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Trauma & Gewalt, 2019, Jg. 13, Ausgabe 2

Trauma & Gewalt, 2019, Jg. 13, Ausgabe 2

Organisierte und Rituelle Gewalt

DOI: 10.21706/tg-13-2

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Bibliographische Angaben


1. Auflage, Erscheinungstermin: 02.05.2019
ISSN print: 1863-7167 / ISSN digital: 2510-4225

Details


Editorial
Organisierte und Rituelle Gewalt
Formate: pdf, html
Silke Birgitta Gahleitner
Seite 97 - 97 | doi: 10.21706/tg-13-2-97
Forum
Kommentar zum Zeitgeschehen 
Nous accusons! – Die katholische Kirche auf der Anklagebank: Serielle Menschenrechtsverletzung an Kindern
Formate: pdf, html
Wolfgang U. Eckart
Seite 100 - 103 | doi: 10.21706/tg-13-2-100
Wissenschaft
Organisierte und rituelle ­Gewalt in Deutschland

In Strukturen organisierter und ritueller Gewalt wird schwere sexualisierte, körperliche und psychische Gewalt systematisch geplant und wiederholt ausgeübt, häufig verbunden mit kommerzieller sexueller Ausbeutung. Bei ritueller Gewalt kommt eine Ideologie als Rechtfertigung hinzu. Eine international einheitliche Definition fehlt bisher. Multiproblemlagen durch fortbestehenden Täterkontakt, Abhängigkeiten, fehlende soziale Unterstützung und komplexe posttraumatische/dissoziative Störungen kennzeichnen oft die Situation der Betroffenen. Dies erschwert die Strafverfolgung und erfordert ein spezifisches, ­interdisziplinäres Vorgehen. Die Unterstützungssysteme berücksichtigen dies ­jedoch i. d. R. nicht. Es fehlen spezifische Angebote für Schutz, Ausstiegsbegleitung und Therapie. Viele der beim Fonds Sexueller Missbrauch gestellten Anträge beschreiben eindrücklich die Notlage. Ein interdisziplinärer Fachkreis beim BMFSFJ erarbeitete eine Bestandsaufnahme und Handlungsempfehlungen für Politik und Gesellschaft. Der Beitrag gibt einen Einblick in die aktuelle fachliche und gesellschaftspolitische Diskussion.

Severe sexual, physical, and psychological violence is planned systematically and exercised repeatedly in structures of organized and ritual violence and often occurs in conjunction with commercial sexual exploitation. In the case of ritual violence, a specific ideology is used to justify it. An internationally uniform definition is still lacking. The situation of those affected is often characterized by multiple problems caused by continued contact with perpetrators, dependencies, a lack of social support, and complex posttraumatic/dissociative disorders. This makes prosecution more difficult and requires a specific, interdisciplinary approach. However, the support systems in place usually do not take this into account, as they are lacking specific offerings such as protective measures, assistance for people wanting to escape the situation, and therapy. Many of the applications submitted to the Fonds Sexueller Missbrauch (Sexual Abuse Fund) describe the crisis in a very convincing manner. An interdisciplinary expert group at the BMFSFJ has drawn up a review and a list of recommended actions in the political sphere and within society as a whole. The article provides an insight into the current professional and socio-political discussion.

Schlagworte: Dissoziation, dissociation, rituelle Gewalt, organisierte Gewalt, Organized violence, ritual violence, sexuelle Ausbeutung, sexual exploitation, Opferentschädigung, victim compensation
Formate: pdf, html
Claudia Igney
Seite 104 - 113 | doi: 10.21706/tg-13-2-104
Organisierte und Rituelle ­Gewalt in Deutschland
Praxiserfahrungen, Belastungen und Bedarfe von psychosozialen Fachkräften

Menschen, die Organisierte und Rituelle Gewalt erlebt haben und Unterstützung in der Regelversorgung suchen, leiden häufig unter komplexen posttraumatischen und dissoziativen Störungen. Eine mangelnde gesellschaftliche und fachliche Anerkennung dieser Gewaltformen bedingt eine unzureichende Versorgungssituation. Über das Erleben von psychosozialen Fachkräften, die diese Betroffenen begleiten, ist bisher wenig bekannt. Anliegen der vorliegenden Studie war, Erfahrungen und Bedarfe von Fachpersonen in diesem Arbeitsfeld zu untersuchen. Dazu wurden in einer anonymen Onlinebefragung Erfahrungen von 174 psychosozialen Fachkräften aus Deutschland erhoben, die angeben, mit Betroffenen organisierter und ritueller Gewalt gearbeitet zu haben. Neben einem Screening auf mögliche Symptome einer sekundären Traumatisierung wurden spezifische Themen und Herausforderungen in der Begleitung Betroffener erfasst. Ein Fünftel der Befragten erfüllt die Kriterien für eine Sekundärtraumatisierung.

