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Familiendynamik, 1978, Jg. 3, Ausgabe 3

Familiendynamik, 1978, Jg. 3, Ausgabe 3

Politik und Familie

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Bibliographische Angaben


Erscheinungstermin: 01.07.1978
ISSN print: 0342-2747 / ISSN digital: 2510-4195

Details


Zu diesem Heft
Formate: pdf
Josef Duss-von Werdt
Seite 169 - 169
Familienterrorismus und öffentlicher Terrorismus
Hintergründe terroristischen Verhaltens in der Bundesrepublik Deutschland

Stierlin erhellt Elemente des Terrorismus in der Bundesrepublik Deutschland im Lichte des Heidelberger familiendynamischen Konzeptes unter den Hauptgesichtspunkten der bezogenen Individuation, der Transaktionsweisen von Bindung und Ausstoßung, der Delegation sowie der Mehrgenerationenperspektive von Vermächtnis und Verdienst. Die durch dieses Konzept erfaßten Beziehungskräfte kommen in vier unterschiedlichen, jedoch interdependenten Systemen zum Zuge — dem Individuum, der Familie, der "Peer-Group" und der Gesellschaft. Je nach dem System, auf das wir unser Augenmerk richten, stehen andere Phänomene und Konstellationen im Vordergrund. Der Werdegang und die Familiensituation von Ulrike Meinhof, Gudrun Ensslin und Andreas Baader (soweit bekannt) werden zur Illustration der theoretischen Überlegungen herangezogen. Die letzten Abschnitte gehen auf Gruppen- und geschichtliche Prozesse ein, die den Terrorismus gerade in der Bundesrepublik Deutschland verständlicher zu machen versprechen.

Family Terrorism and Public Terrorism.
Conditions and sources of terrorist activities in contemporary West Germany. — Stierlin illuminates elements of terrorism in West Germany in the light of four major perspectives: related individuation, the transactional modes of binding and expelling, delegation, and the multigenerational perspective of legacy and merit. The relational forces conceptualized within these perspectives affect four interdependent system — the individual, the family, the peer group and society. Depending on the system considered at any moment, differing phenomena and relational constellations come into focus. The careers and family dynamics of three noted terrorists — Ulrike Meinhof, Gudrun Ensslin and Adreas Baader — serve to illustrate the theoretical points. The final sections consider group dynamics and psychohistorical processes which may help to explain the raise of terrorism in post-war-West-Germany.

Formate: pdf
Helm Stierlin
Seite 170 - 198
Gruppenloyalität als Motiv für politischen Terrorismus
Beitrag zu einer alternativen Betrachtung eines komplexen Problems

Verbrechertum und politischer Terrorismus sind die heutigen Hauptbedrohungen der Gesellschaft in westlich-demokratischen wie anderen Ländern. Trotz äußeren Ähnlichkeiten unterscheiden sich ihre Motive: Verbrecher handeln meist aus persönlicher Gewinnsucht, Terroristen aus persönlichem Engagement für die Sache einer echt oder vermeintlich unterdrückten Minderheit, der sie loyal ergeben sind. Um dem politischen Terrorismus beizukommen, ist 1. eine differenziertere Unterscheidung der beiden Motive nötig; mit rein polizeilichen und militärischen Maßnahmen kann nichts erreicht werden; 2. sollten in Demokratien wie in der Völkergemeinschaft die Gruppenloyalitäten von nicht-autonomen Minderheiten von den regierenden Mehrheiten mehr berücksichtigt werden; mehr multilaterale Fairneß zwischen den Gruppen ist erforderlich, ähnlich wie dies im Falle von delinquenten Jugendlichen durch die Familientherapie demonstriert wird. Ein Forum für Fragen zwischen Gruppen (Forum for Intergroup Process — F.I.P.) könnte die im internationalen System in bezug auf die Anerkennung verdienter Loyalitäten von nicht autonomen ethnischen, rassischen und religiösen Gruppen bestehende Lücke schließen. Aufgabe eines solchen Forums wäre es u. a., allgemeingültige Kriterien für multilaterale Fairneß aufzustellen.

Intragroup Loyalty as a Motive for Political Terrorism — A Contextual Approach. — Criminal behaviour and political terrorism are society’s main threats in westernized democratic countries as well as elsewhere. Despite apparent similarity, there are great differences between the motives of these two disturbing agents: criminals are for the most part motivated by self-interest, political terrorists, in contrast, by personal commitment to the cause of really or allegedly oppressed groups, to which they are loyally devoted. In order to prevent political terrorism effectively, 1) a capacity to discriminate between these motives is needed; power measures such as police and military intervention can hardly succeed in eradicating political terrorism. 2) In democracies as well as in the world community more regard should be taken by ruling ingroups to group loyalties of non-self-governing outgroups; there is a great need for multilateral fairness, such as it is demonstrated by family therapy in the case of delinquent adolescents. The establishment of a Forum for Intergroup Process (FIP) might bridge the gap that exists in the international system with regard to legitimate claims of non-selfgoverning religious, ethnic, or racial groups for merited group loyalties. The task of such a Forum would involve a definition of criteria for multilateral fairness between groups.

