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PDP - Psychodynamische Psychotherapie, 2019, Jg. 18, Ausgabe 2

PDP - Psychodynamische Psychotherapie, 2019, Jg. 18, Ausgabe 2

In Memoriam Professor Dr. Harald J. Freyberger

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Bibliographische Angaben


1. Auflage, Erscheinungstermin: 15.06.2019
ISSN print: 1618-7830 / ISSN digital: 2625-0772

Details


Editorial
In Memoriam Professor Dr. Harald J. Freyberger
Formate: pdf, html
Rainer Richter
Seite 65 - 67
Originalarbeiten
Der therapeutische Prozess in der PDP
Beginn und konstitutive Merkmale

Den Beginn des therapeutischen Prozesses in der Psychoanalyse zu definieren, scheint vergleichsweise einfach. Es besteht ein hoher Konsens, dass das Entstehen einer Übertragungsanalyse hierfür das entscheidende Merkmal sei. Dennoch wurde dieses Konzept auch schon als »reif für den Ruhestand« bezeichnet. In der Psychodynamischen Psychotherapie (PDP) fehlt es an solcher Einheitlichkeit, mag sie auch kritisiert sein. Hier werden sechs Merkmale vorgeschlagen und diskutiert, die auf unterschiedliche Weise zum Konzept eines Therapieprozesses in der PDP beitragen können. Es handelt sich dabei (1) um den inhaltlichen Zusammenhang von Sitzungen im Therapieverlauf, (2) den inneren Dialog mit dem Therapeuten in dessen Abwesenheit, (3) die Entwicklung, dass der Patient sich selbst zum Objekt seiner Wahrnehmung nimmt, (4) das Zurücktreten der initialen Symptomatik, (5) ein erstes gemeinsames Lachen von Patient und Therapeut (Humor) sowie (6) den Punkt der Therapie, an dem der Therapeut sich auf seine Gegenübertragung zu verlassen beginnt.

The definition of the starting point of a psychotherapeutic process in psychoanalysis is seemingly easy and precise: the process starts with the establishment of the transference analysis. Nevertheless, this statement has been called a ›concept ready for retirement‹. In Psychodynamic Therapy (PDT) even such a widely accepted although criticized concept is lacking. This paper proposes and discusses six marks (phenomena) in the course of a therapy, which could contribute to a concept of the therapeutic process in PDT. (1) Singular sessions begin to show a common content, (2) a continuous inner dialogue with the absent therapist is established, (3) the patient starts to make himself an object of his own perception (therapeutic ego splitting), (4) the initial symptoms begin to decrease, (5) patient and therapist start to laugh together (sense of humour), (6) the therapist realizes the beginning of a reliable countertransference for the individual patient.

Schlagworte: Therapieprozess, therapeutic process, Intersessions-Prozess, Übertragungsanalyse, innerer Dialog, therapeutische Ich-Spaltung, inter-session-process, transference analysis, inner dialogue, therapeutic ego-splitting
Formate: pdf, html
Sven Olaf Hoffmann
Seite 68 - 75
Ein akzentuierter Blick auf die Psychotherapie in der Psychiatrie

Nach einer kurzen Skizzierung der Psychiatrie während der Nazizeit wird die Entwicklung der Psychotherapie in der Nachkriegszeit dargestellt. Es wird ausgeführt, dass die Psychiatrie in ihrer Orientierung an der US-amerikanischen Psychiatrie die biologische Perspektive fokussiert hat und erst nach der Psychiatrie-Enquete in Deutschland sich zunehmend psychotherapeutische Handlungsansätze mit einer Spezialisierung auf verhaltenstherapeutische Konzepte herausgebildet haben. In diesem Zusammenhang wird aufgezeigt, dass auch psychotherapeutische Behandlungsansätze dazu beitragen, dass Menschen zu früh und zu lange pathologisiert werden. Die gesellschaftlichen, fachwissenschaftlichen und individuellen Faktoren, die zu diesem Prozess entscheidend beitragen, werden diskutiert. Es wird argumentiert, dass die Psychotherapie vorrangig die Beseitigung bzw. Linderung von Symptomen fokussiert und damit bewusst oder unbewusst eine Anpassung der Individuen forciert. Eine Sichtweise, die psychische »Abweichungen« im Erleben und Verhalten als Widerstand gegenüber gesellschaftlichen Verhältnissen versteht, wie sie lange von der Psychoanalyse eingenommen worden war, wird so über Bord geworfen. Abschließend werden die grundlegenden Ansätze diskutiert, die sich aus der Orientierung an psychodynamischen, diagnostischen und therapeutischen Ansätzen ergeben. Diese sind die Suche nach dem Sinn der Symptomatik sowie den biografischen Faktoren, die für ihre Entwicklung von Bedeutung sind, sowie die Betonung des Beziehungsaspektes in der Therapie.

