Viererkette auf der Doppelnull

Die Günter-Hetzer-Kolumne
Buchdeckel „978-3-608-50301-2

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Der Axel Hacke der deutschen Fußballsatire

Die härteste Feiertruppe des deutschen Fußballs ist zurück. Ob im Mannschaftshotel der Nationalelf oder auf der Weihnachtsfeier beim FC Bayern, die Clique um Günter Hetzer steht wieder am Tresen und lässt den Zapfhahn glühen.
Mit dabei die Routiniers: Frauenversteher Delle und das bayerische Urviech Waldi, dazu grüßt Alterspräsident Trollinger aus dem Kofferraum. Neu - allerdings ohne Chance auf Vollmitgliedschaft - ist »Horny Mike« als Junior. Gemeinsam erlebt die Clique spannende Abenteuer. 2006 versorgt sie den WM-Kader mit gekühlten Getränken, stolpert über Onkel Jürgens Buddhafiguren, vermittelt Lothar beinahe nach Bielefeld und Kahn beinahe nach Schalke und trägt schließlich dem kleinen Kevin die Klamotten hinterher, als der nicht mehr in der Nationalelf spielen will. Großer Fußball, große Unterhaltung. Oder wie es Waldi formulieren würde: »Wer sich erinnert, war nicht dabei!«
Inhaltsverzeichnis

Die Clique 6
Die Günter-Hetzer-Kolumnen 8
Getränkehalter und Teppichreste: Ein Blick hinter die Kulissen der Günter-Hetzer-Kolumne 164
Glossar 170

