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Interview mit Wieland Freund

Artikel aus der TolkienTimes 2023/2024
30.1.2024

Lieber Wieland Freund, wir freuen uns sehr, dass »Dreizehnfurcht« im September bei uns erscheint. Wie bist du auf die Idee für deinen in Berlin spielenden Fantasyroman gekommen?
Vor knapp 20 Jahren, in München, als ich von einem Pferd namens Primus Falke hörte, kein Witz. Die Idee eines dreizehnten Berliner Stadtbezirks hatte ich deutlich später. Das ist vielleicht 15 Jahre her. Es braucht wirklich verdammt viele Ideen, bis so ein Buch fertig wird.

Hattest du eine Inspiration für den Hauptcharakter Momme Bang?
Ist das eine höfliche Umschreibung für: Bist du selbst ein triskaidekaphobischer Zwangsneurotiker? Nein, bin ich nicht. Aber natürlich bin ich wie Momme ein magischer Denker. Sonst sprächen wir hier ja nicht.

Ohne zu spoilern, kannst du uns deine Lieblingsstelle im Buch verraten?
Lieber wäre mir, du würdest mir deine verraten. Aber gut, es gibt ein paar Kapitel, die ich besonders gern geschrieben habe. „Ein Fall für Secundus Falke“ zum Beispiel oder „Sternenfest“.

Was macht dir am meisten Spaß an deinem Beruf als Autor?
Der beste Teil ist, wenn ein Buch entsteht. Das ist, als hütete man ein schönes Geheimnis.

Interview mit Wieland Freund

Von Sonderlingen, Geheimnisträgern und verborgenen Stadtteilen

Moritz – Momme – Bang hat sein komplettes Leben so ausgerichtet, dass es mit seiner besonderen Zwangsstörung nicht in Konflikt gerät: die 13. Stufe einer Treppe übersteigt er, die U-Bahn um 13 Uhr lässt er lieber sausen als in sie einzusteigen. Und am 13. Kalendertag eines Monats geht er auf Nummer Sicher und verlässt nicht mal seine Wohnung in Berlin-Treptow. Noch nicht mal, um zu einem Vorstellungsgespräch zu gehen. Denn aufgrund seiner Zwangsstörung hat er es bisher in keinem einzigen Angestelltenverhältnis lange ausgehalten. 

Als ihm die Stelle als Haushüter in einem verlassenen Gästehaus am Rand Berlins angeboten wird, betrachtet er dies als unerwarteten Segen. Vor allem, da es im ganzen Gebäude keinen Raum mit der Nummer 13 gibt. Aber in der Nacht nach seiner Ankunft stellt er fest, dass ein solches Zimmer eben doch da ist. Ebenso wie eine durchscheinende, weiße Frau, die durch die Flure schleicht und darin verschwindet. Panik und Neugier wetteifern mit Momme, und als er ihr folgt, landet er plötzlich in einem Stadtteil Berlins, von dem er noch nie gehört hat: Dreizehneichen. Hier rumpeln Pferdedroschken über Kopfsteinpflaster, die Menschen tragen altertümliche Kleidung, Maschinen und Elektrizität sind verboten und die Ziffernblätter der Uhren zeigen nicht zwölf, sondern dreizehn Stunden an. Furchtbar für Momme eigentlich, sollte man meinen, doch die unterschiedlichsten Bewohner des Stadtteils versichern ihm schnell, dass er das Paradies gefunden hat. Dreizehneichen ist eine isolierte Oase, völlig frei von der Schnelllebigkeit und dem Smog der Großstadt. Aber ist es wirklich ein Paradies? Oder eine gefährliche Falle?

Einen ungewöhnlichen Phantastik-Roman legt Wieland Freund mit »Dreizehnfurcht« vor. Ungewöhnlich nicht nur im Hinblick auf Schauplatz und Handlung, sondern vor allem in Bezug auf seinen Protagonisten. Schräg, ja ein bisschen bemitleidenswert wirkt Momme. Er ist so gar nicht der Held, wie man ihn sonst aus Genreromanen kennt. Gerade das macht ihn allerdings interessant, zumal es Freund gelingt, Mommes Angststörung authentisch zu beschreiben, ohne sich darüber lustig zu machen oder die Figur lustvoll bloßzustellen.

Momme ist nicht der einzige ungewöhnliche Charakter im Buch. Da sind z.B. auch Clemens von Stein, dessen Tagebucheinträge die Handlung ebenso vorantreiben wie die Kapitel aus Sicht anderer Nebenfiguren. Oder eine mysteriöse Frau, die auf einem Motorrad quer durch das nächtliche Berlin fährt, die Taschen voller kostbarer Juwelen: Merle schläft in geheimen Zimmern in Nobelhotels, von denen nicht einmal die Concierges wissen, dass es sie gibt. Sie benutzt ein altes Grablicht auf einem Friedhof, um Botschaften zu einer Geheimorganisation zu schicken, die sich Die Schwestern nennt. Ist Merle die weiße Dame, die Momme als Phantom im Gästehaus begegnet ist? Wie ist ihr Schicksal mit dem von Dreizehneichen verknüpft? Wer und was sind Die Schwestern? Wird Momme seine Angst vor der unglücksbringenden Ziffer 13 verlieren? Wird er herausfinden, wer ihm die Wahrheit sagt und wer ihn belügt? Warum ausgerechnet er überhaupt den Job als Haushüter angeboten bekommen hat? Und ist Dreizehneichen wirklich so idyllisch, wie es vorgibt zu sein? 

Die Antworten auf all diese Fragen enthüllt Wieland Freund wohl dosiert im Verlauf des über 440 Seiten starken Schmökers. Auf jeder dieser Seiten spürt man die Ortskenntnis des Autors, der wie seine Figuren in Berlin lebt. Er malt ein so gestochen scharfes Bild der Hauptstadt, dass sich das Lesen wie ein Besuch dort anfühlt, und auch der geheime Stadtteil Berlins, in den es Momme verschlägt, fühlt sich so greifbar an, dass man fast versucht ist, bei der nächsten Stadtreise auch einen Abstecher nach Dreizehneichen einzuplanen. Wer geheimnisvolle, leicht schräge Geschichten abseits des Mainstreams mag, die von spannenden Figuren getragen wird, den erwartet mit »Dreizehnfurcht« ein wahrer Leckerbissen.

von Christian Handel

Dreizehnfurcht

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Beteiligte Personen

© Jonas Ruhs

Wieland Freund

Wieland Freund, geboren 1969, hat bisher für Kinder und Jugendliche geschrieben. Seine fantastischen Romane, darunter Krakonos u...

Wieland Freund, geboren 1969, hat bisher für Kinder und Jugendliche geschrieben. Seine fantastischen Romane, darunter Krakonos und Die unwahrscheinliche Reise des Jonas Nichts, wurden mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, seine Geschichten um Törtel wurden für das ZDF verfilmt. Mit Rodrigo Raubein und Knirps, sein Knappe hat er zuletzt ein Fragment Michael Endes vollendet. Der Autor lebt in Berlin.

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