trustedshops
Käuferschutz
/ 5.00
|
PSYCHE, 1970, Jg. 24, Ausgabe 5

PSYCHE, 1970, Jg. 24, Ausgabe 5

eJournal

28,00 EUR
28,00 €
26,00 € (A)
Abonnieren
Lieferbar in E-Library

Bibliographische Angaben


Erscheinungstermin: 01.05.1970
ISSN print: 0033-2623 / ISSN digital: 2510-4187

Details


Hauptbeitrag
Die szenische Funktion des Ichs und ihr Anteil an der Symptom- und Charakterbildung

Die szenische Funktion des Ichs ermöglicht die situationsgerechte Darstellung einer unbewußten, infantilen Konfiguration – einer relativ stabilen, persönlichkeitsgebundenen Triebszene, die den Status der latenten Traumgedanken hat. Die Produkte der Konfliktverarbeitung (Symptome etc.) variieren dabei ihre Erscheinungsform je nach den situativen Bedingungen. Der Inhalt der Triebszene ist eine Schöpfung des psychischen Apparats auf dem Boden infantiler Wahrnehmungen und verrät sich in Deckerinnerungen. Die Fähigkeit zur situationsgerechten Darstellung scheint an den mobilen Trieb, einschließlich seiner narzißtischen Umwandlungsformen, gebunden zu sein. Eine Desexualisierung (im Sinne von Neutralisierung) macht die szenische Verarbeitung unmöglich. Die dem szenischen Arrangement entiogenen Triebabkömmlinge tragen zur Organisation des Ichs, zur Bildung von Charaktereigenschaften bei, die sich nicht mehr situationsbedingt ändern, sondern erst bei einer Wandlung der Persönlichkeitsstruktur selbst. Ob sie durch einen Resexualisierungsprozeß wieder der analytischen Arbeit zugänglich werden können, ist eine noch offene Frage. Die szenisch gestaltbare Form der narzißtischen Libido steht dem primären Narzißmus nahe. Ihre Manifestationen können gleichfalls in situationsabhängigen Symptombildungen zu Tage treten und scheinen der Analyse zugänglich.

The scenic function of the ego and its contribution to Symptom and character formation
The scenic function of the ego makes possible a situationally appropriate representation of an unconscious, infantile configuration, that is, of a drive scene which ist relatively stable and personality-bound and which has the same status as latent dream thoughts. Accordingly, the products of conflict elaboration (symptoms, etc.) vary their phenomenal form depending on situational conditions. The content of the drive scene is created by the psychic apparatus on the basis of infantile perceptions and betrays itself in screen memories. The capacity for situationally appropriate representation is tied to the mobile drive including its narcissistic variations. A desexualization (in the sense of neutralization) renders the scenic elaboration impossible. Drive derivatives which have been withdrawn from the scenic arrangement contribute to the organization of the ego and to the formation of character traits. These no longer suit themselves to the situation, but can be modified only through a transformation of the personality structure itself. It is an open question whether a process of resexualization can make them once again accessible to analytic work. The aspect of narcissistic libido which can take a scenic form is closely related to primary narcissism. Its manifestations, too, can make their appearance in situationally conditioned symptom formation and appear amenable to analysis.

Schlagworte: Charakterbildung, primärer Narzißmus, Symptombildung, szenische Funktion des Ichs, Triebszene
Formate: pdf
Hermann Argelander
Seite 325 - 345
Trauma und Objektbeziehung

Balint skizziert die Entwicklung der Freudschen Trauma-Theorie: der Ersetzung des als real gedachten sexuellen Verführungstraumas durch infantile Inzest-Phantasien in der Ätiologie der Neurosen folgte die spätere Theorie von der Durchbrechung des Reizschutzes als einzige wesentliche Ergänzung (1920). Das Trauma als äußeres Ereignis wurde »ökonomisch«, das Trauma als subjektive Phantasie »strukturell« erklärt. Nach einer Erörterung der jüngsten Diskussion, die die geringe Eignung des Trauma-Konzepts zur klinischen Diagnose herausgearbeitet hat, schlägt Balint eine (von Ferenczi angeregte) Drei-Phasen-Theorie des Traumas »im Felde der Zwei-Personen-Psychologie« vor: Die 1. Phase ist die der vertrauensvollen infantilen Abhängigkeit vom Erwachsenen, in der 2. verstößt der Erwachsene drastisch gegen die Erwartungen des Kindes (Überstimulierung durch Zärtlichkeit oder Grausamkeit); es spielt sich eine leidenschaftliche Interaktion ein, die in der 3. traumatisierenden Phase vom Erwachsenen durch Abweisung abgebrochen wird. Anschließend werden Folgerungen dieses Konzepts für Therapie und Pädagogik angedeutet.

