeld des Deutschen Idealismus und seiner engeren Filiationen entstammen, ist die Spannweite der Themen, die er aus dieser Perspektive in den Blick bekommt, kaum weniger erstaunlich. Losurdo, seit fast zwanzig Jahren Mitherausgeber der marxistisch ausgerichteten philosophischen Halbjahresschrift Topos, hat umfangreiche Beiträge zur deutschen Revisionismusdebatte verfasst, eine Geistesgeschichte des Liberalismus, eine Stalin-Biographie, eine vergleichende Bilanz der Revolutionen in Russland und China, er hat Bücher über Universalismus und Ethnozentrismus geschrieben und über Heidegger als Ideologen des Krieges. Zuletzt ist in Italien eine Ideengeschichte des Gewaltverzichts von Tolstoi bis zum Dalai Lama erschienen. Dass er nicht nur als Wissenschaftler, sondern auch als kämpferischer Linksintellektueller ein unermüdlicher Arbeiter ist, beweist Losurdo in seinem Weblog, in dem er das aktuelle politische Weltgeschehen regelmäßig ebenso ausführlich und ingrimmig kommentiert wie die Reaktionen seiner Leser. Was seine geistes- und ideologiegeschichtlichen Arbeiten besonders auszeichnet, sind eine unaufgeregt konzentrierte, auf jeden akademischen Theaterdonner verzichtende Prosa, stupende Quellenkenntnis und argumentative Gründlichkeit. Am eindrucksvollsten führt er diese Tugenden in seinem bisherigen Opus magnum vor, einer zweibändigen Nietzsche-Monographie, mit der er den ambitionierten Versuch unternimmt, die gesamte intellektuelle Entwicklung des Philosophen vom Frühwerk bis zu den späten Fragmenten mit einer kritischen Bilanz seines Denkens zu verbinden. Das Buch, 2002 in der italienischen Erstausgabe erschienen, stieß fast durchgehend auf wohlwollende bis begeisterte Resonanz. Selbst zurückhaltendere Rezensenten billigten Losurdo zu, ein Standardwerk vorgelegt zu haben. So viel geballte Sympathie für ein immerhin gut tausendseitiges, in strengem Ernst vorgetragenes philologisches Exerzitium ist angesichts der unübersehbaren Fülle weit kurzweiligerer Sekundärliteratur erstaunlich.
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