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PSYCHE, 1996, Jg. 50, Ausgabe 7

PSYCHE, 1996, Jg. 50, Ausgabe 7

DOI: 10.21706/ps-50-7

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Bibliographische Angaben


Erscheinungstermin: 01.07.1996
ISSN print: 0033-2623 / ISSN digital: 2510-4187

Details


Hauptbeitrag
Krieg um Freud. Zur Verschiebung der Freud-Ausstellung in der Library of Congress in Washington, D.C.

Die heftige Auseinandersetzung um Freud und die Psychoanalyse, die seit ein paar Jahren die amerikanische Öffentlichkeit erhitzt, findet inzwischen auch in der deutschen Tagespresse ihren Niederschlag (vgl. Frankfurter Rundschau vom 5. 1. 1996, Frankfurter Allgemeine vom 11. 1. 1996, Die Tageszeitung vom 17. 1. 1996). Bohleber skizziert den jüngsten Fall von Freud-Bashing in den USA, der durch eine geplante Freud-Ausstellung in Washington ausgelöst wurde. Wenn man Hintergründe und Motive der Attacken gegen Freud und die Psychoanalyse näher untersucht, kommt man zu dem wenig überraschenden Ergebnis, daß das beliebte Gesellschaftsspiel »Freud-Klatschen« in einem sozialen Klima stattfindet, das von einem fundamentalistischen Konservativismus, neuer Prüderie und einem wissenschaftsgläubigen Puritanismus geprägt ist, dessen Hauptvertreter in Sachen Psychoanalyse Adolf Grünbaum ist, während »Revisionisten« wie Jeffrey Masson und Frederick Crews eher als Exponenten der sexuellen Konterrevolution gelten können. Bohlebers Beitrag versteht sich als einführender Kommentar zu dem nachfolgenden Essay von Jonathan Lear.

The Great Freud Controversy. On the postponement of the Freud exhibition in the Library of Congress, Washington DC
The heated public controversy about Freud and psychoanalysis that has been raging in America for a number of years has meanwhile found its way into major German dailies as well (Frankfurter Rundschau 5. 1. 1996; Frankfurter Allgemeine Zeitung 11. 1. 1996; Die Tageszeitung 17. 1. 1996). Bohleber outlines the latest case of Freud-bashing in the United States, sparked off by plans for a Freud exhibition in Washington. Closer inspection of the motives and roots of the attacks on Freud lead to the hardly surprising conclusion that the popular parlour game »Freud Bashing« has crested the wave in a social climate marked by fundamentalist conservatism, the new prudishness, and a species of scientific puritanism born of blind belief in the »exact sciences«. The main representative of this attitude in connection with psychoanalysis is Adolf Grünbaum, while »revisionists« like Jeffrey Masson and Frederick Crews are to be regarded rather as exponents of the sexual counter-revolution. Bohleber’s article is intended as an introductory commentary on the following essay by Jonathan Lear.

Formate: pdf
Werner Bohleber
Seite 589 - 598 | doi: 10.21706/ps-50-7-589
The Shrink is in

Das Freud-Bashing ist in den Vereinigten Staaten Mode oder eine Art Zeitvertreib geworden, die inzwischen auch auf Deutschland überzugreifen beginnt. Lear liefert erklärende Hinweise darauf, wie es zu diesem Trend kommen konnte, um sodann zu zeigen, daß die Protagonisten des Freud-Bashing – von Jeffrey Masson bis Frederick Crews – Freud und der Psychoanalyse Vorwürfe anhängen, die entweder sachlich unzutreffend oder aber in sich widersprüchlich sind: Man kann Freud nicht anklagen, er habe die Verführungstheorie aufgegeben (Masson), und ihm zugleich vorhalten, seine Verführungstheorie sei die Wurzel allen Übels (Crews). In einem weiteren Schritt legt der Autor dar, daß die Freudsche Psychoanalyse solange brauchbar und nützlich ist, wie die Individuen mehr Bedeutungen erzeugen als ihnen bewußt ist. Nur wer meint, der Mensch sei sich selbst in seinem Tun und Fühlen vollkommen durchsichtig, kann auf das interpretatorische Angebot der Psychoanalyse verzichten.

Formate: pdf
Jonathan Lear
Seite 599 - 616
Das weibliche Über-Ich: Eine andere Perspektive

Die Auffassung Freuds, der zufolge das weibliche Über-Ich sich durch Schwäche kennzeichne, läßt sich nach Ansicht der Autorin damit erklären, daß Freud von der Bildung der männlichen Über-Ich-Struktur und deren Festigkeit ausgegangen sei und diese auf die weibliche Über-Ich-Entwicklung angewandt habe. Um ein unabhängiges weibliches Über-Ich darzustellen, unterscheidet Bernstein drei Achsen des Über-Ichs: seinen Inhalt, seine Stärke und seine Struktur. Sie beschreibt, daß die Stärke des Über-Ichs sich nicht an seinen Inhalten messen lasse und die weibliche Über-Ich-Struktur flexibler sei als die männliche. Der Flexibilität des weiblichen Über-Ichs liegen der Autorin zufolge diffuse weibliche Körpererfahrungen und weibliche Identifikationsschicksale – rückführbar auf die mütterlich-töchterliche Gleichgeschlechtlichkeit – zugrunde.

Formate: pdf
Doris Bernstein
Seite 617 - 643
Kindliche Masturbation – ein genetischer Gesichtspunkt, insbesondere bei Anorexia und Bulimia nervosa

Der Autor untersucht die Funktionen der kindlichen Masturbation in der narzißtischen Entwicklung und unterscheidet eine Abgrenzungsfunktion, eine Kompensationsfunktion und eine Funktion der Aufrichtung von Autonomie. Im interaktiven Verhältnis zwischen Kind und elterlichem Primärobjekt können nach Binswanger aufgrund bestimmter Reaktionen der Eltern auf die kindliche Masturbation deren Funktionen verhindert und unterwandert werden, mit der Folge, daß ein Masturbationsersatz – bestimmte Symptome – an die Stelle tritt. Binswanger unterscheidet zwischen »entsetzter«, »liberaler« und »erotisierter« Elternreaktion, wobei er die erste zur Zwangsneurose, die zweite zu Adipositas und die dritte zu Anorexie bzw. Bulimie in Beziehung setzt. Anhand ausführlicher Behandlungsverläufe verdeutlicht der Autor seine hypothetischen Überlegungen.

Child masturbation – a Genetic Viewpoint. With special reference to anorexia and bulimia nervosa
The author examines the functions of child masturbation in the development of narcissism and distinguishes a demarcation function, a compensation function and a function serving to establish autonomy. In Binswanger’s view, certain reactions to child masturbation on the part of parents may affect the interactive relationship between the child and the parent representing the primary object in such a way as to thwart or undermine these functions. The result is the appearance of masturbation substitutes in the form of certain symptomes. Binswanger distinguishes »horrified«, »liberal«, and »eroticized« reactions by parents, relating the first to compulsion neurosis, the second to obesity, and the third to anorexia/bulimia. The author illustrates his hypotheses with copious references to cases from his own practice.

Formate: pdf
Ralf Binswanger
Seite 644 - 670
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Gerd Busse
Seite 671 - 673
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Seite 673 - 677
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Seite 677 - 679
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