Leseprobe

NAHKAMPF IM GRUNEWALD
Während der WM werden
die Nationalspieler abgeschirmt
wie der Papst persönlich. Kein Durchkommen,
nirgends. Außer für Waldi,
Delle und Onkel Günter.
Schließlich hat die Clique exzellente
Verbindungen in die Mannschaft.
Die Jungs konnten einem leid tun. Seit Montag hockte die komplette Truppe nun schon im Grunewald, streng abgeschirmt natürlich. Stenger, der Routinier, hatte drei Sicherheitsringe um das Hotel gezogen, da gäbe es kaum ein Durchkommen - wenn sich der gute alte Trollinger nicht bei Theo den Zugangscode verschafft hätte. Zwanziger hatte natürlich erst herumgezickt wie Mutti im Sexshop, aber dann war er doch noch mit dem Passwort rübergekommen. Und wir hatten es uns natürlich nicht nehmen lassen, höchst persönlich bei den Jungs vorbeizuschauen, mit ordentlich Marschgepäck, versteht sich. Wir wurden von der Posse schon sehnsüchtig erwartet, die Frisur hatte nämlich vorsorglich die Zimmertheken grundreinigen lassen. Da trudelten natürlich sofort die Bestellungen aus dem Quartier ein, der Kapitän, Kahnemann und die anderen orderten gleich palettenweise. Mike per Textnachricht: »SOS. Wir verdursten!« Ehrensache, dass wir da aushalfen. Wurde allerdings immer schwieriger. Löw hatte nämlich gestern bei Schweini im Nachtkasten die Batterie Junior Feiglinge entdeckt, die wir am Dienstag hinter die Linien geschmuggelt hatten. Jogi hatte gleich bei Papa Jürgen gepetzt, anschließend extrem rauchige Stimmung auf der Etage und schärfste Bewachung der ganzen Truppe. Wir wollten trotzdem noch mal vorbeischauen, morgen ging es schließlich nach München, Costa Rica wegputzen. Also schlugen Delle und ich zusammen mit Waldi und Trollinger Punkt 23 Uhr vor der Hotelpforte auf und bimmelten den Nachtportier aus den Federn. »Parole?«, knarzte es durch die Gegensprechanlage. Das war Stenger, unverkennbar. Delle beugte sich zur Sprechmuschel und flüsterte: »Walter Straten.« Wir mussten grinsen, Jürgen hatte Humor. Vorsichtig pirschten wir uns durch das Freigelände. Plötzlich zischte Delle hektisch vom Ecktisch: »Runter auf den Boden.« Troll und ich gingen gleich vorschriftsmäßig in Gefechtsstellung, hatten eben beide gedient. Waldi hingegen war mal wieder als Showorchester Ungelenk unterwegs und knallte mitten in die Rabatten. Wir lugten vorsichtig zum Hotel. Tatsächlich, am Turmfenster stand Vollspaten Löw und linste mit Feldstecher rüber. Großes Autorenkino mal wieder. Troll übernahm die Führung unserer kleinen Expedition. »Hier entlang. Toter Winkel für Jogi!« Wir nickten anerkennend, obwohl schon seit einer Woche nördlich der drei Promille unterwegs, war unser Ältester definitiv in WM-Form. Schon drängelte sich die ganze Truppe an der Hotelwand und folgte Troll. Wir hatten das Gehöft schon beinahe komplett umrundet, da klopfte Troll endlich an eine Butzenscheibe in Hüfthöhe. Nach einer Minute öffnete sich das Fenster, eine misstrauische Stimme fragte: »Wer da?« Statt einer Antwort reichte Troll zwei Flaschen Averna in die Luke. Der Rest war Jubel. »Es sind die Jungs!« Wir kletterten durch das Fenster in den Schankraum, Schweini und Miro lehnten lässig am Zapfer, der Rest der Nati stand Spalier und klatschte sich die Hände wund. »Günter, Günter!« Und: »Waldi, Waldi!« Schon nestelten die ersten Auswahlspieler gierig an unseren Rucksäcken. »Her mit den Kolben«, rief Schnix hysterisch, und selbst der kleine Odo schnappte sich zwei Wachmacher aus Onkel Günters Schatztruhe. Respekt, den Jungen hatten sie aber gut erzogen, vor zwei Wochen saugte unser Nesthäkchen noch brav Spezi durch den Strohhalm. Und wir hatten ja noch eine kleine Überraschung für die Truppe, ein 50-Liter-Fässchen feinstes Urpils. Die Truppe war nun heiß wie Frittenfett. Kahnemann drängelte sich vor und schnappte sich das Fass, war aber schon mächtig angeleuchtet und ließ das gute Stück fallen, mit Schmackes unserm Käpt'n in die Hacken. Ballack natürlich sofort am Hinken, Wadentreffer versenkt. Stocksauer humpelte er in seine Kajüte. »Da wird jetzt erst mal wieder Daumen gelutscht«, mutmaßte Schnix. War allerdings auch so eine typische Olli-Aktion: 3000 Watt in den Armen, Birne leuchtet trotzdem nicht. Aber eh wurscht, das Fass war fällig. Schneider ließ sich nicht bitten und zapfte das Wertstück mit geübten Griffen an. Kahnemann schob gleich gierig sein Glas unter den Hahn und krakeelte stolz: »Erster.« Der gute Mann hatte sich immer noch nicht umgewöhnt. Wir drängelten Olli beiseite und machten Prost mit allen. Auf Jürgen! Auf Walter Straten! Auf uns! Die WM konnte losgehen.
SAMBA SÍ, ARBEIT NO!
Vier Wochen lang werden
unsere Adler mit Xavier Naidoo
gefoltert. Da muss die
Eingreiftruppe ran und die
Burschen ein bisschen auf möbeln
