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Familiendynamik, 1987, Jg. 12, Ausgabe 3

Familiendynamik, 1987, Jg. 12, Ausgabe 3

Frauen über Frauen (und Männer) in der Familientherapie

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Bibliographische Angaben


Erscheinungstermin: 01.07.1987
ISSN print: 0342-2747 / ISSN digital: 2510-4195

Details


Zu diesem Heft:
Frauen über Frauen (und Männer) in der Familientherapie
Formate: pdf
Marianne Krüll, Rosmarie Welter-Enderlin, Dagmar Hosemann, Almuth Massing
Seite 209 - 211
Intuition — männlich? weiblich?
Therapeutische Fähigkeiten und deren Bezug zu Männern und Frauen

Intuition ist elementarer Bestandteil von Kommunikation und eine Voraussetzung therapeutischen Handelns. Merkmal von Intuition ist, daß sie sich einer Überführung in Sprache und der Nachprüfbarkeit ihrer Entstehung entzieht. Die Abwertung von Intuition in der Therapie-Theorie wie im Wissenschaftssystem benachteiligt Frauen doppelt: erstens wird der notwendige Bestandteil des Erkenntniszusammenhanges relativiert, auf den Frauen per Sozialisation und Sozialstatus konstelliert werden, und zweitens haben die Ergebnisse ihrer Fähigkeiten geringere Aussichten, gewürdigt zu werden.

Intuition — a Male or Female Characteristic? Therapeutic abilities and their relationship to men and women. — Intuition is an important element of communication and a central prerequisit of therapeutic practice, with the characteristic, however, that it eludes both the direct transformation into language as well as the verification of its emergence. Women are deprived in two ways by the depreciation of intuition in the theory of therapy and in the system of science: first by way of a disregard for the context of socialization and the social status in which women’s cognition has developed, and second in a lowering of the chances for the results of women’s abilities to get appreciated.

Formate: pdf
Dagmar Hosemann
Seite 212 - 223
Die epistemologische Herausforderung des feministischen und des systemischen Denkens

Sowohl das feministische als auch das systemische Denken stellen die Grundprämissen des herkömmlichen Wissenschaftsverständnisses in Frage. Beide üben Kritik am Objektivitätsanspruch von Wissenschaft, an der Subjekt-Objekt-Trennung, an der Forderung nach Rationalität der wissenschaftlichen Erkenntnis und an der Forderung nach Wertneutralität. Für Feministinnen ist die systemische Theorie eine Herausforderung, da sie den Absolutheitsanspruch der feministischen Patriarchatskritik in Frage stellt. Für das systemische Denken ist die feministische Sicht eine Herausforderung, da sie eine Rückbezüglichkeit der Theorie auf die eigene Person, insbesondere die Geschlechtszugehörigkeit, auch für den/die Systemtheoretiker/in fordert. Für beide kann die Annahme der Herausforderung eine Bereicherung und Erweiterung des eigenen Ansatzes bedeuten.

The Epistemological Challenge of the Feminist and the Systemic Approaches. — Feminist and systemic thinking have both been challenging the basic premises of traditional science: the claim of scientific objectivity, the separation of subject and object in science, the demand of rationality and of value neutrality in scientific research. Systemic thinking presents a challenge to feminism in that it questions the absolute truth of the feminist critique of patriarchy. And the feminist perspective is a challenge to systemic thinking since it entails a recursiveness between theory and its author, particularly regarding the gender of the theoretician. Accepting the respective challenge would imply an enrichment and an enlargement of both approaches.

Formate: pdf
Marianne Krüll
Seite 224 - 239
Plädoyer für eine frauenfreundliche Familientherapie zwischen Utopie und Realität

Die weibliche Rolle hat in den vergangenen Jahrzehnten eine tiefgreifende Veränderung erfahren. Während früher die Konzentration auf die Rolle als Hausfrau und Mutter unumstritten war, steht heute jede Frau vor dem realen Konflikt, sich entweder zwischen Beruf und Familie zu entscheiden oder beide Bereiche mühsam ausbalancieren zu müssen. Häufig wird dieser reale Konflikt durch intrapsychische und interaktioneile Störungen noch verschärft. Während die Theorie und Praxis der Familientherapie für derartige Störungen Lösungsmöglichkeiten anbieten kann, bleibt der reale Konflikt oftmals unbeachtet. Dessen Auflösung könnte auf lange Sicht darin liegen, daß sich Männer und Frauen in Zukunft die Pflichten und Freuden beider Lebensbereiche, des Berufs und der Familie, teilen. Dies ist derzeit freilich noch eine Utopie, die als Anregung für den Prozeß der Selbstreflexion von Therapeutinnen und Therapeuten und nicht als Therapiekonzept entwickelt wird. Für die familientherapeutische Praxis wird vielmehr ein Programm der kleinen Schritte vorgeschlagen mit dem Ziel, immer wieder so viel Freiraum zu schaffen, daß jede Frau mit ihrer Familie die ihr angemessene Konfliktlösung finden kann. Wie eine solch frauenfreundliche Familientherapie aussehen könnte, wird an fünf Fallbeispielen geschildert.

