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Familiendynamik, 1976, Jg. 1, Ausgabe 2

Familiendynamik, 1976, Jg. 1, Ausgabe 2

Familie und Schizophrenie

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Bibliographische Angaben


Erscheinungstermin: 01.05.1976
ISSN print: 0342-2747 / ISSN digital: 2510-4195

Details


Zu diesem Heft
Formate: pdf
Helm Stierlin
Seite 89 - 89
Skizze einer Theorie der schizophrenen Störungen

Es wird versucht, Kohärenz in die grundlegende Phänomenologie des Syndroms zu bringen und seine Ursprünge aus den Ergebnissen der Familienforschung über Entwicklungsbedingungen und -Schwierigkeiten von Patienten zu erklären. Die Theorie konzentriert sich auf die Anfälligkeit des Adoleszenten für Desorganisation und Regression an und für sich, weil die Adoleszenz jener Entwicklungsabschnitt ist, in dem sich die Integration der Persönlichkeit festigen muß, und weil die kognitive Egozentrizität, die mit dem Einsetzen des begrifflichen Denkens ihren Anfang nimmt, dem Adoleszenten den Weg dazu öffnet, der Realität zu entfliehen und sich auf Phantasielösungen zu stützen. Auch hält die Theorie fest, wie Menschen, die schizophren werden, deshalb besonders anfällig sind, weil das Familienmilieu ihrer Kindheit und Jugend versagt hat, sie mit den Mitteln für eine integrierte Entwicklung auszustatten, im besonderen, weil elterliche Egozentrizität die Grenzbildung zwischen Eltern und Kind behindert und die innerfamiliäre Kommunikation gestört hat. Unfähig, die eigenen Entwicklungsaufgaben der Adoleszenz zu meistern, und in Ermangelung innerer Struktur, fällt der schizophrene Patient zurück in frühere egozentrische Denktypen der "Übereinschließlichkeit", regrediert emotionell und zieht sich in sich zurück.

A Sketch of a Theory of Schizophrenie Disorders — This sketch is believed to bring coherence to the basic phenomenology of the syndrome and to clarify its origins by utilizing the findings of family studies about the patient’s developmental settings and difficulties. The theory focuses attention on the vulnerability of the adolescent to disorganization and regression because adolescence is the time when personality integration must jell, but also because the cognitive egocentricity that comes with the start of conceptual thinking opens the way for the adolescent to leave reality and fall back on fantasy solutions; it also notes how persons who become schizophrenic are particularly vulnerable bccause their childhood family settings failed to provide the requisites for an integrated development, and specifically because parental egocentricity interfered with boundary formation between parent and child and distorted the intrafamilial communication. Unable to resolve the developmental tasks of adolescence and lacking inner structure, the schizophrenic patient regresses to earlier egocentric, overinclusive types of thinking as well as withdrawes and regresses emotionally.

Formate: pdf
Theodore Lidz
Seite 90 - 112
Einzel- versus Familientherapie schizophrener Patienten: ein Ausblick

Angesichts der Entwicklung der Familientheorie und -thera-pie der letzten Jahrzehnte stellt sich uns heute die Aufgabe, die mögliche Rolle des einzelbehandelten schizophrenen Patienten bei der Befreiung und Individuation seiner anderen Familienmitglieder zu untersuchen. Eine solche Untersuchung bedarf Konzepte, die uns die wesentliche, obzwar häufig verdeckte, Familiendynamik schizophrener Patienten erfassen lassen. In der folgenden Arbeit verwendet der Autor sein Konzept der Interaktionsmodi der Bindung, Delegation und Ausstoßung, um die obige Untersuchung voranzutreiben. Gleichzeitig eröffnet er eine Perspektive, die zu fragen erlaubt, wann jeweils die Einzeltherapie eines designierten Patienten oder die in gemeinsamen Sitzungen durchgeführte Familientherapie aussichtsreiche Strategien darstellen, um sowohl dem Patienten als auch seiner Familie zu helfen.

Individual versus Family Therapy of Schizophrenic Patients. — Family theory and therapy, as developed over the last decades, challenge us to investigate the role of an individually treated schizophrenic patient as the possible agent for the whole family’s betterment. Such investigation requires a conceptual framework which grasps central, albeit frequently hidden, transactional dynamics in the family relations of schizophrenic patients. This paper applies the author’s concept of the transactional modes of binding, delegating and expelling to examine the above issue. At the same time, it offers a point of view as to when and whether individual psychotherapy of a designated schizophrenic patient versus conjoint sessions with the whole family may be optimal strategies for helping the patient and his family as well.

Formate: pdf
Seite 112 - 123
Psychotherapie bei Familien mit schizophrener Transaktion

Die Verwischung oder gar Aufhebung der Schranken zwischen den Generationen und die darauf zurückzuführende Vertauschung und Verwirrung der Rollen der Angehörigen verschiedener Generationen ist von Familienforschern und Familientherapeuten zu Recht sehr beachtet worden. Die — vorwiegend ausländische — Literatur zu diesem Thema ist so reichhaltig, daß wir im Rahmen dieses Artikels nicht einmal einen zusammenfassenden Überblick vermitteln können. Wir wollen eine spezifische Art therapeutischer Intervention darstellen, die unser Team entworfen und wiederholt praktiziert hat: die paradoxe Verschreibung der "Parentifizierung", und zwar dem oder den Angehörigen der jüngsten Generation. Dies geschieht zu einem bestimmten, wohl geplanten Zeitpunkt im Verlauf einer Familientherapie und fällt mit dem Rückzug der Therapeuten aus der Elternrolle, die ihnen vom System übertragen wurde, zusammen.

