Marko Martin bespricht in der »Jüdischen Allgemeinen« die Biographie über Ernst Kantorowicz:
»...Und so ist diese spannende Biografie nicht
nur die maßgebliche zu Leben und Werk von Ernst Kantorowicz, sondern
öffnet auch die Augen für jene verblüffenden intellektuellen
Wandlungsprozesse, die es in jenem radikalisierten 20. Jahrhundert eben
auch gab.«
>> Zur Buchbesprechung der Jüdischen AllgemeinenÜber das Buch:
Als Sohn eines der größten deutschen Likörfabrikanten in Posen
aufgewachsen, wurde Kantorowicz im Ersten Weltkrieg mehrfach
ausgezeichnet, aber nach einer Affäre mit der Geliebten des
Oberbefehlshabers zurückbeordert. Nach dem Krieg nahm er in seiner
Heimatstadt an Kämpfen gegen die Polen, in Berlin gegen die Spartakisten
und in München gegen die bayerische Räterepublik teil. In der Weimarer
Republik war er leidenschaftlicher Nationalist und bevorzugter Jünger
des Dichters Stefan George.
1933 erhob er als Professor in
Frankfurt mutig seine Stimme gegen das Regime und knüpfte nach seiner
Zwangsemeritierung in Oxford und Berlin neue Kontakte, u. a. zu Maurice
Bowra, Isaiah Berlin, Marion Gräfin Dönhoff und Albrecht Graf von
Bernstorff. Während der Novemberpogrome entging Kantorowicz als Jude nur
knapp der Verhaftung und floh nach Berkeley. Dort entließ man ihn, als
er sich 1950 weigerte, einen antikommunistischen »Treueeid« zu
unterzeichnen. Kantorowicz wurde an das »Institute for Advanced Study«
in Princeton berufen, wo er bis zu seinem Tod neue Freundschaften, u. a.
mit Erwin Panofsky und Robert Oppenheimer, schloss. Robert E. Lerner
erzählt die Geschichte eines großen Intellektuellen, dessen Leben und
Epoche ebenso faszinierend waren wie seine Arbeit.