Sie sind »organisch gesund«, haben aber dennoch unerträgliche Schmerzen oder ein anderes körperliches Leiden? Dann sollten Sie lernen, die Sprache Ihrer Symptome zu entschlüsseln. Aus ihrem reichen Wissen über das feine Zusammenspiel von Körper und Psyche berichtet Hanne Seemann, - wie funktionelle Störungen entstehen - was Symptome mitteilen können - und vor allem: wie die Freundschaft mit dem eigenen Körper wiederhergestellt werden kann. Übungen auf der beigelegten Hör-CD erleichtern die praktische Umsetzung.
Vorwort 8
Einführung
10
TEIL I: Allgemeine Erklärung und Beratung 15
1. Eine psychosomatische Störung – was ist das? 16
2. Was wollen die Symptome sagen – und zu wem? 17
3. Der Organismus ist intelligent – wie ist das zu verstehen?. 24
4. Das Ich und sein Körper – Freund oder Feind? 28
5. Ist Kranksein gesund? – Unterbrechungen sind erwünscht. 31
6. Mir fehlt etwas – wie finde ich es heraus? 35
TEIL II: Rhythmusstörungen 45
1. Gefühlsblindheit – die Angewohnheit, ausschließlich nach draußen zu schauen 47
2. Anspannung, Unbeweglichkeit, Erstarrung – wie man chronische
Rückenschmerzen, Spannungskopfschmerzen oder gar Fibromyalgie bekommen
kann 54
3. Total aus dem Ruder – wie die Dynamik von Migräne, Asthma, Panikattacken verständlich wird 65
4. Chronische Erschöpfung – wie gerät man in den Burnout und wieder heraus? 76
5. Wenn der Körper sich erinnert – nichts geht verloren: das Gute nicht, das Schlechte nicht 82
TEIL III: Der Lebensbogen 89
1. Wie psychosomatische Störungen auf Entwicklungsaufgaben hinweisen 90
2. Gegensätze und Balance 122
Literatur 130
Text und Übungen Auf der CD
Ungehorsamkeits-Regel: Sie haben die Wahl!
Entspannungsübung Der gute Ort: Wo die Seele wohnt
Sich Schützen: Der Mantel, Der Regenschirm
Tun und Lassen: Die Grasinsel Abwarten: Der Garten
Das Seelische hat eine unmittelbare Entsprechung im Körper.
Hans-Peter Dürr, Wir erleben mehr, als wir begreifen
Vor 12 Jahren kam das Buch »Freundschaft mit dem eigenen Körper
schließen. Über den Umgang mit psychosomatischen Schmerzen« in der Reihe
»Leben lernen« heraus (Seemann 1998). Es hat seither eine breite
Leserschaft gefunden, nicht nur unter den Ärzten und Psychotherapeuten,
die Schmerzpatienten behandeln. Es hat auch vielen Patienten geholfen,
ihre »unerklärlichen« Symptome zu verstehen und wieder loszuwerden–
indem sie sich aufmachten, mit ihrem Körper, und das heißt letztlich mit
sich selbst, in gutem Einvernehmen zu leben.
In diesen Jahren habe ich selbst sehr viel mehr therapeutische
Erfahrungen gesammelt und dabei das psychosomatische Konzept, das der
Behandlung funktioneller Störungen zugrunde liegt, weiter präzisiert,
sodass es nun leichter zu verstehen und zu handhaben ist.
Insofern fühle ich mich ermutigt, mich mit diesem Ratgeber direkt an
betroffene Patienten zu wenden. Auch deshalb, weil es sich gezeigt hat,
dass die »eigentliche« Therapie von den Betroffenen selbst getan wird –
wir Professionellen können sie nur beraten und ein wenig an die Hand
nehmen. Das will dieser Ratgeber tun. Auch beschränkt sich der »gute
Rat« nun nicht mehr nur auf psychosomatische Schmerzen, sondern kann auf
alle möglichen – auch auf die eigentlich unmöglichen – funktionellen
Störungen angewendet werden. Das Vorgehen ist einfach zu verstehen, was
man von den Symptomen meist nicht behaupten kann, und immer nützlich:
was ich weiter unten erklären werde.
