Nicht-Mitmachen . Dass der kritische Intellektuelle ein Außenseiter zu sein hat, einer, der nicht mitmacht, daran besteht für Theodor W. Adorno kein Zweifel. Denn Mitmachen gilt dem Autor der gegen Ende des Zweiten Weltkriegs begonnenen Minima Moralia als "Maske fürs stillschweigende Akzeptieren des Unmenschlichen". Als Adorno dies schreibt, ist der NS-Staat noch nicht besiegt. Im Wort Mitmachen klingt noch der Mitläufer nach; das rechtfertigt die moralische Verwerfung des Konformismus. Der Außenseiter, so ließe sich folgern, wäre also die moralisch gerechtfertigte Gestalt schlechthin. Gerade in dieser Auffassung sieht Adorno eine Gefahr: sich für besser zu halten als die anderen. "Während er danach tastet, die eigene Existenz zum hinfälligen Bilde einer richtigen zu machen, sollte er dieser Hinfälligkeit eingedenk bleiben und wissen, wie wenig das Bild das richtige Leben ersetzt. Solchem Eingedenken aber widerstrebt die Schwerkraft des Bürgerlichen in ihm selber." Die Reflexion ist in mehrfacher Hinsicht irritierend. Nicht nur wird die angedeutete Selbstkritik durch den Hinweis auf den eigenen Konformismus ("Schwerkraft des Bürgerlichen") relativiert, vor allem bleibt der ungeheure Anspruch, die eigene Existenz zum Bilde des richtigen Lebens zu machen, von der Kritik ausgenommen. Der Anspruch ist aber kein geringerer als der des Heiligen, der seine Abkehr von der Welt dieser vorhält. Im Nicht-Mitmachen würde also das alte Motiv der Askese aufscheinen. Wäre der Außenseiter ein moderner Heiliger, der das eigene Ich an die Stelle Gottes gesetzt hat?
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