People who have experienced organized and ritual abuse and seek support within the standard care system often suffer from complex post-traumatic and dissociative disorders. However, care is often inadequate due to a lack of societal and professional recognition of these forms of violence. Little is known about the experience of psychosocial professionals who support these victims. The aim of this study was to examine the experiences and needs of specialists in this field. To this end, 174 psychosocial professionals from Germany who reported having worked with victims of organized and ritual abuse were surveyed anonymously online. In addition to screening for possible symptoms of secondary traumatization, specific topics and challenges in supporting victims were identified. One fifth of the interviewees met the criteria for secondary traumatization.

Schlagworte: sekundäre Traumatisierung, secondary traumatization, organisierte Gewalt, ­rituelle Gewalt, psychosoziale Fachkräfte, Belastungen, Organized violence, ritual violence, psychosocial professionals, burdens
Formate: pdf, html
Peer Briken, Hertha Richter-Appelt, Susanne Nick, Johanna Schröder
Seite 114 - 127 | doi: 10.21706/tg-13-2-114
Organisierte rituelle Gewalt
Besonderheiten einer Traumatherapie

In einer Trauma­therapie mit Menschen aus einem Hintergrund organisierter ritueller Gewalt sind einige Besonderheiten zu berücksichtigen. Die in den meisten Fällen damit verbundenen aktuellen Täterkontakte erschweren die Umsetzung einer konsequenten Trauma­bearbeitung. Ohne eine zuverlässige und ausreichend lange und intensiv durchgeführte Traumabearbeitung ist nach bisherigen Erfahrungen wiederum der notwendige Ausstieg aus den Täter­zusammenhängen kaum bis nicht realisierbar. Eine für beide Seiten ausreichend vertrauensgeprägte therapeutische Beziehung stellt die Basis für einen sorgsamen und schrittweisen Therapieprozess dar. Die in der Regel vorliegenden Dissoziativen Identitätsstörungen sind zumeist mit einem strukturierten Innensystem zahlreicher Innenpersönlichkeiten verbunden, die in einer inneren Hierarchie äußere Täterstrukturen abbilden und ausgeprägte Täterstrategien im inneren Mit­einander beinhalten. Eine Zusammenarbeit der Innenpersönlichkeiten mit der Außen­persönlichkeit im Alltag sowie im Inneren miteinander wird durch massive Stör­faktoren erschwert, die von den Tätern in der Regel von klein auf über Mind-Control-­Methoden installiert wurden. Eine Kooperation der Therapeutin bzw. des Therapeuten in einem ­professionellen Netzwerk sowie eine sorgsame Selbstfürsorge für sämtliche Helferinnen und Helfer sind empfehlenswert.

Certain particularities must be considered when engaging in trauma therapy with people from backgrounds of organized ritual abuse. The fact that these individuals are usually still in contact with perpetrators makes it difficult to implement consistent trauma treatment. Previous experience shows that it is barely possible and sometimes even impossible to make the necessary escape from the environments controlled by perpetrators without reliable and sufficiently long and intensive trauma management. A therapeutic relationship built on sufficient mutual trust forms the basis for a careful, gradual therapy process. The dissociative identity disorders usually present are commonly associated with a structured internal system of numerous inner personalities, which represent external perpetrator structures in an internal hierarchy and include distinct perpetrator strategies in the internal relationships. Cooperation of the inner personalities with the outer personality in everyday life as well as within the inner relationships is hampered by massive disruptive factors, which usually have been constructed by the perpetrators from an early age using mind control methods. Both collaboration of the therapist with a professional network and diligent self-care for all helpers are recommended.

Schlagworte: Dissoziative Identitätsstörung, Selbstfürsorge, dissociative identity disorder, self-care, traumatherapy, rituelle Gewalt, Ritual Abuse, Trauma­therapie
Formate: pdf, html
Claudia Fliß
Seite 128 - 138 | doi: 10.21706/tg-13-2-128
Rituelle Gewalt – eine Heraus­forderung für die Trauma­pädagogik?

