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PSYCHE, 1974, Jg. 28, Ausgabe 9-10

PSYCHE, 1974, Jg. 28, Ausgabe 9-10

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Bibliographische Angaben


Erscheinungstermin: 01.09.1974
ISSN print: 0033-2623 / ISSN digital: 2510-4187

Details


Hauptbeitrag
Freuds Beitrag zur Sprachtheorie

Peller unternimmt eine Vergegenwärtigung der über Freuds Schriften hin verstreuten Bemerkungen zur Sprachtheorie im Hinblick auf deren mögliche Aktualität für Problemstellungen der heutigen Linguistik. Das Gerüst für Freuds sprachtheoretische Überlegungen bildet seine Konzeption des (mit archaischen Symbolen arbeitenden) Primärprozesses und des (mit begrifflichen Symbolen operierenden) Sekundärprozesses. Eine systematische Charakteristik des letzteren wird auf dem Wege der Umkehrung der Kennzeichen des von Freud ausführlich beschriebenen Primärprozesses versucht. Die Sekundärvorgänge laufen demnach in einem sprachlich konstituierten Bezugsrahmen ab. Worte sind ebenso wohl Signale wie Symbolträger, die jenes Bedeutungsuniversum repräsentieren, dessen Aneignung erst das Medium menschlicher Sozialisation schafft.

Schlagworte: Linguistik, Sekundärprozeß, Primärprozeß, Protosymbol, Sprachtheorie
Formate: pdf
Lili E. Peller
Seite 765 - 785
Die Verbalisierung in der psychoanalytischen Deutungsarbeit

Ausgehend von Freuds Unterscheidung der Sach- von den Wortvorstellungen und anknüpfend an gewisse Thesen der Psycholinguistik (Chomsky) entwickelt Balkanyi den Gedanken, daß Syntax und Affekte gleichermaßen der infantilen Beziehung zum Primärobjekt entstammen (Verbalisierung als normales Restitutionssymptom). Diese Verwandtschaft ermöglicht die Bewußtmachung abgespaltener Affekte durch Verbalisierung. Zur Illustration dient die Schilderung der kritischen Phase einer analytischen Behandlung, die zur Dechiffrierung kindlicher Neologismen führt, in denen sich das lebenslang Abgewehrte (die Aggression) verborgen hält.

Verbalization during psychoanalytic interpretation
Departing from Freud’s differentiation between matter and words and in pursuance of certain psycholinguistic theses (Chomsky), Balkányi develops the thought that syntax and affects both originate from the infantile relation to the primary object (verbalization as a normal symptom of restitution). This relationship enables split-off affects to become conscious through verbalization. As an illustration thereof the critical phase of a psychoanalytic treatment is described, which led to the decoding of infantile neologisms hiding the lifelong defended aggression.

Schlagworte: Deutung, Regression, Grammatik, Neo-Logismus, Psycholinguistik, Syntax, Verbalisierung in Psychoanalyse, Wahrnehmung und Sprache, Wortvorstellung
Formate: pdf
Charlotte Balkanyi
Seite 786 - 798
Auditive Sprache und Über-Ich-Bildung

Walsh geht von der von V. H. Rosen (1955) eingeführten Unterscheidung einer präödipal-auditiven von der visuell bestimmten Sprache des späteren Lebens aus. Die auditive Ordinalsprache, die in der präödipalen Phase zwischen Mutter (Erwachsenen) und Kind vorherrscht und in der psychoanalytischen Übertragungssituation sich (speziell bei der Analyse des Über-Ichs) reproduziert, baut sich aus einfachen Lauten auf, die mit den frühesten Körpererfahrungen eng verknüpft und mit relativ reinen libidinösen oder aggressiven Triebregungen besetzt sind. Die genaue Untersuchung der »Ordinalsprache« kann in die schwierigen Probleme der Entstehung der Über-Ich-Funktionen Licht bringen.

Schlagworte: Hampstead-Klinik, Ordinalsprache, auditive Sprache, Über-Ich-Analyse
Formate: pdf
Maurice N. Walsh
Seite 799 - 814
Über die Anwendung eines Sprachanalyseverfahrens (On-Off-Pattern) in einer laufenden Psychotherapie

Es wird über die Anwendung eines an der Gießener Psychosomatischen Universitätsklinik entwickelten Sprechanalyseverfahrens (On-Off-Pattern) in einer psychotherapeutischen Behandlung berichtet. Nach kurzer Beschreibung des Verfahrens wird die Fragestellung dieser Arbeit dahin gehend formuliert, zu überprüfen, ob sich die automatische Sprachanalyse als griffiges Instrumentarium zur Psychotherapiekontrolle eignet. Eine ausführliche Fallbeschreibung wird vorangestellt, um den Lesern zu ermöglichen, die Ergebnisse der Sprachanalyse in einen interpretativen Zusammenhang mit der Persönlichkeitsstruktur des Patienten zu bringen. Dabei erweist es sich, daß die erhaltenen Meßdaten sowohl für den Interaktionsaspekt als auch für die diagnostischen und behandlungstechnischen Überlegungen aussagekräftig sein können. Abschließend werden kritisch die Mängel des Verfahrens aufgezeigt und Möglichkeiten zur Beantwortung bisher offen gebliebener Fragen durch entsprechende Folgeuntersuchungen diskutiert.

