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PSYCHE, 1970, Jg. 24, Ausgabe 8

PSYCHE, 1970, Jg. 24, Ausgabe 8

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Bibliographische Angaben


Erscheinungstermin: 01.08.1970
ISSN print: 0033-2623 / ISSN digital: 2510-4187

Details


Hauptbeitrag
Probleme der Lehranalyse

Therapeutische wie Lehranalyse sollen den Blick für das Unbewußte durch Arbeit an den eigenen Verdrängungen (des Patienten bzw. Ausbildungskandidaten) schärfen. Über die Anforderungen an den Patienten hinausgehend stellt die Lehranalyse dem Analysanden die Aufgabe, sich selbst zum Studienobjekt zu werden und – von einer bestimmten Ausbildungsphase an – sich nicht nur dem Erleben des Unbewußten hinzugeben, sondern die Aufmerksamkeit auf die psychoanalytische Technik zu richten. Die unterschiedlichen bewußten Motive bei Patient und Lehranalysand (Leidens- bzw. Lernmotiv) bedingen eine Akzentverschiebung bei der Bearbeitung der Es- und Ichwiderstände, die für die Dauer der Kur entscheidend ist. Ein weiterer Unterschied zwischen beiden Analyseformen liegt in den Umständen, unter denen die Übertragung zustande kommt. Da Lehranalytiker und Ausbildungskandidat in lebenspraktischen Beziehungen miteinander stehen, ist der Lehranalytiker immer mehr als eine nur schattenhafte Figur, ein Spiegel zur Projektion infantiler Konflikte. Das bereitet der Deutung der Übertragungsphänomene Schwierigkeiten.

Problems of training analysis
Therapeutic as well as didactic analyses heighten the sensitivity for the unconscious as a consequence of analyzing the patient's or candidate's own repressions. Beyond the requirements for patients, training analyses set the additional task for candidates of becoming their own objects for study. After a certain phase of training, they must not only surrender to the experience of the unconscious, but also direct their attention to psychoanalytic technique. The difference between the conscious motives of patient and training analysand (distress vs. training motivation) results in a difference of emphasis when analyzing id and ego resistances which may be decisive for the duration of the treatment. A substantial difference between the two types of analysis lies, however, in the circumstances surrounding the occurrence of transference. Since the training analyst and the candidate are involved in a practical professional relationship, the former always represents more than a mere shadowy figure or a mirror for the projection of infantile conflicts; this causes difficulties for the interpretation of transference phenomena.

Schlagworte: Lehranalyse, Berliner Psychoanalytisches Institut, Lehranalytiker, therapeutische Analyse
Formate: pdf
Anna Freud
Seite 565 - 576
Was macht einen guten Analytiker aus?
Literaturübersicht und kritische Erwägungen

Das Auswahlverfahren, dem Bewerber für die Ausbildung zum Psychoanalytiker unterzogen werden, ist noch immer recht unbefriedigend. Es besteht keine Einigkeit über die Kriterien, an denen die Unterrichtsausschüsse sich orientieren sollen. Die Psychoanalyse ist stets Forschung und Therapie zugleich, doch stehen die Anforderungen, die unter therapeutischen bzw. wissenschaftlichen Gesichtspunkten an die Bewerber gestellt werden müssen, in einer gewissen Konkurrenz. Auch der wissenschaftliche Status, den man der Psychoanalyse einräumt, kann nicht ohne Einfluß auf die Auswahlkriterien für den Nachwuchs bleiben. Die Nichtzulassung von Laienanalytikern verschließt offenbar vielen kreativen Begabungen den Weg zur Psychoanalyse. Keiner der positiven Eigenschaftskataloge hat der Kritik standgehalten. Einigkeit besteht darüber, daß nicht bestimmte Eigenschaften an sich (z.B. intuitive Begabung) entscheidend sind, sondern ihre Einbettung in den spezifischen Kontext der Persönlichkeit des Bewerbers. Die analytische Fähigkeit zur Ich-Spaltung setzt ferner ein intaktes Ich voraus. Ein besonderes Risiko stellen pseudonormale Bewerber dar. Wünschenswert wäre eine ständige Kommission der DPV, die sich der Objektivierung und Kontrolle des Auswahlverfahrens widmet.

