Dieses Freud-Zitat markierte das Leitthema der
4. Psychodynamischen Tage auf Langeoog vom 10. bis 14.6.2019. Dankenswerterweise konnten die Hauptreferent* innen für eine Publikation in der PDP gewonnen werden.
Den Eröffnungsvortrag der Tagung hielt
Joachim Küchenhoff. Er widmet sich dem Verhältnis von Körper bzw. Leib und Sprache und knüpft eine Verbindung zu philosophischen und semiotischen Konzepten wie dem der Zwischenleiblichkeit von Merleau-Ponty und der Zeichentheorie von Pierce.
Neues aus der psychosomatischen Grundlagenforschung berichtet
Christoph-Herrmann- Lingen und führt den Leser u.a. in die Welt der Epigenetik und der Molekularbiologie.
»Von der vegetativen Neurose zur Störung des verkörperten Selbst« so fasst
Peter Henningsen seinen Beitrag zusammen und stellt ein interessantes neues Konzept des Verständnisses von Körperbeschwerden als Wahrnehmungsstörungen vor, in dessen Zentrum das Gehirn als ein kontinuierlich Vorhersagen produzierendes Organ (predictive processing) steht.
Soziologische, kulturelle und gesellschaftspolitische Perspektiven fließen in den Beitrag von
Vera King ein, die sich mit zeitgenössischen Formen der Körperoptimierung auseinandersetzt und deren fließenden Übergang zwischen Normalität und Pathologie aufzeigt.
Veränderungen des Körpers im Alter werden aus sehr unterschiedlichen Perspektiven von
Christiane Schrader und Reinhard Lindner dargestellt. Dem Körperbild und der Körperbiografie mit den dazugehörenden intrapsychischen und intersubjektiven Prozessen sollte bei psychosomatisch und somatopsychisch erkrankten älteren Patient*innen unsere besondere Aufmerksamkeit gewidmet sein.
Das Heft schließt mit der Darstellung einer Tiefenpsychologisch fundierten Therapie einer Patientin, deren Störungsbild wir früher als Hysterie diagnostiziert hätten.
Insgesamt verdeutlichen die Beiträge eindrucksvoll, dass moderne psychodynamisch- psychoanalytische Psychosomatik paradigmatisch die Anschlussfähigkeit der Psychoanalyse an die Nachbarwissenschaften repräsentiert, ohne deren Modelle und Befunde aktuelle Konzeptualisierungen psychosomatischer Störungsbilder nicht mehr zu denken sind.