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PSYCHE, 1972, Jg. 26, Ausgabe 1

PSYCHE, 1972, Jg. 26, Ausgabe 1

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Bibliographische Angaben


Erscheinungstermin: 01.01.1972
ISSN print: 0033-2623 / ISSN digital: 2510-4187

Details


Hauptbeitrag
Psychotherapeutische Forschung und ihre Bedeutung für die Psychoanalyse

Der am 31. Dezember 1970 unerwartet verstorbene Autor berichtet über seit dem Jahre 1966 laufende Untersuchungen, die darauf abzielten, psychotherapeutische Denkweisen und Praktiken in die allgemeine medizinische Praxis einzuführen, um von der nur krankheits-zentrierten Medizin weg zur patienten-zentrierten zu kommen. Es geht dabei darum, Ärzten, die keine Lehranalyse durchlaufen haben, ein Stück Psychoanalyse zugänglich zu machen, ohne die Psychoanalyse zu verwässern. Ähnliche Überlegungen hatten bereits zur Entwicklung der sog. Fokaltherapie geführt, die nun zur Zehn-Minuten-Therapie (»Flash -Therapie«) weiterentwickelt worden ist, die sich in den Rahmen der normalen ärztlichen Praxis einfügen soll. Bei der Flash-Therapie überläßt der Arzt dem Patienten im wesentlichen die Führung. Eine weitgehende Identifizierung des Arztes mit seinem Patienten ermöglicht eine genaue »Einstimmung« als Voraussetzung jener blitzartigen Erhellung der inneren Konflikte (etwa durch eine treffende Deutung), die dem Patienten eine innere Umstellung ermöglicht (die u.U. zu einer Änderung des Interaktionsstils einer ganzen Familie Anlaß geben kann).

Schlagworte: Kurzpsychotherapie, Validierung, Fokaltherapie, Psychotherapie in der Allgemeinpraxis, Flash-Therapie (Balint), psychotherapeutische Forschung, Zehn-Minuten-Therapie (Balint), Zeitwahl (»timing«)
Formate: pdf
Michael Balint
Seite 1 - 19
Bemerkungen zu S. Freuds »Teufelsneurose«

Bittner nimmt die wenig beachtete, von Freud als kasuistische Demonstration zu »Trauer und Melancholie« und »Massenpsychologie und Ich-Analyse« verwandte Krankengeschichte des Malers Haitzmann (»Eine Teufelsneurose im 17. Jahrhundert«) zum Ausgangspunkt einer Kritik der »Einbahnstraßen-Theorie« der frühesten Objektbeziehungen und der »oknophilen Vorurteile« (Balint) in der psychoanalytischen Technik. Die dämonologische Chiffre »Teufelspakt« bezeichnet eine Objektbeziehung, die Sicherheit auf Kosten von »Seligkeit« und persönlicher Freiheit gewährt. Da Sicherheits- und Autonomiestreben in Widerstreit geraten können, erscheint die Annahme nur eines narzißtischen Regulationsprinzips als korrekturbedürftig. Frühe Mutter-Kind-Beziehungen können ebenso wie diejenigen zwischen Therapeut und Patient in der Psychoanalyse Teufelspakt-Charakter annehmen.

Observations on Freud’s »Demonological Neurosis«
Departing from this rarely discussed case history of the painter Haitzmann, which Freud used as a demonstration in connection with »Mourning and Melancholia« and »Group Psychology and the Analysis of the Ego« (»A Seventeenth Century Demonological Neurosis«), Bittner offers a critique of the »one- way« theory of earliest object relations and of »ocnophile« prejudices (Balint) in psychoanalytic technique. The demonological concept of »pact with the devil« means an object relationship offering security in exchange for »salvation« and personal freedom. Since conflicts between the quest for security and that for autonomy are possible, the assumption of only one narcissistic regulatory principle seems to ask for amendment. Early mother-child relations, like those between analyst and patient, can take on the qualities of a pact with the devil.

Schlagworte: Melancholische Depression, Grundstörung, Über-Ich-Intropression, Teufelsneurose, Religionspsychologie, Selbstanalyse, Oknophilie, Anklammerungstendenz, Dämonologie, Faust-Motiv, narzißtisches Sicherheitsprinzip
Formate: pdf
Günther Bittner
Seite 20 - 33
Narzißmus: Begriff und metapsychologische Konzeption

Freuds Konzeption des Narzißmus ist nach Einführung der Strukturtheorie nicht grundsätzlich neu definiert worden. Der Terminus »Narzißmus« dient einmal zur Beschreibung spezifischer psychischer Phänomene, zum andern wird er im Sinne einer metapsychologischen Konzeption gebraucht. Um der gegenwärtig herrschenden Verwirrung zu steuern, schlägt Pulver vor, den Anwendungsbereich des Begriffs Narzißmus auf die wichtigsten heutigen Bedeutungen zu beschränken und für subsumierte Phänomene neue Namen zu finden. Unter »Narzißmus« wird a) (im klinischen Sinne) eine Perversion verstanden; b) ein Typus der Objektwahl und ein Modus der Objektbeziehung; c) ist Narzißmus bei einer Reihe von neueren Autoren einfach ein Synonym für »Selbstwertgefühl«, wobei die ursprünglich triebtheoretische Bedeutung des Terminus ignoriert wird.