After a short sketching of the psychiatry during the years of National Socialism, the developement of the psychotherapy during the years after the Second World War is shown. It is argued that the German psychiatry is oriented at the biological perspective of the US-psychiatry and only after the implementation of the psychiatry-enquete in Germany, psychotherapeutic approaches slowly increase with a main emphasis on behavioral therapy. In this context it is shown that psychotherapeutic approaches also contribute to the process of pathologizing the patients too early and too long. The political and scientific factors as well as the clinical reasons which have an important influence on this process are discussed. It is argued that psychotherapy mainly focusses on symptoms with the aim to alleviate or remove them and foster with this action more or less unconsciously the adaptation of indivuals to the social conditions. Psychoanalysis understood deviations in behavior or experience for a long time as an expression of resistance against those social conditions; this perspective is abandoned. Finally the basic approaches are discussed which result from an orientation at psychodynamic diagnostic and therapeutic concepts. This is the search for sense as well as for biographical factors which are important for the development and to emphasise the relationship in the therapeutic process.

Schlagworte: Psychotherapie, Psychotherapy, Gesellschaftliche Einflüsse, Pathologisierungsprozesse als Anpassung, Symptome als Widerstand, pathologize, adaptation of social conditions, social circumstances, symptoms as resistance
Formate: pdf, html
Wolfgang Schneider
Seite 76 - 87
Licht- und Schattenseiten psychotherapeutischer Arbeit
Harald J. Freybergers Wirken als Psychotherapeut und Psychotherapieforscher

Der Beitrag würdigt das wissenschaftliche Werk Harald J. Freybergers (1957–2018) im Bereich der Psychotherapie und zeigt zunächst seine Beiträge zum Verhältnis der Psychotherapie zur Psychiatrie und deren Stellenwert auf. Nicht zuletzt begründet durch die große Bedeutung von Gruppen in der Psychiatrie wird das Potenzial von Gruppen diskutiert, das Freyberger in der Praxis und in der Ausbildung stets förderte. Überlegungen zur Struktur und zur Optimierung des psychotherapeutischen Versorgungssystems speziell aus ärztlicher Sicht waren weitere Schwerpunkte der Forschung, ebenso wie die Aus-, Fort- und Weiterbildung von Psychotherapeuten, etwa im Rahmen des Forschungsgutachtens im Auftrag des BMG. Die Verarbeitung traumatischer Erfahrungen, insbesondere in gesellschaftlichem Kontext, war immer ein Thema der Forschung von Harald Freyberger. Es erstaunt deshalb nicht, dass er sich zuletzt auch intensiv mit traumatischen Nebenwirkungen von Psychotherapie befasste.

This article highlights the scientific work of Harald J. Freyberger (1957–2018) in the field of psychotherapy and begins with his contributions touching the relationship of psychotherapy and psychiatry and the significance of psychotherapy in the field of psychiatry. Based on the high importance of groups within psychiatric institutions, the potential of groups is discussed. This was intensively promoted by Freyberger through his practice and training. Reflections related to the structure of the psychotherapeutic health system and its optimization – specifically from a medical point of view – was another field of his research as well as psychotherapeutic training, e. g. mirrored by his cooperation in the research expertise about psychotherapeutic training initiated by the German Ministry of Health. Processing of traumatic experience, especially in a societal context, has always been an important issue in Freyberger’s research. Not surprisingly he recently was intensively involved in studies of traumatic side effects of psychotherapy.

