PSYCHE, 1980, Jg. 34, Ausgabe 5

Die Depression im Kindesalter ist bisher vorwiegend nach Analogie der Melancholie der Erwachsenen aufgefaßt worden. Gestützt auf eine Untersuchung von 100 »Fällen«, die in der Hampstead-Klinik dokumentiert sind, entwickeln die Autoren eine neue Deutung der depressiven Reaktion von Kindern. Sie erscheint ihnen als ein spezifischer Reaktionsmodus (in der Art der Angst), mit dem Kinder auf Entbehrungszustände (letztlich auf Diskrepanzen zwischen dem aktuellen und dem idealen Zustand des Selbst) reagieren.

Im Anschluß an eigene Erfahrungen und die psychoanalytische Literatur werden die spezifischen Probleme und Lösungsversuche der »Spätadoleszenz«, also der Entwicklungsphase zwischen dem 18 und dem 24. Lebensjahr, umschrieben. Als Modell für das Ausscheren aus der Herkunftsfamilie dienen dabei die Ablösung vom Primärobjekt und die Verwendung von Übergangsobjekten.

From adolescence to adulthood: The significance of the integration of age-specific experiences into the psychic system of reference
On the basis of her own clinical experience and of the relevant psychoanalytic literature, the author defines the specific problems – and attempts at their solution – of late adolescence, that is, of the developmental phase between the ages of 18 and 24. The detachment from the primary object and the use of transitional objects serve as the model for the process of leaving the family of origin.

Das Grimmsche Märchen »Die Gänsehirtin am Brunnen« wird als Darstellung der Adoleszenzproblematik gedeutet, die darin figurierende »Alte« ebensowohl als »Entwicklung« wie als fordernde, doch gute Mutter. Überlegungen zur Frage der Autonomie der Ich-Funktionen und der entwicklungsbedingten Regression sowie zu Fragen der »Technik« schließen sich an.

The problem of autonomy in late adolescence
Grimm's fairy-tale of »The goose-girl at the well« is interpreted as a representation of problems of adolescence. The figure of the old woman represents development itself as well as the demanding, benevolent mother. The author adds deliberations concerning the autonomy of ego functions, regression in the service of development, and questions of »technique«.