Heute, am 12.03.2020, hat unsere Autorin Bettina Hitzer mit ihrem Buch »Krebs fühlen« den Preis der Leipziger Buchmesse in der Kategorie Sachbuch gewonnen. Wir freuen uns gemeinsam mit unserer Autorin über diese Auszeichnung!
Die Jury begründet Ihre Entscheidung wie folgt:
»Mit keiner Krankheit sind wir im privaten wie öffentlichen Umfeld so
stark konfrontiert wie mit Krebs. Bettina Hitzer zeichnet die Geschichte
dieser Erkrankung so umfassend nach wie noch nie: Sie schreibt eine
Gesellschaftsgeschichte, Emotionsgeschichte und Mediengeschichte. Ihr
Buch beleuchtet, wie unterschiedlich im 20. Jahrhundert in Deutschland
Krebs erforscht, besprochen und erlebt worden ist. Dabei zeigt sie auf,
welchem gesellschaftlichen Wandel der Umgang mit der Krankheit unterlag.
Von der Mündigwerdung des Patienten über die öffentliche Akzeptanz bis
zur Erfindung der Nachsorge entsteht so ein Panorama, das über einfache
Fallgeschichten und Ratgeber von Krebs weit hinausreicht. Mit ihrem
emotionsgeschichtlichen Zugriff vertritt Bettina Hitzer einen
fruchtbaren neuen Ansatz der Geschichtswissenschaft. Und am Ende steht
dabei die Entdeckung: Noch nie haben wir unsere Gefühle so stark
rationalisiert wie heute in der Zeit ständiger Selbstoptimierung und
permanenter Gefühlsarbeit.«
Über das Buch:
Die Diagnose »Krebs« war früher ein Todesurteil. Heute
ist dies nicht mehr der Fall. Es dauerte lange, bis Ärzte,
Krankenschwestern, Krebspatienten und ihre Angehörigen sich auf ihre
Gefühle einließen, die Krebskrankheiten auslösen: Zuversicht,
Lebensangst, Lebensfreude, Verzweiflung, Mut, Trauer, Leid, Apathie.
Bettina Hitzer schildert, wie es zu dieser Gefühlsrevolution in Medizin
und Gesellschaft kam.
Konfrontiert mit Krebs nehmen wir heute unseren menschlichen
Körper anders wahr. Krankheit, Behinderung, Leiden und Tod empfinden wir
heute ganz anders, denn wir sind fähig, unsere Gefühle auszudrücken.
Heute wird in Krankenhäusern, in Reha-Zentren und bei öffentlichen
Kampagnen zur Früherkennung wie auch im Vier-Augen-Gespräch empathischer
mitempfunden und dies den Patienten mitgeteilt. Bettina Hitzer
schildert historische Zusammenhänge zwischen Krankheit und Gefühl, die
bisher kaum beachtet werden.
Einfühlsam, beispielhaft und
ermutigend schildert sie diese bis heute unbemerkte Kulturgeschichte der
Gefühle am Beispiel von Krebs, dem »König aller Krankheiten«. Diese
Revolution der Gefühle hat die Medizin grundlegend verändert und die
deutsche Gesellschaft erstaunlich gewandelt. Der Mensch steht im
Mittelpunkt der Humanen Medizin, die von Technik, Maschinen und
Programmen unterstützt wird, ohne unser Gesundheitssystem zu
beherrschen. Gefühle helfen zu überleben und im eigenen Leben
anzukommen. Gerade Krebserkrankungen zeigen, dass wir dem Leben nicht
mehr Tage, aber unseren Tagen mehr Leben geben können – vor allem durch
das, was wir empfinden.