Postskriptum: Die Postfeministin fragt sich nun, was bleibt von dieser Frau und ihren unkonventionellen Begehrlichkeiten, ihrer freimütigen Rede über die Wonnen und Abgründe der Liebe, ihrem Spiel mit den Geschlechterrollen? Alles erreicht, alles erledigt? Die Sache mit der Ehe als dem Hort weiblicher Knechtschaft hat sich bei uns zumindest auf rechtlicher Ebene erledigt. Aber haben sich die Imaginationen vom Männlichen und vom Weiblichen grundlegend verändert? Trotz Frauenbewegung, Frauenwahlrecht, Gleichstellung und Frauenquote? Trotz der Pluralität der Lebensstile und der Privatisierung der Sexualmoral? Hat sich die hartnäckige Aufspaltung der Frau in Madonna und Hure verflüchtigt? Ist Mütterlichkeit von Frauen gegenüber Männern womöglich ein Ausweichmanöver von beiden Seiten im Beziehungsspiel, weil Liebe auf Augenhöhe selten funktioniert und weibliches Begehren damit neutralisiert werden kann? Würde heute eine prominente Frau in der Öffentlichkeit geschätzt werden, die Mann und Kinder verlässt und in der Folge mit sechs weiteren Geliebten lebt, die allesamt jünger sind? Einer Frau, die obendrein noch lautstark an den Tabus der Geschlechterordnung rüttelt und öffentlich über Sexualität redet? Können wir uns denn vorstellen, nach vollbrachter Quote in den Führungsetagen, dass die Topmanagerinnen etwa die Idee einer Versicherung aufgreifen und die besten Mitarbeiterinnen mit einer Dienstreise ins eigens dafür angemietete Grandhotel belohnen, um ein Wochenende besonderer Art mit exklusiv engagierten Liebesdienern zu verbringen? Was wollen wir denn nun, Männermoral oder Frauenmoral, oder nichts davon oder beides oder ganz etwas Neues? Sicher scheint zumindest, dass das apollinische Prinzip immer noch heftig mit dem dionysischen zu ringen hat, auch hundertvierzig Jahre nach Nietzsches Tragödienschrift.
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