Schlagworte: Ausbildung, Psychiatry, Training, Psychiatrie, Gruppenpsychotherapie, Psychotherapie, Psychotherapy, Versorgung, group psycho­therapy, health service
Formate: pdf, html
Bernhard Strauss
Seite 88 - 96
»Alleinsein ist gut – dann kann man nicht alleingelassen werden«
Über die Verlassenheit eines begabten Menschen und den Weg einer Begegnung

Bei der Durchführung von Psychotherapien stellt sich die Frage nach Veränderungsmöglichkeiten, erreichbaren Zielen und der hoffentlich günstigen Prognose, was nicht zuletzt im Gutachterverfahren einen wesentlichen Stellenwert einnimmt. Im Alltag ist man als Therapeut aber auch häufig konfrontiert mit erheblich beeinträchtigten, langjährig erkrankten Patienten mit komorbiden Störungsbildern und Chronifizierungen, die wenig Aussicht auf wesentliche symptomatische Besserung haben, aber möglicherweise dennoch gut von einer längerfristigen, haltgebenden Psychotherapie profitieren. Mit der Kasuistik soll ein solcher Fall dargestellt werden: Bei dem Patienten wurde eine ambulante Langzeittherapie mit 100 Sitzungen in zweiwöchentlichem Abstand und darauffolgend vierwöchentlichen Sitzungen über vier Jahre durchgeführt. Der dargestellte Verlauf der Behandlung ermöglichte dem Patienten die Wahrnehmung eigener positiver, aber auch belastender Gefühle und eine Akzeptanz der eigenen Bedürfnisse, was seine Alltagsbewältigung nur mäßig verbesserte, allerdings ist die von ihm neu erfahrene Lebensfreude und eine sichtbare Lebendigkeit ermutigend in der Arbeit mit schwer beeinträchtigten Patienten.

During psychotherapy several questions arise; what are the possibilities of change for the patients, what are the goals of the psychotherapy and is there a good prognosis? This final question is the main subject during the expert’s report. In their daily work therapists often meet patients with complex psychopathology, comorbidity and chronification, who have only a limited chance of a significant improvement, but get great benefit from long-term supportive psychotherapy. This case study will present a patient, who underwent a long-term psychotherapy with 100 meetings initially every two weeks and afterwards monthly meetings for the following four years. The treatment helped the patient to realize his own positive but also negative emotions and to accept his own needs. Although his life management did not significantly improve, he developed a new love of life and a remarkable liveliness. A result that offers great encouragement to continue working with such complex patients.

Schlagworte: therapeutische Beziehung, Persönlichkeitsstörung, Psychodrama, therapeutic relationship, personality disorder, haltgebende Langzeitpsychotherapie, long-term psychotherapy
Formate: pdf, html
Ute Siebel-Jürges
Seite 97 - 104
»Oh Deutschland, bleiche Mutter!«
Harald J. Freyberger interviewt seinen Vater
Formate: pdf, html
Harald J. Freyberger, Hellmuth Freyberger
Seite 105 - 113
Wendepunkte in der psychodynamischen Psychotherapie

Der Beitrag umschreibt auf der Basis einer kleinen empirischen Befragung von Psychotherapeuten Wendepunkte in psychodynamischen Behandlungsprozessen. Es werden Phasen von Stagnation, Irritation und Beziehungsbrüchen vor dem Wendepunkt beschrieben. Die Bedeutung der therapeutischen Beziehung wird hervorgehoben. Außerdem wird beschrieben warum sowohl längere Phasen, in denen scheinbar wenige Veränderungen stattfinden, ihre Wichtigkeit haben als auch warum das Heraustreten aus bisherigen Konzepten und therapeutischen Haltungen bedeutsam ist. Die Psychotherapieliteratur bezeichnet Wendepunkte im komplexen intersubjektiven Raum der Patient-Therapeut-Beziehung als »Gegenwartsmomente« – diese werden von den Autorinnen ausführlich beschrieben.

In this contribution the authors describe turning points in psychodynamic treatment processes on the basis of a small empirical questionnaire. The participants are psychotherapists who report phases of stagnation, irritation and relationship breaks before the turning point. The importance of the therapeutic relationship is emphasized. The authors explicate why longer therapy phases, in which apparently little perceptible changes occur, are important and why stepping out of usual concepts and therapeutic attitudes is crucial. According to psychothe­rapy literature, turning points can be described as »now moments« in the complex intersubjective space of the patient-therapist-relationship – these are explained in detail by the authors.

Schlagworte: Veränderungsprozesse, Gegenwartsmomente, Erhalt und Wiederherstellung therapeutischer Beziehung, implizites und explizites Beziehungswissen, change processes, preservation and restoration of the therapeutic relationship, implicit and explicit knowledge of relationship, now moments
Formate: pdf, html
Nataly Hoffmann, Margit Schmolke
Seite 114 - 121
Mitteilungen aus der Gesellschaft
Aktuelles von der DFT
Formate: pdf, html
Seite 122 - 126
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