Die zur Erziehungswissenschaft aufgeputzte Pädagogik hat ihre Chance gehabt; und schlecht genutzt. Von den Gesetzen der Pädagogik, die Hellmut Becker mit großer Geste in Aussicht gestellt hatte, ist kein einziges entdeckt worden, und es sieht auch nicht danach aus, als würde sich das demnächst ändern. Die Pädagogik ist eben keine Wissenschaft, nicht einmal eine Erfahrungswissenschaft, sondern das, was Platon eine "tribé tis" nannte, eine gewisse Betriebsamkeit, Gerieben- und Durchtriebenheit, mehr nicht. Den Großen Auftritt hatte sie immer dann, wenn es ums Wortemachen ging: Statt von der Allgemeinbildung sprach sie lieber von den extrafunktionalen Fähigkeiten, die dann der Reihe nach in Schlüsselqualifikationen, Bildungsstandards oder Basiskompetenzen umgetauft wurden. Was hat uns das gebracht? Hat es uns Kosten erspart, Pisa verhindert oder dem Bildungsschlaraffenland, das auszumalen die Berufspädagogen nie müde geworden sind, auch nur einen Schritt näher gebracht? Der Fortschritt zur Bildungsgesellschaft war ja doch immer an die restlose Entfesselung der Produktivkräfte gebunden: Erst der Überfluss werde den Sprung ins Reich der Freiheit möglich machen und erlauben, "den bisherigen geistigen Besitz einer Minderheit endlich für alle Kinder des Volkes zu öffnen", so seinerzeit der Frankfurter Pädagogikprofessor Heinz-Joachim Heydorn. Wer glaubt das noch? Wahrscheinlich hätte man sich den ganzen, gewaltig teuren Aufwand für eine Schulreform an Haupt und Gliedern sparen können, wenn man sich auf ein paar realistische Ziele beschränkt, die aber dann auch konsequent angesteuert hätte: die Lehrer gründlich auszubilden, genug von ihnen einzustellen und den laut Lehrplan vorgesehenen Unterricht tatsächlich auch zu erteilen − dem ärgerlichsten von allen Missständen also einfach dadurch abzuhelfen, dass man sich an die Vorschrift hält. So handfeste, theoretisch unattraktive Forderungen waren aber nichts für ein Fach, das den verrückten Ehrgeiz entwickelt hatte, die Schule immer wieder neu zu erfinden.
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