- mit einer Batterie gut
gekühlten Qualitätsbieres.
Heute war die WM exakt zweieinhalb Wochen alt, unsere Besuche im Grunewald waren längst tägliche Routine. Auch die Frisur schaute absichtlich weg, wenn unser Geschwader mit Picknickkorb und Spirituosen durch den Schlossgarten robbte. Morgen stand das Viertelfinale gegen Argentinien an, heute Abend würde also noch mal im kleinsten Kreis derbe gelitert. Motto: Samba sí, Arbeit no! Natürlich waren nur ausgewählte Leistungsträger am Glas, Manager Bierhoff, der Kapitän, Schnix, dann das Mädchen, Luke, Storch und natürlich die beiden Keeper. Jens und Kahnemann waren ohnehin seit zwei Wochen die allerbesten Kumpels. Kicher, knuff - schwer erträglich, unsere beiden Kuschelrocker. Definitiv nicht dabei war Rotkäppchen Odonkor. Der hatte vor dem Schwedenkick mächtig herumgenervt, von wegen früh ins Bett und schweres Spiel. Irgendwann hatte ihn Schnix im Schwitzkasten ins Zimmer verfrachtet, auf KIKA kamen sicher noch ein paar nette Cartoons. Währenddessen machte Sönke einen auf Hollywood und turnte mit der Handkamera in der Hotelbar herum. »Bleibt ganz natürlich«, rief der Regisseur hektisch, »tut einfach so, als wäre ich nicht da!« Die Jungs stöhnten auf. »So geht das schon seit Tagen«, zischte Mike zwischen den Zähnen. »Neulich sollte Robbie Huth lässig über den Hotelflur latschen. Nach drei Stunden war die Szene immer noch nicht im Kasten.« Wir mussten grinsen, hatten schließlich Insiderwissen. Sönke war nämlich auf großer Felix-Krull-Tournee. Der Mann hatte sich mit seiner Hollywoodnummer einen Premium platz auf der Bank gesichert, allerbeste Sicht aufs Spielfeld. Dabei drehte er seit Monaten mit leerer Kamera. Wir hatten minutenlang abgelacht, als Sönke uns die Nummer im Suff gestanden hatte. Vor allem weil Klinsi vor der Linse richtig Gas gegeben hatte. Sönke schwer am Filmen und Onkel Jürgen nachdenklich im Morgenlicht am Fenster. Sei's drum, auf jeden Fall ließ er gerade mal wieder in der Hausbar die Kamera kreisen, bis es dem Storch zu dumm wurde. Kurz den Außenrist stehen lassen, schon knallte Wortmann mit Schmackes aufs Parkett. Die Meute bückte sich schwerstens ab, und Mertesacker kommentierte süffisant: »Klappe, die vierte, mein Lieber!« Kaum hatte sich Sönke verzogen, schob Mike den Zapfhahn auf neun Uhr. Denn: Ohne ordentlich Oktan im Blut waren die Gauchos morgen nicht zu schlagen, so viel war klar. Während der Kapitän einen Siebenminüter nach dem anderen auf die Theke bugsierte, klärten wir die Logistik für morgen. »Braucht ihr noch was?«, fragte Waldi gewissenhaft und zog den Bleistift vom Ohr. Jens diktierte dem Urviech die Bestellungen in den Block: sechs Metaxa, vier Fernet, vier Kästen Normalbenzin und natürlich einmal Jever Fun für Odonkor. Anschließend ging unser Keeper die Bestellung noch einmal durch, als plötzlich Schritte auf dem Flur zu hören waren. Schnix erbleichte: »Der Teamchef.« Von jetzt auf gleich zerstreute sich die Truppe, Lehmann stopfte sich fix den Zettel in die Socken, Waldi, Delle und ich stürmten schnell wie der Blitz auf die Doppelnull, Bierhoff und Frings gleich hinterher, der Manager und das Mädchen hatten nämlich ebenfalls schon derbe gelötet. Gleichzeitig schoben die Jungs hektisch die Spirituosen unter die Theke, sollte Onkel Jürgen doch denken, hier sei mal wieder der Apfelschorle-Klub auf Betriebsausflug. Wir lauschten angestrengt an der WC-Tür. Draußen fuhr Klinsi offenkundig die alte Teamgeist-Tour und ließ die Jungs einen Kreis bilden. Köstliche Nummer, liefen schon sämtlich auf Reservetank, aber alle schön im Kreis! Der Teamchef mal wieder! Dann war Stille, wir krochen näher an die Tür heran, als sich plötzlich Bierhoff und Frings angestrengt die Ohren zuhielten. »Arghh«, stöhnte der Manager. »Er spielt wieder das schreckliche Lied.« Und tatsächlich, Jürgen hatte den Kassettenrekorder mitgebracht und den Regler bis zur Oberkante auf gedreht. »Dieser Weg wird kein leichter sein!« Delle und ich mussten lachen und blickten zu Bierhoff und Frings. Die beiden hockten vollstramm in der Duschkabine. Es würde tatsächlich kein leichter Weg für das dynamische Duo, morgen gegen Argentinien. Vor allem der Torsten war doch immer so reizbar.
»Köster ist ein Dieter Hildebrandt und Matthias Richling der Mixed Zone.«
Wolfgang Höbel, KulturSPIEGEL, 05/2010
Tropen Mit einem Vorwort von Waldemar Hartmann
1. Aufl. 2010, 175 Seiten, broschiert mit 4 farbigen Abbildungen
ISBN: 978-3-608-50301-2
autor_portrait

Philipp Köster

Philipp Köster, geboren 1972, gründete 2000 das Magazin für Fußball-Kultur »11 Freunde«, dessen Herausgeber und Chefredakteur er ist. Zudem ist er ...

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