Rituelle Gewalt als systematisch angewendete multiple Gewalt führt zu weitreichenden Folgen für die Opfer. Die Auswirkungen von Mind Control, sich daraus ergebenden Traumafolgen mit einer Vielzahl komorbider Diagnosen und insbesondere vielfältigen Triggerungen sind ein wesentlich bestimmender Teil der Lebenswelt von Überlebenden. Betroffene benötigen daher ein breites Spektrum an Hilfen. Eine für diese Klientel qualitativ und quantitativ unzureichende klinische und ambulant-psychotherapeutische Versorgung zwingt die Opfer zur Suche nach anderen Hilfeangeboten. Hier laufen in der Folge insbesondere psychosoziale Traumaarbeit und/oder Versorgung Gefahr, als »Lückenbüßer« missverstanden und reduziert zu werden, obwohl sie einen erheblichen Teil der Unterstützung im Kanon professioneller Hilfeleistungen ausmachen. Allerdings erfahren auch professionelle traumapädagogische Konzepte, wie z. B. die »Pädagogik des Sicheren Ortes«, durch die Massivität der mit Ritueller Gewalt verbundenen Teilhabeeinschränkungen eine Herausforderung ob ihrer Wirksamkeit im Kontext einer Multiproblem-Klientel. Zentrale Fragen von interdisziplinärer Vernetzung und Kooperation, psychosozialen Arbeitsansätzen und damit verbundenen Datenschutzproblemen erfordern zudem neue Sichtweisen auf einen wichtigen Beitrag traumapädagogischen Handelns, die in diesem Artikel angeregt und zur Diskussion gestellt werden sollen.

Ritual violence/ritual abuse, as violence that is used repeatedly and systematically, has far-reaching consequences for victims. The effects of mind control and the resulting trauma, accompanied by a multitude of comorbid diag­noses, and, in particular, multiple triggers, are a central and defining part of the survivors’ lives. Those affected therefore need a broad spectrum of forms of assistance. Clinical and outpatient psychotherapeutic services that are qualitatively and quantitatively inadequate for these individuals force victims to look for other sources of help. As a result, psychosocial trauma work and/or care in particular run the risk of being misunderstood and reduced to a mere »stopgap,« even though they make up a considerable part of the support included in the canon of professional assistance. However, even professional trauma-informed concepts such as the »safe space teaching approach« also face challenges regarding their effectiveness for clients with multiple problems, due to the massive scale of the restrictions on participation associated with ritual violence. Central issues associated with interdisciplinary networking and collaboration, psychosocial work approaches and associated data protection issues also require new perspectives on an important contribution to trauma-informed activity, which will be suggested and discussed in this article.

Schlagworte: Traumapädagogik, rituelle Gewalt, Ritual Abuse, Mind Control, psychosoziale Traumaarbeit, interdisziplinäre Vernetzung, trauma-informed education, psychosocial trauma care, multi-professional networking
Formate: pdf, html
Martin Kühn, Thorsten Becker
Seite 140 - 150 | doi: 10.21706/tg-13-2-140
Forum
Ausstiegsberatung am Trauma Hilfe Zentrum München e. V. (THZM)
Ein Interview mit Ingrid Wild-Lüffe und Sabine Weber, geführt von Silke Birgitta Gahleitner

Opfer ritueller und organisierter Gewalt können nur schwer Vertrauen zum Versorgungssystem fassen. Tiefes durch die Misshandlungen erworbenes Misstrauen sowie das Gefühl, von »unglaublichen« und »verrückten« Erfahrungen zu berichten und kein Verständnis für die hoch komplexe, ambivalente Situation zu erleben, erschwert die Kontaktaufnahme. Umgekehrt ist es für viele Therapeutinnen bzw. Therapeuten hoch belastend, mit Klientinnen bzw. Klienten aus diesem Personenkreis – häufig noch unter Einfluss von Täterinnen bzw. Tätern – zu arbeiten. Betroffene erleben daher häufig Zurückweisungen, wenn sie sich auf den Weg gemacht haben – ein Teufelskreis. Das Trauma Hilfe Zentrum München e. V. (THZM) hat seit ­einigen Jahren daher ein Modellprojekt zur Ausstiegsberatung initiiert. Auf Basis eines Peerberatungskonzepts soll Betroffenen über den Weg einer niedrigschwelligen, autonomen, anonymen Kontaktaufnahme der Einstieg in den Ausstieg erleichtert werden. Silke Birgitta Gahleitner versucht, im Gespräch mit ­Ingrid Wild-Lüffe und Sabine Weber die dortigen Erfahrungen transparent zu machen und zur Nachahmung zu empfehlen.

