trustedshops
Käuferschutz
/ 5.00
|
PSYCHE, 1969, Jg. 23, Ausgabe 7

PSYCHE, 1969, Jg. 23, Ausgabe 7

eJournal

28,00 EUR
28,00 €
26,00 € (A)
Abonnieren
Lieferbar in E-Library

Bibliographische Angaben


Erscheinungstermin: 01.07.1969
ISSN print: 0033-2623 / ISSN digital: 2510-4187

Details


Hauptbeitrag
Über die Zusammenhänge zwischen Partnerschaft, Struktur und Mythos

Die Psychoanalyse ist eine Methode zur Aufdeckung der verborgenen Motive, die den irrationalen, neurotischen Symptomen und Verhaltensweisen Sinn und Bedeutung geben. Sinn und Bedeutung aber, wie Selbstwahrnehmung und Sprache, sind nur möglich im Raum interpersonaler Beziehungen zwischen wenigstens zwei Partnern. Die Aufhebung der Partnerschaft ist die Voraussetzung für die psychische Strukturbildung; die Art der Struktur hängt von der Art der Gefühlszustände ab (»Sicherheit und Wohlbefinden«, »Lust – Unlust«, »Sicherheit und Befriedigung«). Die Mythen vom Paradies und der Ödipus-Mythos spiegeln die ursprünglichen Interaktionen der frühen Dreierbeziehung im Bereich der Sprache wider. Sie erzählen von Erlebnissen, die stattfinden mußten, damit die Unterscheidung von Gut und Böse, Illusion und Realität möglich wird. Mythos, Auflösung der Partnerschaft und psychische Strukturbildung sind untereinander verknüpfte, gleichzeitige Geschehnisse. Der Mythos als erlebte Wahrheit deutet an, daß hinsichtlich der Partnerschaft, die er abbildet, eine Stufe der Autonomie erreicht worden ist.

Psychoanalysis is essentially a method of discovering »hidden motives« which impart »sense« and »meaning« to otherwise irrational symptoms and behaviour. By their very nature, sense and meaning, like self-awareness and language, are conceivable only in an interpersonal relationship, only as a result of mutual acknowledgment by at least two partners. Further, the author attempts to show that the extinction of partnership relations gives rise to basic psychic structures, and that the kind of structure thus built up depends on the quality of feeling states engendered by the relationship (»security and well-being«, »unpleasure - pleasure«, »security and satisfaction«). Finally, it is claimed that the myths of Eden and Oedipus reflect fundamental interactions in early triangular partnerships, expressed in the realm of language; that they are narrations of experiences which had to take place in order to make possible the differentiation between good and evil, illusion and reality. The creation of myth, the dissolution of partnerships, and the formation of psychic structure are interconnected, simultaneous events. The myth as an experienced truth indicates that a stage of autonomy has been reached in regard to the partnership which it depicts.

Schlagworte: Partnerschaft, Ödipus, Mythos, Objektbeziehungen, Psychoanalyse als Methode, Dreipersonenbeziehung, Sprache und Partnerschaft, Triangularität
Formate: pdf
Wolfgang Loch
Seite 481 - 506
Beobachtbare kollektive Ich-Reaktionen

Über die individuellen Neurosen und über gruppendynamische Vorgänge hinweg nimmt der Therapeut in der analytischen Gruppentherapie die Patientengruppe insgesamt zum Partner. Äußerungen einzelner Patienten werden als Ausdruck der jeweiligen Gesamtbefindlichkeit der Gruppe verstanden. Unbewußte Phantasien und gemeinsame Erwartungshaltungen werden zum Inhalt der Übertragung. Da das set-up und die Deutungsarbeit der Neigung zum Ausagieren der Spannungen keinen Vorschub leisten, kommt es zur Verinnerlichung der Probleme und zum Bewußtwerden der eigenen Existenz im Hier und Jetzt der gruppentherapeutischen Situation. Es wird deutlich, daß die Gruppe in ihrer derart zentrierten Beziehung zum Therapeuten ein »Gruppen-Ich«, bestimmte Charakterstrukturen und einen zentralen Konflikt entwickelt. Darauf wird in der Darstellung deshalb besonderer Wert gelegt, weil im Gegensatz zu Vorstellungen des Ich-Verlustes oder der Ich-Regression im Gruppenverhalten oder im Verhalten der Masse hier eine integrative Arbeitsleistung der Gruppe Regressionen zu solchen »im Dienste des Ichs« werden läßt. Die Ich-Leistung der Gruppe, die von jedem Teilnehmer mit vollzogen wird, findet nach Abschluß der Therapie nachweisbar im Ich der einzelnen Gruppenteilnehmer ihren Niederschlag. Die Schwierigkeit und das Bemühen um Verständnis und Vorstellung dieser psychischen Vorgänge werden besonders deutlich am dargestellten Beispiel, in welchem das Gruppen-Ich in der Endphase einer Behandlung von Zerfall bedroht ist. Daß es sich hier um psychologische Vorgänge handelt, die nicht nur im isolierten Rahmen einer analytischen Gruppentherapie bedeutungsvoll sind, sondern daß sich in den verschiedensten Bereichen des menschlichen Erlebens analoge Konzepte ergeben, wird an Beispielen gezeigt, die vom Autor als ein »Ich-Training für kleinere Kollektive« bezeichnet werden.