Formate: pdf
Ivan Boszormenyi-Nagy, Barbara K. Krasner
Seite 199 - 208
Der linke und rechte Radikalismus
Einige Untersuchungsergebnisse und theoretische Aspekte

Um psychosoziale Mitursachen für den linken und rechten Radikalismus bei Heidelberger Studenten zu erforschen, wurden 1971 84 linksradikale Studenten, die den bewaffneten Kampf befürworteten, 84 rechtsradikale Studenten, die sich für die gewaltsame Machtübernahme und ein Einparteien-System von rechts einsetzten, 84 bürgerlich-demokratische Studenten und 84 apolitische Studenten mit einem Ja-Nein-Fragebogen befragt. Außerdem wurden freie Interviews durchgeführt und Träume auf geschrieben. In einigen Fällen wurden die Familienmitglieder beobachtet, Die bei dieser Untersuchung wichtigsten Daten und Hypothesen betreffen die Familienbeziehungen, das Verhältnis zum Partner, die Schichtzugehörigkeit und sozialpsychologische Faktoren. In allen Bereichen unterscheiden sich rechtsradikale, linksradikale, demokratische und apolitische Studenten. Die Studie zeigt, daß sich ein Typ des radikalen Studenten nicht definieren läßt und daß jeweils familiendynamische, sozialpsychologische und sozio-ökonomische Determinanten aufeinander einwirken. Die linksradikalen Studenten entstammen der Bildungsmittelschicht, werden von einem Elternteil zuerst sehr angezogen, dann ausgestoßen und vertreten zunächst liberale Positionen. Erst nach dem Scheitern ihres sozialen Engagements versteifen sie sich auf linksradikale Positionen. Die rechtsradikalen Studenten idealisieren ihre Mutter und geben an, diese über alles auf der Welt zu lieben. Sie entstammen ausschließlich der unteren Mittelschicht.

Radicalism from the Left and from the Right. — With a view to examine psychosocial causes for rightward and leftward radicalism among Heidelberg students, 84 radical students from the Left supporting armed action, 84 radical students from the Right supporting seizure of power by force and unionism by the Right, 84 conservative-democratic, and 84 politically indifferent students were questioned with a Yes-No-questionnaire. This data was completed by unstructured interviews and accounts of dreams. Also, family members were watched in some cases. The data and hypotheses most relevant in this examination include family relationships, relations to the partner, relation to political parties, social background and psychosocial factors. There are differences between leftward and rightward radical students, democratic students, and politically indifferent ones in all of these spheres. The study shows that it is not possible to define the radical student as a particular type, and that in each case family dynamics, as well as psychosocial and socio-economic determinants are affecting each other. Leftward radical students originate from culturally middleclass families, are much preferred, primarily, by one of the parents, but expelled later on, and their position is first a liberal one. Only after failure of their social commitment they get fixed on leftward radical positions. Rightward radical students idealize their mothers and claim to love them more than anything else. They originate exclusively from lower middleclass families.

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Ronald Grossarth-Maticek
Seite 209 - 228
Jimmy Carter und die amerikanische Phantasie

1976 begannen verschiedene Mitarbeiter des Institute for Psychohistory in New York (Leitung: L. de Mause) mit Arbeiten über Jimmy Carters Kindheit und Person. Sie stellen einen ersten Versuch dar, die emotionale Reife des amtierenden Präsidenten abzuschätzen, seine Persönlichkeit mit den emotionalen Bedürfnissen des amerikanischen Volkes in Beziehung zu bringen und vorauszusagen, was die unmittelbare Zukunft aus der Wechselwirkung dieser beiden Faktoren ergeben wird. Diese Arbeit hier befaßt sich mit immer wiederkehrenden Phasen unbewußter Gruppenphantasien in der amerikanischen Politik der letzten 25 Jahre. Es wird gezeigt, wie diese Phasen mittels der psychohistorischen Methode herausgearbeitet werden können und was diese Methode ist. Die einzelnen Phasen der amerikanischen Politik werden mit den jeweiligen Präsidenten in Beziehung gesetzt. Ihrer Kindheit, vor allem ihrem Verhältnis zur Mutter, wird dabei besonders Gewicht beigemessen. Auffallend ist, wie ähnlich sich diese Mutter-Kind-Beziehungen bei den einzelnen Persönlichkeiten bis hin zu Jimmy Carter sind. (Eine Ausnahme ist D. Eisenhower.) Die "Psychohistorie ihrer Kindheit" ist ein Schlüssel zum Verständnis ihrer Politik.

Jimmy Carter and American Fantasy. — In 1976, several Research Associates of the Institute for Psychohistory in New York, of which Lloyd de Mause is the Director, began research and discussion on Jimmy Carter’s childhood and personality. These studies are a first try at measuring the emotional maturity of a current President, Jimmy Carter, relating his personality to the emotional needs of the American people, and predicting what the immediate future is likely to bring as a result of the interaction between the two. This paper is concentrated on repeated patterns of American group-fantasy over the past quarter century of American politics. It shows that these patterns can be determined by psychohistorical methods, and what these methods are. The phases of American politics in the past 25 years are related to the various president at the time. Emphasy is put on the influence of their childhood, and particularly on their relationship with their mothers. Considering the various presidents’ personalities, Jimmy Carter included, a striking similarity of these mother-child relationships can be descerned, with one exception, that of D. Eisenhower. The psychohistory of the childhood of these president provides o clue to the understanding of their political decisions.

Formate: pdf
Lloyd de Mause
Seite 229 - 252
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