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PTT - Persönlichkeitsstörungen: Theorie und Therapie, 2021, Jg. 25, Ausgabe 1

PTT - Persönlichkeitsstörungen: Theorie und Therapie, 2021, Jg. 25, Ausgabe 1

Scham und Schuld

DOI: 10.21706/ptt-25-1

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Bibliographische Angaben


1. Auflage, Erscheinungstermin: 29.03.2021
ISSN print: 1433-6308 / ISSN digital: 2625-0780

Details


Editorial
Scham und Schuld
Formate: pdf, html
Maya Krischer, Werner Köpp
Seite 1 - 2 | doi: 10.21706/ptt-25-1-1
Scham und Schuld in der psychoanalytischen Theorieentwicklung – ihre Rolle beim Zwang

Während die Erforschung der Schuld nach Einführung des Über-Ich in Freuds Strukturmodell der menschlichen Psyche eine überragende Rolle spielte, hinkte die Erkundung der Scham deutlich hinterher. Erst in den 1950er- und verstärkt ab den 1970er-Jahren findet sich eine starke Zunahme des Interesses an der Scham. In der vorliegenden Arbeit werden die wichtigsten Entwicklungen der psychoanalytischen Theoriebildung skizziert und am Beispiel des Verständnisses von Zwangserkrankungen dargestellt. Im Anschluss an aktuelle kleinianische Konzepte wird Schuld als ein komplexer Affekt skizziert, der aus der ambivalenten Beziehung zum primären Objekt (Liebe und Hass) resultiert, wohingegen Scham aus der Erfahrung des Sehens und Gesehenwerdens durch ein beobachtendes, drittes Objekt hervorgeht. Während verschiedene Formen des Schulderlebens bei der Zwangserkrankung ausführlich untersucht wurden, liegen vergleichsweise wenige Beobachtungen zur Rolle von Schamaffekten vor. Die theoretischen Überlegungen werden durch klinische Sequenzen aus der aktuellen Studie zur psychodynamischen Therapie von Zwangsstörungen (PDT-OCD-Studie) illustriert.

Whereas the exploration of guilt played a great role after the introduction of Freud’s structural model of the human mind, the examination of shame was for a long time delayed. It was during the 1950s and in particular from the 1970s onwards that an increasing interest in shame developed. The paper sketches the most significant developments and examines the relationship between guilt and shame in obsessive-compulsive disorder. Following a current Kleinian approach, guilt is seen as a complex affective state arising from ambivalent feelings towards the primary object (love and hate), whereas shame is understood as resulting from the experience of seeing and being seen by an observing third object. In comparison to the extensive literature on guilt in obsessional neurosis, the role of shame has not often been picked up as a central theme. Brief clinical vignettes, including observations from a current empirical study on psychodynamic psychotherapy of obsessive-compulsive disorder (PDT-OCD-Study), illustrate the theoretical considerations.

Schlagworte: Scham, Schuld, psychoanalytische Theorie, shame, guilt, Zwangsstörungen, Obsessive-compulsive disorder, psychoanalytic theory
Formate: pdf, html
Heinz Weiß, Annabelle Starck
Seite 3 - 17 | doi: 10.21706/ptt-25-1-3
Scham, Schuld und Psychopathologie

Scham und Schuld wird in der emotionspsychologischen Betrachtung psychischer Störungen eine zentrale Rolle zugeschrieben. Es werden Differenzierungen und Gemeinsamkeiten dieser beiden Affekte herausgearbeitet, insbesondere in Bezug zu ihrem Zusammenhang zum Strukturniveau und zu affektiven Dynamiken, die sich u. a. beim Selbstwert- und Schuldkonflikt finden lassen. Auch in einer empirischen Psychotherapiestudie zeigt sich, dass das subjektive Erleben von Scham und Schuld mit dem Strukturniveau, aber auch weiteren Störungsmaßen, wie der Anzahl der psychischen Störungen oder der symptomatischen Gesamtbelastung, zusammenhängt. Die Verbindung von Scham und Schuld und psychischen Störungen, insbesondere Persönlichkeitsstörungen, wird vor dem Hintergrund dieser theoretischen Konzepte erläutert. Zudem werden wichtige Aspekte für die psychotherapeutische Behandlung abgeleitet, vor allem dass eine genaue Analyse von Affekt- und Abwehrdynamiken im Zusammenhang mit Schuld und Scham notwendig ist.