Schlagworte: Überstimulierung, Abweisung, Drei-Phasen-Theorie desTraumas, Reizschutz, Zwei-Personen-Psychologie
Formate: pdf
Michael Balint
Seite 346 - 358
Psychedelismus: Die Wiedergeburt des Dionysos

Der »Peyotismus« der amerikanischen Prärieindianer und der »Psychedelismus« der »Liga für spirituelle Entdeckung« werden als aktuelle Versionen des antiken Dionysos-Kults interpretiert. Den drei Kulten ist gemeinsam, daß sie in kulturellen Umbruchzeiten entstanden, in denen der historisch erreichte Grad von Individuation vielen Menschen unerträglich wird, weil die stützenden Legitimationen und Institutionen an Substanz verlieren. Im Zentrum der Kulte steht der gemeinsame Genuß der Drogen, die den Kultanhängern zu neuen Formen von Unmittelbarkeit verhelfen und so die unerträglich gewordene Isolierung der Individuen regressiv aufheben. Der Psychedelismus verspricht, den schwierigen Weg der Identitätsfindung über die Integration divergenter sozialer Rollen überflüssig zu machen. Die Subkultur der Drogenesser erscheint als antithetisches Milieu einer Gesellschaft gegenüber, deren Prinzipien Identität und Leistung sind.

Schlagworte: Mystik, Dionysoskult, Peyote, Psychedelismus, Drogengenuß
Formate: pdf
Theodore Lidz, Albert Rothenberg
Seite 359 - 374
Das Über-Ich – eine gefährliche Krankheit?

Die Art und Weise, wie der ödipale Konflikt vorbereitet, durchlaufen und bewältigt wird, ist in hohem Maße von kulturellen und gesellschaftlichen Faktoren abhängig. Diese gehen dementsprechend auch in die Ausprägung des Überichs (als Erbe des Ödipuskomplexes) und in die Beziehung zwischen Ich und Überich ein. Es scheint, daß unsere Kultur die Entwicklung eines relativ hohen Niveaus von Ich-Überichspannung fördert. Die resultierenden Scham-, Schuld- und Minderwertigkeitsgefühle sucht die Gesellschaft auszubeuten und in ein hohes Aktivitätspotential überzuführen, indem sie Abwehrformen wie Leistung, Initiative und Identifizierung mit dem Überich gegen sie einsetzt. Das infolge dieser Identifizierung in seiner Beweglichkeit eingeschränkte Ich weicht auf alloplastische Wege der Anpassung aus. Der Drang, die Umwelt den eigenen Bedürfnissen zu unterwerfen, führt sich selbst aber (als Abwehrhaltung gegen Überichängste) in dem Moment ad absurdum, wo die von ihm angefachte Entwicklung seiner Kontrolle zu entgleiten beginnt. Die Auswirkungen der dadurch heraufbeschworenen Krise für institutionell verfestigte Abwehrhaltungen und das Hervortreten neuer Abwehrmechanismen werden an einigen gesellschaftlichen und kulturellen Entwicklungstendenzen aufgezeigt.

The superego – a dangerous illness?
Psychoanalytic insight regarding the conditions and function of superego formation serves as the point of departure for far-reaching reflections upon the theory of culture. In our culture, the oedipus situation is usually resolved by an identification with the aggressor. This serves as the anthropological prototype of the modern European renunciation of a mimetic subject-object relationship in favor of a distancing, technical one. The intensified intellectualization which Anna Freud recognized as a typical defense against pubertal impulses, recapitulates this process ontogenetically. The ego, inimical to the drives and oriented towards achievement and intellectual distancing, has created the affluent society and thus deprived itself of its own legitimacy (through a return of the repressed). Moreover, technical intelligence, prospering upon ever increasing isolation, has meanwhile begun to question its own accomplishments. The author further traces this development in the history of art in modern times and present day.

Schlagworte: Über-ich, Abwehrformen, Ich-Über-Ichspannung, Scham,Schuld, Minderwertigkeit
Formate: pdf
Harold Lincke
Seite 375 - 402
Buchbesprechungen
Buchbesprechungen
Formate: pdf
Seite 402 - 404
Entdecken Sie Bücher mit verwandten Themen

Hefte der gleichen Zeitschrift

Alle Hefte der Zeitschrift