Over and above individual neuroses and group-dynamic processes, the therapist in psychoanalytic group-therapy takes on the group as a whole as his partner. Communications of members are understood as reflections of the group's collective condition. Unconscious phantasies and expectancies which are shared by all members become the contents of the group's transference toward the therapist. Since the overall set-up and the therapist's interpretations do not encourage tendencies to act out rising tensions, the problems are internalized and patients become aware of their own existence in the here and now of the therapeutic situation. The group develops a »group-ego«, a particular character structure, and a central conflict which are reflected in the converging relationship to the therapist. These developments are especially emphasized because, in contrast to theories of ego-loss or ego regression in group or mass behavior, the therapeutic group makes an integrative effort, and its regressions are »in the service of the ego«. These achievements, shared as they are by all members of the group, will leave demonstrable traces in the individual egos of the patients after termination of the therapy. The difficulties in understanding these complicated mental processes which are encountered both by the group and the therapist are illustrated in the report of a group treatment in the terminal phase of which the group ego experienced the threat of falling apart.

Schlagworte: Gruppentherapie, unbewußte Phantasie, Gruppen-Ich, Ich-Reaktionen, "Publikumsbeschimpfung"(P. Handke), Verlassenheitsangst
Formate: pdf
Eugen Mahler
Seite 507 - 516
Psychische Störungen bei Überlebenden der Verfolgung

Zu der in der ganzen Welt diskutierten Frage der Auswirkung ungewöhnlicher Vernichtungstraumen auf die Persönlichkeit des Menschen wird aus einer israelischen Poliklinik ein klinischer Beitrag vorgelegt. Nach einer »Latenzzeit« treten bei vielen Opfern der faschistischen Verfolgung regressive Persönlichkeitsveränderungen auf (das sog. KZ-Syndrom). Es handelt sich um Folgeerscheinungen der schweren Traumen, die den Häftlingen der Vernichtungslager zugefügt wurden. Die Störungen lassen sich mit Hilfe der Konzepte Trauma und Wiederholungszwang interpretieren. Wie bei den Kriegsneurosen tritt die Kindheitsneurose im Bedingungszusammenhang der Krankheit zurück, beeinflußt aber den Modus des Erlebens und der Verarbeitung des Verfolgungstraumas.

Psychological disturbances in persecution survivors observed in a mental hospital in Israel
The impact severe traumatic experiences have on the personality of survivors of persecution was studied in a clinical set-up of an Israelic hospital. After a period of »latency« many survivors of fascist persecution show severe regressive changes of character requiring permanent psychotherapeutic care. These changes are the delayed sequelae of the traumatic experiences inflicted upon these people in the death camps. Some of the manifestations may be subsumed under the concepts trauma and repetition compulsion, but on the whole Freud's categories must be widened to cover this kind of psychopathology. As is the case with war neuroses, the infantile neurosis, while influencing the modes of reaction to the trauma, is not the main determinant in the disturbances of persecution survivors.

Schlagworte: Trauma, Hypnose, Verfolgung, Schuldgefühl, Auschwitz, Charakterneurose, Israel, Eichmann-Prozeß, Ghetto-Erlebnis, KZ-Syndrom
Formate: pdf
Iwan Györi
Seite 517 - 531
Unterrichtung von Medizinstudenten in patientenzentrierter Medizin

Es wird die Ausbildung von Medizinstudenten in »patientenzentrierter Medizin« beschrieben, nachdem jetzt eine siebenjährige Erfahrung mit dieser Methode vorliegt. Zwei Seminare, deren Besuch freiwillig ist, wurden eingerichtet, das erste für die ersten beiden klinischen Semester, das zweite für die anschließende Ausbildungszeit bis zum Abschluß der Fachausbildung. Hier werden die Fälle besprochen, die den Studenten auf den Stationen und später in den Fach- und Ambulanzabteilungen übertragen werden, und sie werden bei der therapeutischen Annäherung an die emotionalen Probleme der Patienten unterstützt. Kurze Fallbeispiele werden gegeben; der Wert der Methode für Studenten und Patienten wird diskutiert.

A seven years' experience in the teaching of patient-centred medicine to medical students is described. Two voluntary seminars, one beginning in the first clinical year, the second six months later and continuing till the end of their hospital training, were set up: the cases which the students were assigned on the medical wards and later in the other hospital wards and out-patient departments were discussed by the seminars and the students helped to work with their patient's emotional problems in a therapeutic way. Brief accounts of the kind of cases seen are given and the value to the Student and the patient examined.

Schlagworte: Asthma, patientenzentrierte Medizin (M. Balint), University College Hospital (London), uro-genitale Symptome
Formate: pdf
Michael Balint, Dorothea H. Ball, Mary L. Hare
Seite 532 - 546
Buchbesprechungen
Buchbesprechungen
Formate: pdf
Alexander Grinstein
Seite 547 - 548
Buchbesprechungen
Formate: pdf
Klaus Horn
Seite 549 - 553
Buchbesprechungen
Formate: pdf
Jürgen Zimmer
Seite 553 - 554
Buchbesprechungen
Formate: pdf
Klaus Horn
Seite 554 - 555
Buchbesprechungen
Formate: pdf
Enno Schwanenberg
Seite 556 - 556
Buchbesprechungen
Formate: pdf
Heide Berndt
Seite 558 - 559
Buchbesprechungen
Formate: pdf
Heide Berndt
Seite 559 - 560
Entdecken Sie Bücher mit verwandten Themen

Hefte der gleichen Zeitschrift

Alle Hefte der Zeitschrift