Shame and guilt are attributed a central role in the emotion-psychological consideration of psychological disorders. We elaborate differentiations and commonalities of these two affects, especially in relation to their connection to the structural level and affective dynamics, which can be found in the self-esteem and guilt conflict, among others. An empirical psychotherapy study also shows that the subjective experience of shame and guilt is related to structural level, but also to other measures of symptomatic burden, such as the number of mental disorders or overall symptomatic distress. The link between shame and guilt and mental disorders, especially personality disorders, is explained on the basis of these theoretical considerations. In addition, we derive important aspects for psychotherapeutic treatment, in particular that a precise analysis of affect and defense dynamics related to guilt and shame is necessary.

Schlagworte: Scham, Persönlichkeitsstörungen, Schuld, Emotionspsychologie, Strukturniveau, personality disorders, shame, guilt, structural level, emotion psychology
Formate: pdf, html
Cord Benecke, Miriam Henkel
Seite 18 - 30 | doi: 10.21706/ptt-25-1-18
Schuld des Täters – Schuldgefühl des Opfers
Zur Psychodynamik des traumatischen Schuldgefühls

Das Opfer jeder Gewaltform fühlt sich schuldig, während der Täter seine reale Schuld leugnet; dieses scheinbare Paradox findet seine Erklärung durch das Konzept der Introjektion der Gewalt und der Identifikation mit dem Aggressor (Ferenczi). Besonders im Falle der familiären Traumatisierung wird die Notwendigkeit des Opfers deutlich, sich genügend gute Objektbilder (nämlich des Täters) zu erhalten; das Opfer nimmt dem Täter die Schuld ab. Auch unbetrauerte Verluste führen zu Schuldgefühlen durch Introjektion des verlorenen Objekts (schon Freud, 1917). Eine andere, sekundäre Form der Identifikation mit dem Aggressor, mit der die Gewalt des Täters wiederholt wird, vermindert das Schuldgefühl, allerdings entsteht erneute Schuld.

The victim of any form of violence feels guilty, while the perpetrator denies his real guilt; this apparent paradox finds its explanation in the concept of introjection of violence and identification with the aggressor (Ferenczi). Especially in the case of family traumatization, the victim’s need to maintain sufficiently good object images (namely of the perpetrator) becomes clear; the victim takes the guilt from the perpetrator. Unmourned losses also lead to feelings of guilt through introjection of the lost object (already Freud, 1917). Another, secondary form of identification with the aggressor, by which the violence of the perpetrator is repeated, reduces the feeling of guilt, however, renewed guilt arises.

Schlagworte: Introjektion der Gewalt, Identifikation mit dem Aggressor, traumatisches Schuldgefühl, unbetrauerte Verluste, introjection of power, identification with the aggressor, traumatic guilt feelings, unmourned losses
Formate: pdf, html
Mathias Hirsch
Seite 33 - 44 | doi: 10.21706/ptt-25-1-33
Über-Ich-Pathologie bei Narzisstischen Persönlichkeitsstörungen (NPS)
Zur Bedeutung von Schuld- und Schamerleben

Ausgehend von Freuds Definition des Über-Ich-Begriffs werden die objektpsychologischen Erweiterungen unter präödipalen Gesichtspunkten erläutert. Es folgt die Darstellung von Scham- und Schulderleben als Über-Ich-Pathologie bei NPS. Das Ausmaß der Störung bei NPS ist umso größer, je ausgeprägter antisoziale Erlebnis- und Verhaltensweisen vorliegen. Bei gesünderen Menschen sind Scham- und Schuldgefühle die Folge davon, dass verinnerlichte Wertvorstellungen verletzt wurden; das geht mit Reuegefühlen und Wiedergutmachungsbestrebungen einher. Bei schwer gestörten Narzissten tritt Scham als gefürchteter oder erfolgter Verlust von Bewunderung und Schuldgefühl als Ausdruck von Bestrafungsangst auf. Diese Über-Ich-Pathologie wird an zwei Fallbeispielen dargestellt; gleichzeitig werden in diesem Zusammenhang auch Gegenübertragungsschwierigkeiten erläutert. Abschließend wird diskutiert, ob es sinnvoll sein könnte, in der frühen Behandlungsphase bei malignen Narzissten (mit erheblichen antisozialen Zügen) therapeutisch teilweise eine Hilfs-Ich-Funktion als technische Modifikation zur Festigung eines Arbeitsbündnisses ins Auge zu fassen.