Schlagworte: Narzissmus, Wohlbefinden, Egoismus, Megalomanie, narzißtische Gelassenheit, direkte Kinderbeobachtung, sekundärer Narzißmus, Objektvorstufen, Selbstwertgefühl und Narzißmus, Idealzustand
Formate: pdf
Sydney E. Pulver
Seite 34 - 57
Zur Genese der gestörten Geschlechtsidentität
Ausschnitte aus einer Diskussion während des 26. Int. Psychoanalytischen Kongresses in Rom 1969

F. Morgenthaler eröffnet die Diskussion mit einigen Bemerkungen zum Problem der gestörten Geschlechtsidentität bei manifest Homosexuellen (a). Aus Erfahrungen in der psychoanalytischen Übertragungssituation läßt sich schließen, daß eine ungleichmäßige Entwicklung der Triebe und des Ichs in der späten präödipalen Phase zu einer unzureichenden Integration der Gesamtpersönlichkeit führt. M. weist darauf hin, daß die Homosexualität einen Versuch darstellt, der sexuellen Differenzierung auszuweichen und an einem anatomisch noch undifferenzierten Bild festzuhalten. Dies zeigt sich an der auffälligen Neigung, praktisch alles, was mit der sexuellen Differenzierung der Geschlechter zusammenhängt, regressiv als bloße Machtunterschiede in den Objektbeziehungen zu erleben. Aus dem Verlauf der Analysen wird ersichtlich, daß eine phasengerechte Verinnerlichung der idealisierten Elternimago mißlungen ist und eine narzißtische Störung der sexuellen Identität vorliegt. Die autoerotischen Befriedigungen, die bei Homosexuellen eine überaus große Rolle spielen, werden als dauernd wiederholte Versuche verstanden, Vollkommenheit des eigenen Selbst zu erreichen. Die Unfähigkeit, sich ausreichende narzißtische Befriedigungen zu verschaffen, führt zu einem Leere- und Ohnmachtsgefühl in den Objektbeziehungen. Um die Ohnmachtsgefühle zu überbrücken, entsteht ein dauerndes Oszillieren zwischen Objekt- und Selbstbesetzungen, das sich in der Übertragung als Allmachts-Ohnmachts-Rollenspiel auszuwirken beginnt, wenn der Analytiker als eine Person mit sexuellen Eigenschaften erlebt wird. Es ist das Ziel der Analyse, diesen Patienten eine realistischere Strukturierung ihres Körperichs zu ermöglichen, m.a.W. die narzißtische Störung an der Übertragungsentwicklung zu ermäßigen. In der anschließenden Diskussion (b) berichtet G. Sacerdoti über Phantasien einer Patientin über die Geschlechtsidentität; J. S. Kestenberg charakterisiert den Homosexuellen als ein »phallisches Baby« und verweist auf die Disharmonie zwischen Sexualität und Fortpflanzung als ergänzenden ätiologischen Faktor. W. Gillespie berichtet über einen Patienten (eineiiger Zwilling), für dessen Identitätsstörung Krankheit und Kränkung durch die Mutter konstitutiv waren. I. Barande erinnert daran, daß das Scheitern der Identifizierung mit beiden Eltern zum Verfehlen der Geschlechtsidentität führt. Oft ist die Suche nach der wirklichen Identität das Movens, das die Patienten in die psychoanalytische Kur führt. Ähnlich äußert sich P. Parin, der über Änderungen des Identitätsgefühls bei therapierten Homosexuellen berichtet. R. F. Sterba und G. Bychowski weisen auf die Bedeutung des sozialen Milieus für Zuschreibung und Aufrechterhaltung der Geschlechtsidentität hin. Abschließend zieht F. Morgenthaler einige Konsequenzen für die Behandlungstechnik.

Schlagworte: Homosexualität, narzisstische Störung, Autoerotik, Allmachts-Ohnmachts-Rollenspiel, gestörte Geschlechtsidentität, sexuelle Identität, sexuelle Pseudo-Hermaphroditismus
Formate: pdf
Paul Parin, Fritz Morgenthaler, Judith S. Kestenberg, Richard F. Sterba, Georgio Sacerdoti, William Gillespie, Ilse Barande, Gustav Bychowski
Seite 58 - 77
Buchbesprechungen
Buchbesprechungen
Formate: pdf
Seite 78 - 80
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