Per Leo schreibt über Rechtspopulismus, vor allem in den USA, und den Umgang damit. Bodo Mrozek zeigt, dass die – regional verwurzelten – „Somewheres“ zumindest in der Popkultur schon sehr lange international orientiert sind. Und in gleich zwei Texten geht es um die EU: einmal um ihren Supra-, einmal um ihren potentiellen Supernationalismus.
INHALT
ESSAY
Emily Witt
Pain Killer
Über die Opioid-Krise in Nordamerika
S. 5
Per Leo
Der Nate-Silver-Schock
Ein transatlantischer Spiegelblick auf den Rechtspopulismus
S. 18
Bodo Mrozek
Von Anywheres und Somewheres
Das »Heimatbedürfnis der einfachen Menschen« ist ein ahistorisches Konstrukt
S. 32
Jonas Grethlein
Platon in Therapie
S. 48
KRITIK
Corey Robin
Eric Hobsbawm: Ein Kommunist erklärt die Geschichte
S. 63
Eckhard Nordhofen
Die Tragik des Protestantismus
S. 71
MARGINALIEN
Dirk Jörke
(Supra)Nationales Europa
S. 83
Moritz Rudolph
Eurofaschismus – Wer gegen ihn ist, könnte für ihn sein
S. 90
Souleymane Bachir Diagne
Afrikanische Philosophie und die Sprachen Afrikas
S. 94
Merkur, Nr. 843, August 2019
Emily Witt erzählt die schier unglaubliche Geschichte des als „Opioid-Krise“ verharmlosten Arzneimittelskandals in den USA, der Hunderttausende das Leben gekostet hat und noch weiter kostet. Ausgehend von Erinnerungen an seinen eigenen US-Aufenthalt beim Schüleraustausch, denkt
Per Leo über Rechtspopulismus vor allem in Amerika nach. In der ohnehin problematischen Debatte um kosmopolitische „Anywheres“ und lokal verwurzelte „Somewheres“ stimmt, wie
Bodo Mrozek zeigt, eine Prämisse definitiv nicht: In der Popkultur waren es schon früh gerade die „Somewheres“, die sich international orientierten. Und
Jonas Grethlein zeigt, warum man es sich angesichts neuerer neuropsychologischer Forschung mit der Vorstellung von Platons Kunstfeindschaft nicht zu leicht machen sollte.
Kaum ein gutes Haar lässt
Corey Robin an Richard Evans' Biografie des Historikers Eric Hobsbawm – was ihn aber nicht daran hindert, dessen aufregendes Leben und Werk in einem kundigen Text vorzustellen.
Eckhard Nordhofen denkt im Dialog mit einem Buch des Theologen Ingulf Dalferth über das Christentum als Schriftreligion nach.
Dirk Jörke nimmt sich die Federalist Papers – und untersucht, wie sich die supranationalen und die nationalen Tendenzen der EU dazu ins Verhältnis setzen lassen. Auch
Moritz Rudolph blickt auf die EU. Er warnt mit geschichtshistorischem Blick davor, dass sich die EU am Ende als Trojanisches Pferd eines neuen exkludierenden Supernationalismus erweisen könnte.
Souleymane Bachir Diagne fragt im Vergleich von Aristoteles und afrikanischer Philosophie, wie sehr das Denken von der jeweiligen Sprache abhängig ist. Und
Robin Detje sitzt am Rand des Sommerlochs und blickt Katastrophen entgegen.