Psychotherapy with Families with Schizophrenic Transactions. — Due attention has been paid in family research and therapy to the confusion and even abolition of generational boundaries and the consequent confusion and substitution of family roles between members of different generations. In fact, the subject has been dealt with in so many publications that it was considered futile to summarize them for the purpose of the present article, which ist, to present a specific type of therapeutical intervention designed by our team and applied in various cases. The strategy in question consists in the paradoxical prescription of "parentification" to one or more members of the youngest generation at a given, strategically timed moment of the therapy with the family, which is to coincide with the therapists’ withdrawal from the "parental" role assigned to them by the system.

Formate: pdf
Mara Selvini Palazzoli, Gianfranco Cecchin, Giuliana Prata, Luigi Boscolo
Seite 124 - 133
Langzeit-Therapie mit einer psychotischen Familie
Ein kasuistischer Beitrag

Es wird über die Entwicklung einer Familie mit mehreren psychotischen Angehörigen und über den Verlauf eines Familientherapieversuchs mit insgesamt 144 Sitzungen von 1967—1971/1974—1975 berichtet, die kombiniert wurde mit einer individuellen Psychotherapie der jugendlichen Primärpatientin (Diagnose Hebephrenie, evtl. Schizophasie). In der Schilderung der Auseinandersetzung zwischen den Therapeuten und der Kernfamilie, die die beiden Eltern, einen 20jährigen Sohn und eine 17jährige Tochter umfaßt, liegt das Hauptgewicht auf der Darstellung der Abwehrformen des Familiensystems, das sich u. a. in Form explosionsartiger geographischer Trennungen gegen den Eingriff wehrt. Echtes Wachstum im Sinne größerer Selbstdifferenzierung und der Fähigkeit, Zusammensein und Trennung, Nähe und Distanz regulieren zu können, erfolgt bei den einzelnen Angehörigen nur sehr langsam und auch in sehr unterschiedlichem Maß. Die Behandlungstechnik und die zahlreichen theoretischen Aspekte werden nicht besprochen, sondern nur gelegentlich berührt.

Therapy with a Psychotic Family — An Example of Long-Term Casework. — The development of a family with more than one psychotic members and the course of an effort of family therapy totalling 144 sessions from 1967 to 1971 and 1974 to 1975 ist reported. Family therapy was combined with individual psychotherapy of the designated patient (the adolescent daughter), who was diagnosed for hebephrenia, possibly schizophrasia. In the description of the therapists’ discussion with the nuclear family — father, mother, a son of 20, and a daughter of 17 years — focus is on the presentation of the family system’s ways of defending itself against intervention, e.g. by explosionlike geographical separations. A genuine growth in the sense of a better differentiation of self and capability for adjusting togetherness and separation, closeness and distance is very slow to develop and differs in degree with the individual members of the family. The method of treatment and the numerous theoretical aspects are occasionally alluded to, but not discussed.

Formate: pdf
Luc Kaufmann
Seite 134 - 152
Loyalität und Übertragung

In dieser Arbeit geht es um die Frage, ob der theoretische Rahmen der Psychodynamik erweitert und in eine Familientheorie integriert werden kann oder ob die beiden Systeme sich ausschließen. Es wird davon ausgegangen, daß in einer Familientherapie der Therapeut allen Familienmitgliedern als seinen Patienten verpflichtet ist und daß dabei die technische Anordnung und strategische Vorbereitung der Therapiesitzungen nicht das Wichtigste sind. Weiter geht es um die Frage, wie man bei Mehrpersonensystemen die entscheidenden Motivationsebenen begrifflich fassen kann. Ich glaube, daß hier die Hierarchie der Verpflichtungen und Loyalitäten in der Familie wesentlich ist. Die ethischen Verstrickungen unseres Lebens stellen dabei eine Schlüsseldynamik dar. Weiter gehe ich davon aus, daß Loyalität und unbewußt eingegangene kollusive und reziproke Verpflichtungen (z. B. die Rolle des Kranken zu behalten) eine Systemebene darstellen, die Pathologie und Widerstand gegen Veränderung mitbestimmt. Dabei finden wir folgendes Paradox: Einmal bilden die Übertragung und die auf den Therapeuten übertragene "Elternbeziehung" (parentification) "technisch" gesehen Voraussetzungen für den Erfolg der Therapie. Andererseits können gerade diese Übertragungsprozesse den Therapieerfolg gefährden, indem der Patient implizit zum Loyalitätsverrat seiner eigenen Ursprungsfamilie gegenüber veranlaßt wird.

Loyality Implications of the Transference Model in Psychotherapy. — The main concern of this paper is: Can the psychodynamic theoretical framework be expanded and integrated with the family systems orientation or are they mutually exclusive? It is assumed that the essence of family therapy lies in the therapist’s commitment to all members of the family as his patients, rather than in any technical or strategic arrangement for and during the sessions. A further major concern is with the question of how to define the conceptual framework of multiperson system levels of motivations. I believe that such framework relies on the hierarchy of obligations and loyalties in any family. Ethical entanglements of our lives are key dynamics. Furthermore, I suggest that pathology and resistance to change are codetermined on the system levels of loyalty and unconsciously collusive obligations, e.g., for retaining the "sick" role. More specifically, while transference and transferred "parentification" of the therapist are "technically" required for success, nontheless they may lead to self-defeating mechanisms through implicit disloyalty to one’s family of origin.

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Ivan Boszormenyi-Nagy
Seite 153 - 171
Buchbesprechungen
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M. Schatzman
Seite 172 - 176
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J. Willi
Seite 176 - 178
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Formate: pdf
Seite 178 - 184
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