Und wer therapiert die Therapeuten?

Buchdeckel „978-3-608-94027-5

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»Können wir eigentlich den Patienten diese unvollkommenen Therapeuten zumuten?«

Für 2002 von Bild der Wissenschaft zum "Wissenschaftsbuch des Jahres" gewählt.

Ob Beruf, Familie, Freizeit, Schule - unser gesamtes Lebensumfeld wird immer stärker psychologisiert und damit auch pathologisiert. Ist die Psychotherapie heutzutage überhaupt noch in der Lage, ihre Aufgaben zu erfüllen, und sind die Therapeuten nicht selbst längst ein Spiegelbild all der Störungen geworden, die sie eigentlich behandeln sollen?
 Ihr gesamtes Berufsleben lang beschäftigen sie sich mit dem Innenleben ihrer Patienten, erfahren deren Nöte und Sorgen und müssen ihre eigenen Gefühle und Regungen hintanstellen. Sie kennen das Übermüdetsein, Lustlosigkeit und die Erfahrungen des Sichüberfordert-Fühlens. Schlimm ist das Wissen um therapeutische Mißerfolge, das an fast allen Psychotherapeuten nagt. Unsicherheiten und Selbstzweifel sind weit verbreitet.

Die Autorin spricht in diesem Buch die zahlreichen Facetten der psychotherapeutischen Tätigkeit an, rückt dabei stets die menschliche Seite des Therapierens in den Vordergrund und zeigt gangbare Wege auf. Sie selbst kennt nur zu gut die Probleme der Berufsausübung, aber auch die der Berufsausbildung und die Motive der Berufswahl: Weniger die Eignung, als vielmehr die Neigung stehen bei diesem Berufswunsch im Vordergrund. Mit hochgeschraubten Erwartungen an sich selbst treten sie an, diese scheinbar von Geburt an berufenen Helfer, doch was sie im Therapeutenalltag bald einholt, ist ein Gefühl von Unwirklichkeit im Beruf: Ein Vorbild sein, »authentisch« sein - mit Scham blickt so mancher verunsicherte Therapeut auf seine Aufgabe, den Patienten zu einem besseren Leben zu verhelfen.

»Kann sich unsere Gesellschaft diese Psychotherapie überhaupt leisten?« fragt die Autorin. Das Beruhigende ist: Es scheint gar nicht so sehr auf die uns bekannten menschlichen Intaktheiten oder Unzulänglichkeiten anzukommen. Therapien gelingen trotz alledem!
Leseprobe



Inhalt

1 Einleitung: Die Tücken eines Berufes

2 Ahnen und Enkel — die Entwicklung des Berufes

3 Wie dieses Buch entstanden ist

4 Beruf oder Berufung: die Motivation

5 Die therapeutische Beziehung: Herzstück und Stolperstein der Therapie

6 Wer sind wir eigentlich?
Die Öffentlichkeit und das Selbstverständnis der Psychotherapeuten

7 Der dornige Weg: vom Optimismus zum Zweifel

8 Wie ist das möglich — Burnout bei Psychotherapeuten?

9 Supervision, das Allheilmittel?

10 Das Privatleben der Psychotherapeuten

11 Feste feiern mit Psychotherapeuten...

12 Macht und Machtmißbrauch

13 Die letzten Dinge in der Psychotherapie: Ausweg Esoterik?

14 Der phantasierte Therapeut

15 Fazit: Ein allseits verkannter Beruf

Bibliographie

Aus der Einleitung

Die Vielfalt der Therapieschulen und die Tatsache, daß alle einigermaßen gleiche Erfolge erzielt haben, hat die Sicherheit, mit der noch vor vierzig oder fünfzig Jahren Psychotherapeuten arbeiten konnten, erodieren lassen. Wenn es nur mehr schwer möglich ist, Kategorien klar zu benennen, also beispielsweise klare Aussagen darüber zu machen, welche Arten von Deutungen zum Erfolg führen, oder Indikationsaussagen zu machen oder klare Kriterien angeben zu können, warum man "abstinent" (also ohne eigene Bedürfnisse zu berücksichtigen!) behandeln sollte, wo doch Kollegen anderer Schulen offensichtlich mit völlig anderen Kriterien arbeiten, dann wird das Feld, in dem man sich bewegt, zum vieldeutigen und damit angsterregenden. Dieser Angst kann man auf vielerlei Arten begegnen:
Abwertung der Psychotherapeuten, die andere Schulen vertreten; manchmal handelt es sich um Abwertungen auch nur des geringen Unterschiedes (siehe Freud, Narzißmus der kleinen Differenzen), wie die Frage der drei- oder vierstündigen Analyse. Diese Entwertung ist auf Dauer wenig befriedigend, führt entweder in schwierige Fragen forschungstechnischer oder wissenschaftstheoretischer Art hinein oder bleibt in Primitiv-Klischees haften, die den meisten der akademisch ausgebildeten Psychotherapeuten auch nicht recht schmecken können. Zynismus in bezug auf den Beruf: Man entwickelt das Gefühl, es sei sowieso egal, man könne machen, was man wolle - die Patienten merken es nicht etc. Auch dies entspricht natürlich nicht den ethischen Grundsätzen, denen man sich schließlich verpflichtet fühlt. Der Psychotherapietourismus scheint einige Zeit ein Ausweg, bis man sich im Wirrwarr der unterschiedlichen Meinungen vollends verstrickt. Von ziemlich wenigen wird die Vielfalt als Anregung aufgenommen. Der Schritt zurück auf die eigene Tätigkeit, der diese Tätigkeit eher zum offenen Forschungsfeld als zum verteidigten Besitz macht, ermöglicht ein Offenhalten des Interesses und natürlich auch eigener Experimentiermöglichkeiten. Auch dies ist eine Möglichkeit, der Angst zu begegnen.

Wie kann Letzteres überhaupt erreicht werden?
Klett-Cotta
3. Aufl., 2003, 230 Seiten, geb. mit Schutzumschlag
ISBN: 978-3-608-94027-5
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Eva Jaeggi

Eva Jaeggi hat Psychologie, Philosophie und Geschichte in Wien studiert, wurde 1972 Assistenzprofessorin an der FU Berlin und war von 1978 bis 2000 ...

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