Overbeck et al.: A method for speech analysis (»on-off-pattern«) in the psychotherapeutic process. — A method for analyzing speech (»on-off-pattern«), which was developed at the Psychosomatic Clinic of the University of Giessen, is applied to a psychotherapeutic treatment. After a brief account of the method, the question is raised whether automatic speech analysis can be used as a convenient instrument for the assessment of psychotherapy. A detailed case description is offered so as to enable the reader to put the results of speech analysis into the interpretive context of the patient’s personality structure. It becomes apparent that the obtained data yield valid generalizations pertaining to the interactive aspect of the therapy as well as diagnostic and therapeutic-technical considerations. In conclusion, a critique is offered with respect to the method’s deficiencies. Further research possibilities are mentioned which might answer remaining questions.

Schlagworte: psychoanalytische Forschung, Sprachanalyseverfahren (On-off-pattern), Sprachverhalten, Tonbandaufzeichnungen von Behandlungen
Formate: pdf
Elmar Brähler, Gerd Overbeck, P. Braun, Helmut Junker
Seite 815 - 832
Wittgensteins Sprachspiel-Konzept in der Psychoanalyse

Lorenzer erörtert einleitend die Schwierigkeiten, die sich für die – auf der Basis eines vergleichsweise einheitlichen Therapie-Theorie-Systems operierenden – Psychoanalytiker ergeben, die den interdisziplinären Dialog mit den überaus heterogenen heutigen Sprachtheorien aufnehmen möchten. Anschließend wird gezeigt, wie die unbedachte Übernahme der Sprachspiel-Konzeption Wittgensteins positivistischen Fehlinterpretationen des psychoanalytischen Verfahrens Vorschub leistet, und wie dagegen gerade das erweiterte Konzept des Sprachspiels eine Möglichkeit eröffnet, die psychoanalytisch orientierte Erforschung von Sozialisationsprozessen mit der Strukturanalyse gesellschaftlicher Systeme in Konnex zu bringen. Psychoanalyse ist kein »Sprachspiel«, sondern Arbeit an der Revision von Sprachspielen.

Wittgenstein’s language-game concept in psychoanalysis
Lorenzer points out that psychoanalysts, who operate on the basis of a comparatively unified therapy-theory system, encounter difficulties when undertaking an interdisciplinary dialogue with the many heterogeneous language theories current today. He then demonstrates how the unreflective acceptance of Wittgenstein’s language-game conception can buttress positivistic misinterpretations of the psychoanalytic method. By contrast, an extended conception of the language-game provides the opportunity for connecting the psychoanalytically oriented exploration of socialization processes and the structural analysis of societal systems. Psychoanalysis is not a language-game; rather it is aimed at the revision of language games.

Schlagworte: Frankfurter Schule, Hermeneutik, Interaktionsformen, Sprachspiel, Zeichen und Bezeichnetes, Selbstmißverständnis der Psychoanalyse
Formate: pdf
Alfred Lorenzer
Seite 833 - 852
Überlegungen zu einer psychoanalytischen Theorie des Spracherwerbs

Freuds sprachtheoretische Reflexionen standen im Banne der zeitgenössischen Assoziationspsychologie. Die Annahme, Sach- und Wort-Erinnerungsspuren seien die primären Elemente von Erfahrung, stimmt weder mit den Prinzipien der psychoanalytischen Entwicklungspsychologie noch mit den Resultaten der heutigen Psychologie der kognitiven Entwicklung (J. Piaget) überein. Wolff ist der Meinung, daß Eriksons Theorie der Organ-Modalitäten – die wie Piagets Theorie mit der Annahme kongenitaler Erfahrungsschemata arbeitet – einen geeigneten Rahmen für die Kombination der sensomotorischen Theorie (die sich im wesentlichen mit realitätsgerechtem Verhalten unter Bedingungen eines inneren Gleichgewichts befaßt) und der psychoanalytischen Lehre von der Entfaltung der intellektuellen Funktionen im Kontext von Triebschicksalen abgibt.

Schlagworte: Spracherwerb, Triebtheorie, Assoziationspsychologie, Wortvorstellung, Theorie des Denkens, Kindersprache, Organmodalitäten, Zeichen und Bezeichnetes
Formate: pdf
Peter H. Wolff
Seite 853 - 899
Buchbesprechungen
Buchbesprechungen
Formate: pdf
Seite 900 - 932
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