Der Wohlfahrtstaat lebt von Empfindlichkeiten und von der fast beliebigen Beschaffbarkeit von Gründen dafür, unterstützungswürdig zu sein. Das gilt auch für die sogenannte Zivilgesellschaft, deren Einrichtungen fast alle über kurz oder lang um staatliche Beihilfe nachsuchen. Der Stolz, einen Aufbau von Strukturen ohne jedwede staatliche Unterstützung bewerkstelligt zu haben, ist nicht weit verbreitet. Noch die Mäzene plädieren für steuerliche Absetzbarkeit ihres Engagements. Was immer geschieht, erhebt den Anspruch kollektiver Zustimmung und entsprechender Förderung. Der Erwachsene im Sinne einer Person, die indifferent gegen die politische Nichtberücksichtigung ihrer Lebensweise ist, verschwindet. Seine "Identität" findet der Bürger inzwischen viel mehr in kollektiv gedeckten Erwartungen als darin, was ihm alltäglich widerfährt. Der Staat soll ihm sagen, was er ist: Angehöriger der Unterschicht oder der Elite, Frau, Migrant, Leistungsträger mit Anspruch auf Steuernachlass, Bauer, Exzellenzforscher und so weiter. Der Staat sagt es ihm durch Zahlungen und Rechte. Die Vorstellung älterer Lagen, die man in Romanen des 19. Jahrhunderts und noch bei Joseph Roth finden kann, der Staat sei irgendwie allmächtig, aber fern, ist vollkommen verblasst. Und mit ihr die Haltung, man könne ein gutes Leben ohne Inanspruchnahme der Wohlfahrt führen.
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