Psychosomatische Störungen – ich verwende den Begriff synonym zu funktionellen Störungen bzw. Symptomen – sind immer ein Hinweis darauf, dass mit dem Lebensweg, den einer gerade geht, etwas nicht stimmt. Dass man vielleicht ein wenig vom eigenen Pfad abgekommen oder schon eine ganze Weile völlig in die Irre gegangen ist, ohne es selbst zu merken. Die meisten Menschen, jung oder alt, gehen in ihrem Leben tapfer voran, oftmals nach dem Motto: »Da musst du durch!«, wenn es gerade mal wieder nicht ganz einfach ist. Sie haben gar keine Zeit zu merken, dass es vielleicht gar nicht mehr ihr eigenes Leben ist, das sie da leben (müssen). Da hat der Organismus, der ja »seinen« Menschen, mit dem er zusammenlebt, gut kennt, gar keine andere Wahl, als ihm ein Symptom zu schicken, das ihn empfindlich stört, das sein Weitergehen unterbricht, das ihn aufmerksam macht und, wenn es sein muss, einen Richtungswechsel erzwingt.
In diesem Sinn lade ich Sie ein, mithilfe dieses Ratgebers wieder
Freundschaft mit Ihrem Körper zu schließen, sodass er seine vermeintlich
feindlichen Attacken aufgeben kann und Sie beide über kurz oder lang
wieder in gutem Einvernehmen durch das Leben wandern.
Allen meinen Patienten, die sich (zu)getraut haben, diesen Weg zu gehen,
den Ärzten und Psychotherapeuten, die ihre Patienten in diesem Sinn
beraten haben, und denen, die mir Rückmeldung und Ermutigung gegeben
haben, danke ich sehr. Die Geschichten, die Patienten von sich erzählt
haben und die ich – ein wenig verändert – weitererzähle, machen den
eigentlichen Inhalt dieses Buches aus. Sie sind das Ergebnis einer
Sichtweise auf gelingendes Leben, von der es sich lohnt zu lernen. Denn,
wie mein sehr geschätzter Kollege Burkhard Peter zu sagen pflegt: Als
Psychotherapeuten sollten wir dafür sorgen, dass unsere Patienten sich
selbst eine akzeptable oder sogar gute Geschichte über ihr Leben
erzählen können. Danken will ich auch und nicht zuletzt meiner Lektorin
Dr. Christine Treml, die mich all die Jahre wohlwollend begleitet hat
und auf deren kritischen Blick ich mich immer verlassen konnte
– dafür bin ich ihr außerordentlich dankbar.
Heidelberg, im Herbst 2010
Einführung
Dies ist ein Handbuch für Patienten und solche, die es nicht werden
wollen. Auch für Eltern, Lehrer, Ärzte, Psychotherapeuten, die dafür
Sorge tragen möchten, dass die ihnen Anvertrauten rechtzeitig merken,
wann ein Richtungswechsel auf ihrem Lebensweg, oder auch nur in ein paar
kleineren Aspekten ihres Lebens, angesagt wäre. Aufmerksamkeit ist also
gefordert. Wohin, worauf? Auf den Körper, in dem sich die Symptome –
die psychosomatischen bzw. funktionellen Störungen, um die es hier geht –
abspielen. Sie heißen zu Recht psychosomatisch, weil die Psyche – was
immer das sein mag – ein Wörtchen dabei mitzureden hat. Die meisten
Leute irritiert es, wenn der Begriff psycho somatisch fällt.
Denn erstens fühlt sich das Symptom überhaupt nicht psychisch an – im
Gegensatz zu Panik, Angst, Trauer, Glück –, sondern ganz und gar
körperlich. Ja, es tarnt sich geradezu wie ein echtes Körpersymptom
und ist von einem solchen auch erst einmal nicht zu unterscheiden.
Außerdem sind die Übergänge fließend, und kein Mensch weiß definitiv, ob
hinter Kopfschmerzen, Rückenschmerzen, Hautausschlag, Neurodermitis,
Haarausfall, Halsschmerzen usw. körperliche oder psychische Ursachen
stecken.
