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Trauma & Gewalt, 2011, Jg. 5, Ausgabe 1

Trauma & Gewalt, 2011, Jg. 5, Ausgabe 1

Themenheft Gewaltforschung

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Bibliographische Angaben


Erscheinungstermin: 01.02.2011
ISSN print: 1863-7167 / ISSN digital: 2510-4225

Details


Editorial
Liebe Leserinnen und Leser
Formate: pdf
Dieter Hermann
Seite 1 - 1
Forum
Schlagt sie, der Herr will es! Gewalt und religiöse Erziehung
Formate: pdf
Wolfgang U. Prof. Eckart
Seite 4 - 5
Wissenschaft
Wenn Opfer nicht zu Tätern werden
Beeinflussen Bedingungen der Schulklasse den Zusammenhang von innerfamiliären Gewalterfahrungen und eigener Gewalttäterschaft?

Ausgehend von dem empirisch vielfach bestätigten Zusammenhang zwischen dem Erleben innerfamiliärer Gewalt und dem eigenen Gewaltverhalten geht der Beitrag der Frage nach, ob es Faktoren gibt, die diesen Zusammenhang moderieren. Die vorliegende Studie konzentriert sich dabei auf einen im Jugendalter wichtigen Sozialisationskontext: die Schule. In Anlehnung an das Konzept des autoritativen Erziehungsstils wird erwartet, dass in Schulklassen, in denen die Lehrkräfte den Schülerinnen und Schülern emotionale Zuwendung entgegenbringen und deren Verhalten kontrollieren, erstens seltener Gewaltverhalten auftritt und zweitens der Zusammenhang zwischen dem Erleben innerfamiliärer Gewalt und der schulischen Gewaltbereitschaft abgeschwächt wird. Diese Annahmen werden anhand einer deutschlandweiten Repräsentativbefragung unter 40 638 Schüler/innen aus 2113 Klassen der neunten Jahrgangsstufe geprüft. Die Ergebnisse bestätigen diese Annahmen für die Lehrerkontrolle, teilweise auch für die emotionale Zuwendung. Zudem zeigt sich für das innerschulische Gewaltklima, dass es den Zusammenhang von innerfamiliärer Gewalt und Schulgewalt moderiert. Alles in allem belegen die Analysen damit, dass es Faktoren gibt, die zu verhindern helfen, das Opfer zu Tätern werden.

The article proceeds from the empirically established connection between exposure to parental violence and later violent behaviour on the part of the victims and inquires where there are factors that can have a mitigating impact on this »cycle of violence« nexus. The inquiry concentrates on one of the most important socialisation settings in childhood and adolescence: school. The concept of authoritarian upbringing leads us to expect that (a) violent behaviour will be less frequent and (b) the connection between exposure to parental violence and the readiness to display violent behaviour in school will be weakened in classes where the teachers give their pupils/students emotional support and also control their behaviour. These assumptions were tested by means of a representative self-report survey covering the whole of Germany and questioning 40,368 ninth-grade schoolchildren from 2,113 classes. The results confirm the hypothesis in connection with teacher control and provide partial confirmation with regard to emotional support. In terms of the atmosphere at school (violent/non-violent), the survey indicates that a non-violent atmosphere has a moderating effect on the connection between exposure to parental violence and school violence. All in all, the analyses confirm that there are indeed factors that help to prevent today’s victims from becoming tomorrow’s perpetrators.

Schlagworte: Schule, Lehrer, school, Gewaltopfer, Gewalttäter, innerfamiliäre Gewalt, violence victims, perpetrators, teachers, parental violence
Formate: pdf
Dirk Baier, Christian Pfeiffer
Seite 6 - 19
Gewaltdelinquenz und Gewaltaffinität bei jungen Menschen in verschiedenen sozialen Milieus
Eine Analyse von amtlichen Daten und von Befunden aus Selbstberichten

Der Beitrag befasst sich zunächst mit amtlich registrierter Kriminalität im Jahresquerschnitt 2009 und zeigt auf, dass sich auch bei der Gewaltkriminalität die bekannte Alters-Kriminalitäts-Kurve wieder finden lässt, dass die Kurve jedoch beim weiblichen Geschlecht im Vergleich zum männlichen Geschlecht noch viel flacher verläuft, und dass der Höhepunkt schon mit 16 Jahren statt mit 21 Jahren erreicht wird. Bei der Analyse von Dunkelfelduntersuchungen wird dann gezeigt, dass die traditionell große Diskrepanz der Geschlechter bei der manifesten Gewalttätigkeit auch hier nach wie vor deutlich ausgeprägt ist. Die weitere Analyse zeigt, auch anhand der eigenen »Tübinger Schülerstudie«, Hintergründe und Korrelate von Gewaltdelinquenz auf. Angesprochen werden Schicht und Milieu, frühe Erfahrungen, Verhaltensauffälligkeiten, psychische Befindlichkeiten und Werthaltungen. Besonders die Bejahung oder Verneinung des Wertes, dass es wichtig ist, Gesetz und Ordnung zu respektieren, korreliert eng mit Gewaltaffinität.

