Freiheit an der alten, in vieler Hinsicht obrigkeitsstaatlichen Universität, habe ich unterstellt, war eine durch Widerrede gegen Autorität und Traditionen gewonnene Freiheit, deren besonderes Pathos in dem mit der Widerrede bewusst angenommenen Risiko lag. Die Freiheit der sozialdemokratisierten Universität ist die Freiheit jener einsamen Gelehrten, denen bestimmte Territorien und eine Welt der schwachen Konturen überlassen worden sind. Sie fühlt sich so tautologisch an wie gewerkschaftlich ausgehandelte Achtunddreißigstundenwochen in einer Zeit der Unterbeschäftigung. Statt Glück und Euphorie aus der vor einem liegenden Möglichkeit zu gewinnen, die Welt durch Gedanken zu verändern und zu formen, geht Verunsicherung und am Ende auch lähmende Angst aus von der Freiheit an der sozialdemokratisierten Universität. Das kann Wilhelm von Humboldt nicht im Sinn gehabt haben bei seiner Beschreibung der Hochschule als ausschließlich der Hervorbringung von neuem Wissen gewidmetem Ort. Denn selbst unter der nüchternsten aller Perspektiven verfügen zumindest jene Wissenschaftler, die auf unbefristeten oder gar Lebenszeitstellen angekommen sind, in Humboldts Sinn über ein Maß an Freiheit, das sich woanders in den Gesellschaften unserer Gegenwart kaum finden lässt. Doch nur selten stiftet diese Freiheit noch jene Freude, die unsere Gedanken beschleunigen, intensivieren und mit Konturen versehen kann. Statt denkend und mit der eigenen Vorstellungskraft spielend nach neuen Horizonten zu streben, achten die jungen Gelehrten eben auf das, was nicht gehen soll, auf die Gräben, die ihre Territorien umgeben, begrenzen und beschreiben.
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