In Defence of a Concept of Family Therapy Favourable to Women: Between Utopia and Reality. — In the past decades the female role has undergone far-reaching change. Whilst formerly the concentration on a domestic career as mother and housewife was unchallenged, today every woman is confronted with the real conflict of either having to make an option between a professional or a family career or accepting a life-long struggle to make both domains meet. Often, this real conflict is intensified by intrapsychic or interactional disturbances. Whilst theory and practice of family therapy may offer solutions to the latter, the real conflict often remains unattended. In the long run the solution of this conflict might lie in a common sharing of the responsibilities, duties and pleasures of the two domains - profession and family - between men and women. This, however is yet an utopic idea developed as an instigation to male and female therapists’ selfreflection rather than as a therapeutic concept. For family therapy practice a program of small steps is suggested, with the aim of creating just as much space for each woman and her family to find viable solutions appropriate to their specific conflict. Five case examples are given to illustrate possible ways of family therapy favourable to women.

Formate: pdf
Almuth Massing, Ilona Schöll-Schwinghammer
Seite 240 - 260
Familismus, Sexismus und Familientherapie
(Heißt »systemisch« auch »politisch«?)

Die unterschiedlichen Sozialisationsbedingungen und Lebenswelten von Mann und Frau und die Konflikte, welche aus den sich verändernden Rollenvorstellungen für Paare und Familien entstehen, wurden in der familientherapeutischen Literatur bisher kaum reflektiert. Während die psychodynamisch orientierte Familientherapie dazu tendiert, solche Unterschiede zwar festzustellen, aber weibliches Verhalten an männlichen Normen zu definieren (und zu pathologisieren), negieren gängige Familien-Systemtheorien die Tatsache, daß die politische Institution Familie sich oft zu Ungunsten von Frauen auswirkt. Eine zu enge Fokussierung auf »die Familie«, versteckte Frauenfeindlichkeit sowie die Fiktion der Gleichheit aller Elemente in systemischen Therapie-Modellen führten in der Praxis dazu, daß unreflektiert traditionelle Werte und Rollenvorstellungen zementiert wurden. In der letzten Zeit zeigen sich hoffnungsvolle Ansätze zu Wandel sowohl in der Theoriebildung, in welcher die gesellschaftliche Situation der Familie klarer definiert wird, wie in der Praxis systemischer Therapie, welche die Anliegen von Frau und Mann klarer differenziert und mit dem sich wandelnden sozio-kulturellen Kontext verknüpft. Das veränderte Selbstverständnis systemischer Familientherapeutinnen und -therapeuten spiegelt sich in einem partizi-pativen statt autoritären Behandlungsstil sowie im Bemühen von Therapeuten und Therapeutinnen, in Zukunft die Verantwortung wie auch die dafür nötige Macht in Familie und Arbeitswelt gleichmäßiger zu teilen.

Familism, Sexism and Family Therapy. — The differences in socialization between men and women and in their daily experience have hardly been reflected in the family therapy literature so far. Conflicts resulting from changing gender roles in couples and families have been largely overlooked.
Psychodynamic theories tend to acknowledge but pathologize such differences in that they depict female behaviour by male norms, while family system theories ignore the fact that the institution of the family often deprives women of power. Three reasons for this theoretical neglect are presented by the author: 1) too narrow a focus on »family« as the relevant system, 2) hidden sexism (for example in the use of language), and 3) a fiction of equality of all elements of a system. Lately, changes in theory and therapy give rise to hope. Theoretical concepts of families reflect their situation within the larger cultural and socioeconomical context more specifically. Therapy shows an increased understanding of gender roles in therapists as well as in clients, resulting in a less authoritarian and more neutral/participative style. Many family therapists are attempting to change their work context to include more equality of power and responsibility between men and women.

Formate: pdf
Rosmarie Welter-Enderlin
Seite 261 - 281
Nachwort zum Themenheft »Frauen über Frauen (und Männer) in der Therapie«
Formate: pdf
Helm Stierlin, Josef Duss-von Werdt
Seite 284 - 284
Buchbesprechungen
Buchbesprechungen
Formate: pdf
Jochen Schweitzer
Seite 285 - 286
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Formate: pdf
Ewald Johannes Brunner
Seite 286 - 287
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