PSYCHE, 1958, Jg. 12, Ausgabe 6

Die Fähigkeit, allein zu sein, ist ein höchst vergeistigtes Phänomen, bei dem viele Faktoren mitwirken. Sie ist der emotionellen Reife nahe verwandt. Der Fähigkeit zum Alleinsein liegt die Erfahrung des Alleinseins in Gegenwart eines anderen zugrunde. Unter diesen Umständen kann auch das Kind mit seiner schwachen Ich-Organisation allein sein, weil sein Ich zuverlässige Stützung erhält. Die Art der Beziehung, die zwischen einem Säugling und der das Ich stützenden Mutter besteht, verdient eine besondere Untersuchung. Obwohl andere Bezeichnungen geprägt worden sind, schlage ich vor, daß man bis auf weiteres das Wort Ich-Bezogenheit gut anwenden könnte. In einem Rahmen der Ich-Bezogenheit können Es-Beziehungen vorkommen, die das unreife Ich möglicherweise eher stärken als zerreißen. Nach und nach wird die ichstützende Umgebung introjiziert und in die Persönlichkeit des Individuums aufgenommen, so daß eine Fähigkeit, tatsächlich allein zu sein, zustande kommt. Aber auch dann ist, theoretisch, immer jemand anwesend, jemand, der letztendlich und unbewußt der Mutter gleichgestellt wird, der Person, die in den frühesten Tagen und Wochen eine Zeitlang mit ihrem Kind identifiziert war und die während dieser Zeit für nichts anderes Interesse hatte als für die Pflege ihres eigenen Kindes.

Innerhalb der von Freud angegebenen Indikationen und Gegenindikationen wird die Beachtung dynamischer Faktoren, die sich während einer Probezeit zeigen, eher als die psychiatrische Diagnose allein, dazu führen, daß man die Anzeige zur Psychoanalyse richtig stellt. Ausgehend von typischen Haltungen des Analytikers seinen Patienten gegenüber, wird versucht, zu bestimmen, ob diese psychoanalytisch behandelt werden sollen.

A dynamic approach applied during a preliminary period of probational analysis may help to arrive at a stricter evaluation of the psychoanalytic accessibility than an exclusively psychiatric procedure would yield. Typical attitudes of the analyst towards his patients are checked as to their contribution to the problern of indication within the Iimits given by Freud.