Wie bei Sylvia. Sie war damals, als ich sie sah, 13 Jahre alt
– und sie fiel von einer Ohnmacht in die andere. Wobei man nicht einmal
definitiv von Ohnmacht sprechen konnte – niemand wusste, was da los
war, sie fiel einfach öfter mal um. Meistens morgens in der Schule,
auch, wenn sie mit ihren Freundinnen unterwegs war, auch in der Familie.
Sie hatte zwei Geschwister, einen jüngeren Bruder, eine ältere
Schwester – beide, wie man so sagt, »unauffällig«. Sie hatte eine
Mutter, die in einem Wirtschaftsunternehmen an bedeutender Position
arbeitete, und einen Familien-Vater, der zu Hause war. Beide Eltern
waren »Akademiker«, was der behandelnde Arzt, der mir Sylvia zuwies, mit
einem inneren Kopfschütteln anmerkte: Er, selbst Akademiker, konnte
sich wohl nicht so recht vorstellen, wie ein Mann dieses Bildungsstatus
Hausmann sein mochte. Dabei war das in dieser »symptomatischen« Zeit ein
Glück! Der Vater konnte es sich leisten, morgens, während seine Tochter
im Klassenzimmer saß, draußen vor der Tür zu sitzen. Wenn sie mal
wieder – was mehrmals in der Woche oder sogar mehrmals am Vormittag
vorkam – umgefallen war und also nicht saß, sondern dalag, konnte man
ihn rufen. Er trug sie hinaus, wartete, bis sie zu sich gekommen war und
wieder hineingehen konnte. Das verhinderte, dass der Unterricht längere
Zeit unterbrochen war, dass der Notarztwagen gerufen werden musste,
dass Sylvia im Krankenhaus wieder und wieder durchgecheckt wurde. Das
hatte schon viele Male stattgefunden und nichts ergeben. Keine Kreislaufstörung, keinen epileptischen Anfall, keine neurologischen Erklärungen – eben nichts .
Deshalb also zum Psychologen mit der Frage: Handelt es sich hier etwa
um eine psychosomatische Störung? Ja, davon sollte man ausgehen.
Die Geschichte erzähle ich später weiter.
So gehen die Wege immer und so sollen sie gehen: Zuerst müssen
mögliche körperliche Ursachen abgeklärt werden – und das dauert leider
so seine Zeit. Weil, wie oben schon gesagt, das Symptom sich »tarnt«,
als wäre es körperlich. Es ist ja auch körperlich: Der Körper inszeniert
es, und mit körperlichen Symptomen kennt sich der Körper eben gut aus –
so einfach ist das. Für den Körper. Nicht jedoch für die betroffene
Person, die zunächst einmal irritiert ist und Angst bekommt, und auch
nicht für den diagnostizierenden Arzt, der nur eine sogenannte
Ausschlussdiagnose stellen kann – indem er körperliche Ursachen
ausschließt.
Früher hat man es damit bewenden lassen, indem der Arzt sagte: Sie haben
nichts, machen Sie sich keine Sorgen, treten Sie vielleicht ein
bisschen kürzer, körperlich ist alles in Ordnung, achten Sie nicht
weiter darauf usw.
Das war ein schlimmer und gleichzeitig widersinniger Fehler. Denn wie
sich zeigen wird: Wenn man eine psychosomatische Störung nicht beachtet,
wird sie schlimmer oder es kommen noch andere hinzu. Was sagt uns das?
Nicht wegschauen – hinschauen!
Deshalb soll als erstes erklärt werden, was das ist: eine
psychosomatische Störung und wie man sie verstehen und beantworten kann.
Das nimmt den ganzen ersten Teil des Buches ein.
Im zweiten, spezielleren Teil gehe ich auf Besonderheiten ein, aus denen
sich dann auch besondere Schlüsse für den Umgang mit einer solchen
Störung ziehen lassen. Wenn Sie ein Patient, eine Patientin sind, dann
können Sie sich in diesem Teil denjenigen Abschnitt heraussuchen, der
auf Ihre Beschwerden am besten zutrifft.
Oder sie blättern gleich weiter zum Schluss: zum Lebensbogen. Der geht wieder jede und jeden etwas an.
Hanne Seemann, Dipl.-Psych., Psychologische Psychotherapeutin, Hypnotherapeutin, war wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Psychotherapie ...
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