What makes a good analyst? Literature review and critical thoughts
The selection procedure to which applicants for psychoanalytic training are subjected is still rather unsatisfactory. There is no unanimity concerning the criteria which might guide training boards. Psychoanalysis is always research and therapy at once. Yet the requirements which must be made upon applicants from the therapeutic and scientific standpoints are, in a sense, at odds with one another. The scientific status which is accorded psychoanalysis must influence the selection criteria for the new generation. The exclusion of lay analysts evidently prevents many creative talents from gaining entry to psychoanalysis. None of the positive trait lists has withstood criticism. There is agreement only on the view that no particular traits as such (e. g., intuitive talent) are decisive, but rather their being embedded in a specific context in the applicant's personality. The analytic capacity for ego-splitting furthermore presupposes an intact ego. A particular risk is seen in pseudonormal applicants. It would be desirable to create a permanent committee of the DPV (German Psychoanalytic Association) concerned with the standardization and control of selection procedures.

Schlagworte: Lehranalyse, psychoanalytische Ausbildung, guter Analytiker, Laienanalytiker, Unterrichtsausschuß, Zulassungskriterien
Formate: pdf
Margarete Mitscherlich-Nielsen
Seite 577 - 599
Gruppengespräch über Lehranalyse

Vom 1.-4. April 1965 fand im Western Psychiatric Institute von Pittsburgh, Pennsylvania, eine gemeinsame Konferenz dreier Institute über Probleme der psychoanalytischen Ausbildung statt. Aus dem von Charlotte G. Babcock redigierten umfangreichen Konferenzbericht haben wir mit freundlicher Genehmigung der Herausgeber den Bericht einer Arbeitsgruppe, die sich speziell mit der Lehranalyse beschäftigte, ausgewählt, da wir glauben, daß es sich um eine gute Illustration zu den im voranstehenden Beitrag von M. Mitscherlich-Nielsen erörterten Problemen handelt. Bei den durch Punkte gekennzeichneten Auslassungen handelt es sich um Minderheitsmeinungen von nur lokaler Bedeutung.

Schlagworte: Lehranalyse, psychoanalytische Ausbildung, Ausbildungsanalyse, Beendigung der Lehranalyse, Gruppengespräch über die Normalität als Zulassungskriterium, Western Psychiatric Institute Pittsburgh
Formate: pdf
Seite 600 - 610
Aktuelle Probleme der psychoanalytischen Ausbildung in den USA

Brocher skizziert zunächst die Entwicklung der Institutionalisierung der psychoanalytischen Ausbildung, die sich in theoretische Seminare, Ausbildungs-(Lehr-)Analyse und Kontrollanalyse gliedern. Er schildert dann ausführlich die heutige Organisation der Ausbildung in den USA (und in England), den dort erreichten Stand des Problembewußtseins, der institutionellen Spezialisierung und der Selbstkritik, die aktuellen Reformvorschläge – und deutet Gemeinsamkeiten wie Differenzen zu den entsprechenden Verhältnissen in der BRD an. Eines der wichtigsten Resultate der in den USA vorgenommenen Untersuchungen zur Binnenstruktur der dortigen Ausbildungsinstitute ist, daß die auf die psychoanalytische Zweierbeziehung konzentrierten Analytiker häufig gruppendynamische Prozesse und Probleme der Organisation übersehen, die für die Effizienz der Ausbildung von größter Bedeutung sind.

Problems of psychoanalytic training
Brocher begins by reviewing how the institutionalization of psychoanalytic training developed, including theoretical seminars, training (didactic) analysis, and control analysis. He then describes in detail the present day organization of training in the US. (and in England), the current level of sophistication, institutional specialization and self-evaluation, and current proposals for reform, In all this, he points up commonalities and differences regarding the corresponding conditions in the German Federal Republic. One of the most important results of American investigations concerning the internal structure of training institutes has been that analysts, concentrating on the psychoanalytic dyadic relationship, frequently overlook group-dynamic processes and organizational problems which are of utmost significance for the efficacy of training programs.

Schlagworte: Gruppendynamik, psychoanalytische Ausbildung in USA, Organisationsprobleme
Formate: pdf
Tobias Brocher
Seite 611 - 637
Buchbesprechungen
Buchbesprechungen
Formate: pdf
Seite 638 - 640
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