Based on Freud’s definition of the term superego, the extensions within the theory of object relations are explained from a preoedipal point of view. This is followed by the portrayal of experiencing shame and guilt as a superego pathology in NPS. The more pronounced the antisocial sentiments and behavior, the more pronounced is the narcissistic superego pathology. In healthier people, feelings of shame and guilt are the result of internalized values being violated. This goes hand in hand with feelings of remorse and efforts to make reparations. In severely disturbed narcissists, feelings of shame occur as a feared or actual loss of admiration and feelings of guilt as an expression of fear of punishment. This superego pathology is illustrated by using two case presentations. In this context, countertransference problems are also explained. Finally, it is discussed whether it might be useful in the early treatment phase of malignant narcissists (with significant antisocial traits) sometimes to consider as a therapist an auxiliary function (»Hilfs-Ich«) as a technical modification to strengthen a working alliance.

Schlagworte: Narzissmus, Schuldgefühle, Über-Ich-Pathologie, narcissism, Schamgefühle, superego pathology, guilt feelings, shame feelings
Formate: pdf, html
Werner Köpp, Gabriele Kehr
Seite 47 - 63 | doi: 10.21706/ptt-25-1-47
Scham und Schuld in der Behandlung von Jugendlichen mit Borderline-Persönlichkeitsorganisation

In diesem Beitrag soll die Bedeutung von Scham- und Schuldaffekten für das Verständnis von Jugendlichen mit Borderline-Persönlichkeitsorganisation (BPO) erörtert werden. Das Entstehen und der Umgang mit Schamgefühlen sowie ihre Bewältigung spielen in der Entwicklung des Kindes schon frühzeitig eine Rolle. Ein Gelingen dieser Phase erster Ablösungs- und Autonomieschritte gilt als Voraussetzung für eine strukturell gesunde, integrierte Persönlichkeit. Damit einhergehende Schuldgefühle gegenüber den primären Bezugspersonen (Objekten) sind sowohl Folge dieser Autonomiebestrebungen als auch Ausdruck der Internalisierung von Über-Ich-Aspekten und Reaktion auf das Bewusstwerden eigenen Fehlverhaltens. Erst das Empfinden von Schuld löst das Bedürfnis nach Wiedergutmachung aus gegenüber den sowohl liebevoll als auch streng (also ambivalent) wahrgenommenen Primärobjekten. Vermehrte Schamgefühle wie auch das Fehlen jeglichen Schuldempfindens gelten als Hinweise auf eine pathologische Persönlichkeitsstruktur, in der Spaltungsabwehr und das Ausagieren innerer Impulse der Regulation von starken Affekten dienen. In der Übertragungsfokussierten Psychotherapie für Jugendliche mit Borderline-Persönlichkeitsorganisation (Transference Focused Psychotherapy for Adolescents, TFP-A) wird mittels Deutung der in der therapeutischen Beziehung aktivierten und reinszenierten Objektbeziehungsdyaden die Auflösung der Spaltung in fragmentierte Teilselbst- und Teilobjektrepräsentanzen bewirkt. Zwei Fallbeispiele sollen veranschaulichen, inwiefern Scham und Schuld in der Behandlung von Jugendlichen mit BPO eine zentrale Rolle spielen und mit der Übertragungsfokussierten Psychotherapie für Adoleszente einer Bearbeitung zugänglich gemacht werden können.

In this paper we focus on the relevance of shame and guilt related affects for the understanding of adolescents with Borderline Personality Organization (BPO). The formation and the handling of shame feelings as well as coping with them play an essential role for child development at an early stage. How a child manages the first steps of separation and autonomy is considered a requirement for the development of a structurally healthy and integrated personality. Feelings of guilt toward primary care givers (objects) accompany such efforts towards autonomy, express at the same time internalized super-ego aspects and follow the awareness of own wrongdoing. Feeling guilty induces the need for reparation towards the primary objects if they are perceived as caring as well as strict (perceived as ambivalence). Increased feelings of shame as well as the absence of any guilt feelings are considered to be markers for a pathological personality structure, based on split-off defense mechanisms as well as acting out inner impulses in order to regulate strong affects. Transference Focused Psychotherapy for Adolescents (TFP-A) uses interpretation of the activated and re-enacted object relation dyads in the treatment aiming on dissolving the splitting of fragmented self and object representations. Two case examples shall illustrate how shame and guilt play an essential role in the treatment of adolescents with BPO and how TFP-A enables the processing of such affects.

Schlagworte: Adoleszenz, Scham, Schuld, Fallbeispiele, Übertragungsfokussierte Psychotherapie, Transference Focused Psychotherapy, shame, guilt, Adolescence, case examples, Borderline-Persönlichkeitsorganisation, borderline personality organization
Formate: pdf, html
Maya Krischer, Martina Drust
Seite 64 - 75 | doi: 10.21706/ptt-25-1-64
Mitteilungen der Gesellschaft (GePs)
Formate: pdf, html
Seite 76 - 76 | doi: 10.21706/ptt-25-1-76
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