Schlagworte: posttraumatische Belastungsstörung, Trauma, Soziale Arbeit, sexueller Missbrauch, rituelle Gewalt, Zwangsprostitution
Formate: pdf, html
Silke Birgitta Gahleitner
Seite 152 - 158 | doi: 10.21706/tg-13-2-152
»Sie könnten es sehen. Es ist mitten in der ­Gesellschaft.«
Zwangsprostitution, Menschenhandel und organisierte rituelle Gewalt. Ein Interview mit Roshan Heiler (SOLWODI) und Cathrin Schauer-Kelpin (KARO e.V), geführt von Claudia Igney (VIELFALT e.V)

In den Berichten von Betroffenen organisierter ritueller Gewalt finden sich oft Hinweise auf Zwangsprostitution und Menschenhandel. Dennoch gibt es bisher wenig Austausch und Zusammenarbeit zwischen Professionellen beider Arbeitsfelder. Im Interview geben zwei Expertinnen einen Einblick in ihre Arbeit. Es geht um die Frage, wie Zwangsprostitution erkannt und Betroffene mit Unterstützungsangeboten erreicht werden können. Defizite im Versorgungssystem werden ebenso benannt wie hilfreiche Strategien der professionellen sozialen Arbeit in diesem Feld. Ein Verständnis für Strukturen organisierter und ritueller Gewalt und den Folgen für Betroffene ist notwendig.

Schlagworte: Soziale Arbeit, Menschenhandel, rituelle Gewalt, Zwangsprostitution, sexuelle Ausbeutung
Formate: pdf, html
Claudia Igney
Seite 160 - 168 | doi: 10.21706/tg-13-2-160
Aus der Praxis
EMDR in der Behandlung eines gehörlosen PTBS-Patienten
Vorzüge einer nicht ausschließlich verbalen psychotherapeutischen Intervention – ein Fallbericht

Das Behindertengleichstellungsgesetz (BGG) hat gleichberechtigte Teilhabe von Menschen mit Behinderung zum Ziel. Barrierefreiheit für verschiedene Personengruppen soll angestrebt werden, insbesondere für Gehörlose. Da EMDR eine Psychotherapiemethode ist, die verhältnismäßig wenig auf Verbalinterventionen basiert, sondern deren Kern eine Stimulation der Patient/-innen zur Verarbeitung belastender Erinnerungen (dem sogenannten Reprozessieren) darstellt, wurde ein gehörloser traumatisierter Patient von seiner vorherigen Psychotherapeutin, die die Gebärdensprache beherrscht, aber keine Psychotraumatologin ist, an EMDR-Therapeut/-innen verwiesen, um seine posttraumatischen Beschwerden behandeln zu lassen. Der Fallbericht aus der Praxis zeigt, wie diese Langzeit-Behandlung vonstattenging, und dient dazu, wichtige Hinweise an die Kollegenschaft zu geben, die vor einer vergleichbaren Behandlungsplanung stehen. Er dient auch dazu, Psychotherapieforscher/-innen erste Hinweise für eine mögliche Pilotstudie zu geben.

The aim of Germany’s Federal Law on Equal Treatment for Disabled Persons is to assure equal participation for handicapped individuals. Barrier-freedom for various groups of persons is the declared objective, notably for the deaf. EMDR is a psychotherapeutic approach with relatively little dependence on verbal interventions. It centers mainly around the encouragement of patients to work through distressing memories (so-called reprocessing). With this in mind, a deaf trauma patient was transferred to EMDR therapists for treatment of his posttraumatic disorders. He was transferred by the psychotherapist who had treated him up to that point and who had a command of sign language but no specialization in traumatology. The case report describes how this long-term treatment developed over time and provides important indications for colleagues embarking on similar courses of therapy. It also serves to provide psychotherapy researchers with material for a potential pilot study.

Schlagworte: EMDR, Behinderung, disability, Gehörlosigkeit, Psychotherapiemethode, deafness, psychotherapeutic method
Formate: pdf, html
Anna-Konstantina Richter
Seite 170 - 182 | doi: 10.21706/tg-13-2-170
Forum
Mitteilungen der DeGPT
Formate: pdf, html
Seite 184 - 185 | doi: 10.21706/tg-13-2-184
Mitteilungen der GPTG
Formate: pdf, html
Seite 186 - 187 | doi: 10.21706/tg-13-2-186
Sexuelle Komplextraumata
Das Innere-Kinder-Retten als wirksames Verfahren der sanften Traumaverarbeitung
Formate: pdf, html
Jochen Peichl
Seite 190 - 190 | doi: 10.21706/tg-13-2-190
Nachrichten aus der Szene
Formate: pdf, html
Seite 191 - 191 | doi: 10.21706/tg-13-2-191
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