Im Mai-Heft der PSYCHE erläutert Susann Heenen-Wolff aus einer laplanchianischen Perspektive, warum Transsexualität bzw. Transidentität keinesfalls, wie lange Zeit auch in der Psychoanalyse üblich, als Ausdruck einer Persönlichkeitsstörung aufgefasst werden muss.
Leitend ist für
Susann Heenen-Wolff dabei die
Hypothese, dass der »sekundären« Identifikation mit dem eigenen
anatomischen Geschlecht eine »primäre« Konstruktion des Ichs im Sinne
der Herausbildung eines (imaginären) Kern-Ichs vorausgeht.
Für Katinka Schweizer
ist die Geschlechtsidentität Ausgangspunkt für einen psychoanalytischen
Zugang zum Thema Intersex/Varianten der Geschlechtsentwicklung (VdG),
gerade auch in Abgrenzung zu dem der Transidentität; sie
deutet rechtliche und medizinische Fortschritte im Umgang mit
Intersex/VdG nach Axel Honneth als Anerkennungsprozesse, die ähnlich
wie der psychoanalytische Prozess auch mit unbewussten
Widerständen kämpfen.
Ob per Telefon oder
Videokonferenz, die Corona-Pandemie verstärkt den Trend zur
Fernanalyse, deren Potential und Gefahren Stefanie Sedlacek
in ihrem Werkstattbeitrag auslotet; durch die Verschränkung von
analytischem Setting und Intermedialität entsteht ihres Erachtens eine
doppelt virtuelle Beziehung, die zu einer Idealisierung des analytischen
Paares führen kann.
INHALT
HAUPTARTIKELSusann Heenen-WolffGeschlechtliche Identifizierung und »Transidentität«.
Metapsychologischer Beitrag zur Genese des geschlechtlichen Ichs
S. 377
Katinka Schweizer»Weiblich, männlich, divers«. Anerkennungsprozesse bei körperlichen Varianten der Geschlechtsentwicklung/Intersex
S. 402
KLINISCHE WERKSTATT
Stefanie SedlacekHerausforderung Fernanalyse
S. 434
BUCHBESPRECHUNGENChristopher Bollas: Meaning and Melancholia: Life in the Age of Bewilderment
(
Karla Hoven-Buchholz)
S. 445
Aner Govrin: Ethics and Attachment: How We Make Moral Judgments
(
Galina Hristeva)
S. 450
Carl Pietzcker: Psychoanalytische Studien zur Literatur 2
(
Wolfgang Martynkewicz)
S. 457