Am Ende jedes Literaturclubs stellen im SRF die Teilnehmer ihren persönlichen Buchtipp vor. In der Sendung vom 30.06.2020 stellt Schauspielerin Laura de Weck hierzu zwei Bücher aus dem Tropen Verlag vor.
»Um Rassismus zu bekämpfen sucht sie das verbindende und nicht, dass was uns auseinander treibt.«
Laura de Weck über » Warum ich nicht länger mit Weißen über Hautfarbe spreche« von Reni Eddo-Lodge im SRF Literaturclub
»Dieses Buch entscheidet sich von anderen Feminismus-Büchern dadurch, dass die Perspektive nicht von einer weißen Frau, sondern von einer alevitischen Muslimin dargestellt wird. [...] Sie übersetzt diesen männlichen HipHop-Gestus ins Weibliche.«
Laura de Weck über »Yalla, Feminismus« von Reyhan Şahin im SRF Literaturclub
Über die Bücher:
Reyhan Şahin – besser bekannt als Lady Bitch Ray – verkörpert eine
ebenso einzigartige wie aufregende Position im feministischen Diskurs:
Als promovierte Linguistin, Rapperin und alevitische Muslimin spricht
sie über Sexualität, Islam, Popkultur und Antirassismus wie keine
andere.
Denn sie kennt sich mit Diskriminierung aus: als Frau im
wissenschaftlichen Universitätsbetrieb, als türkisch-muslimische
Alevitin, als Rapperin in der männlich dominierten Hip Hop-Szene. Sie
steht für einen neuen Feminismus, der sich der eindimensionalen
Fixierung auf die weiße westliche Frau entgegenstellt und sich für
Selbstermächtigung und Entscheidungsfreiheit für alle Menschen einsetzt.
In einer Sprache, in der sich Ghettoslang und wissenschaftliche Analyse
unverschämt nahekommen, zeigt sie, wo in Sachen Gleichberechtigung die
großen Diskrepanzen liegen. Lady Bitch Ray engagiert sich für
Frauensolidarität, bricht mit Sex-Tabus und macht deutlich, dass sich
Kopftuch, Modebewusstsein und Feminismus keineswegs ausschließen.
Was bedeutet es, in einer Welt, in der Weißsein als die
selbstverständliche Norm gilt, nicht weiß zu sein? Reni Eddo-Lodge spürt
den historischen Wurzeln der Vorurteile nach, und zeigt
unmissverständlich, dass die Ungleichbehandlung Weißer und Nicht-Weißer
unseren Systemen seit Generationen eingeschrieben ist.
Ob in
Politik oder Popkultur – nicht nur in der europaweiten Angst vor
Immigration, sondern auch in aufwogenden Protestwellen gegen eine
schwarze Hermine oder einen dunkelhäutigen Stormtrooper wird klar:
Diskriminierende Tendenzen werden nicht nur von offenen Rassisten,
sondern auch von vermeintlich toleranten Menschen praktiziert. Um die
Ungerechtigkeiten des strukturellen Rassismus herauszustellen und zu
bekämpfen, müssen darum People of Color und Weiße gleichermaßen aktiv
werden – »Es gibt keine Gerechtigkeit, es gibt nur uns.«