Bizarr, traumhaft, obszön...
Das Werk Helmut Heißenbüttels hat auf die deutsche Literatur nach dem Zweiten Weltkrieg starke Wirkungen ausgeübt: Es erzog die Sprache des Gedichts zu einer neuen Bewußtheit. Und es stellte Muster auf gegen jenes »dröhnend-vor-sich-hin-Erzählen«, das so lange im Schwang war.
Heißenbüttel hat die Sprache dazu überredet, die Welt, die wir als außer uns erleben, nicht mehr abbilden zu wollen, vielmehr sollte die Sprache selber, durch ein dauerndes Reflektieren ihrer Gesetze, eine neue Welt hervorbringen.
Die angebotene Auswahl führt im ersten Abschnitt Heißenbüttels frühe Versuche zur Veränderung des Gedichts vor; dann seine Versuche zur Veränderung des Erzählens; der dritte Abschnitt enthält Texte, die »Abhandlungen« oder auch »Traktate« genannt wurden und in denen Dichterisches, Erzählendes und Reflektierendes sich vermischt; den Schluß bilden die späten Texte, die sich bemühen, die neu entstandene Form des Gedichts wieder an die Tradition anzuschließen.
Das Ganze präsentiert sich als ein Lesebuch, das in das umfangreiche, bei Klett-Cotta in 16 Einzelbänden vorliegende Werk Heißenbüttels einführen will.
Gedicht von Farben
das schräg herunter taumelnde einzelne schwarze Erlenblatt
die roten Punkte der Hagebutten im schwarzen Graben
die schwarz gefransten Brüche im grauen Asphalt
der Hahnenschrei im Nebel
das apfelsinenfarbene Reet des November
Erinnerung an John Cage mit der Muschel auf den Knien
der raspelnde Ton der Bewegung des Windes an meinem Ohr
der rostige Ton der Kirchuhr im Nebel
das rostige Laub der Kastanie am Bahnhof in Krempe
der schwarze Augenblick der Wahrheit
das Geräusch beim Niedersetzen des Topfes ein Hörspiel
die Besen der Erlenallee und das dichtere Gestrichel der Rotdornbüsche
ich erkenne das Schwarze im dichteren Gestrichel der Rotdornbüsche wieder
das Wiedererkennen der Schwärze der dichteren Dichte
das schwärzliche Rot der Mehlbeerbüsche im Dezember
das grüne Giebeldreieck im grauen Reetdach
das grüne Giebeldreieck im grauen Reetdach im Winter
das grüne Giebeldreieck im grauen Reetdach im Winter mittags
Helmut Heißenbüttel wurde 1921 bei Wilhelmshaven geboren; er studierte Architektur, Germanistik und Kunstgeschichte in Dresden, Leipzig und Hamburg. ...
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