The article begins with a discussion of the age-crime curve in 2009 for crimes registered by the police in Germany. The data indicate that, while this curve is also identifiable for crimes of violence, gender differences in connection with it are much more pronounced. The curve is much flatter for female than for male offenders and peaks earlier in young women (14 – 16 years) than in young men (18 – 21 years). Dark-field investigations show that the traditional major discrepancy between the sexes in connection with the use of physical violence is still very marked. Further analysis, not least with reference to our own »Tübingen Study of Schoolchildren«, reveals notable background factors and correlations connected with violent delinquency. The study addresses such factors as socio-economic standing, social background, early life experiences, education, behaviour problems, personal strengths and deficits, and value orientations. There is a particularly close correlation between violence affinity and the acceptance or rejection of the belief that
it is important to abide by laws and regulations.

Schlagworte: Gewalt, violence, Jugendkriminalität, juvenile delinquency, Religiosität, religiosity, Wertorientierungen, value orientations, Milieu, background
Formate: pdf
Hans-Jürgen Kerner, Holger Stroezel, Melanie Wegel
Seite 20 - 35
Gewalt und belastende Kindheitserlebnisse
Neue Aspekte anhand der internationalen Self-report-Studie (ISRD-2)

Problematische Kindheitserfahrungen wie die Auflösung der Familie, elterliche Substanzabhängigkeit oder häusliche Gewalt werden seit langem als wichtige Faktoren späterer Verhaltensprobleme diskutiert. Die internationale Self-report-Studie bietet vermutlich erstmals die Möglichkeit, die Einflüsse solcher Erfahrungen auf gewalttätiges Verhalten im Jugendalter länderübergreifend-vergleichend zu analysieren. Die multiavariaten Analysen mit diesen Daten deuten darauf hin, dass die genannten Faktoren bedeutsam sind, allerdings weniger als andere Variablen wie Selbst-Kontrolle, Gruppeneffekte und Einflüsse des Wohnumfeldes.

Severely upsetting childhood experiences like the break-up of the family, parental drug/alcohol dependence or domestic violence have frequently been discussed as important factors leading to later behavioural problems. The international self-report study ISRD-2 is probably the first opportunity ever of analysing the impact of such experiences on violent behaviour in youth on a comparative international basis. The multivariate analyses with these data suggest that the factors referred to are significant, albeit less so than other variables like self-control, peer-group effects, and neighbourhood influences.

Schlagworte: juvenile delinquency, Traumatische Kindheitserfahrungen, Jugenddelinquenz, Gewalt im Jugendalter, internationale Vergleiche, traumatic childhood experiences, adolescent violence, international comparative research
Formate: pdf
Sonia Lucia, Martin Killias
Seite 36 - 43
Geschlechterunterschiede in der Akzeptanz von Gewalt
Eine Replikationsstudie

Die niedrigere Kriminalitätsrate von Frauen im Vergleich zu Männern wurde bereits vielfach empirisch belegt, wobei die Unterschiede hinsichtlich Gewaltkriminalität besonders gravierend sind. Männer sind erheblich gewaltorientierter als Frauen. Eine Erklärung dieser Unterschiede basiert auf einem kultursoziologisch-sozialisationstheoretischen Ansatz. Demnach unterscheiden sich Frauen und Männer in erster Linie in idealistischen Wertorientierungen. Je wichtiger idealistische Werte sind, desto größer ist die Akzeptanz von Rechtsnormen, die Gewalt verbieten – und je größer die Akzeptanz dieser Normen ist, desto geringer ist die Anzahl gewalttätiger krimineller Handlungen sowie die Bereitschaft dazu. Mit den Daten einer Bevölkerungsbefragung aus dem Jahr 2009 wird dieser Ansatz in einer Replikationsstudie erneut geprüft, allerdings beschränkt auf die Erklärung von Normakzeptanz. Es zeigt sich auch bei dieser Studie, dass Frauen andere Wertorientierungen als Männer haben und sich die Geschlechter vor allem in idealistischen, aber auch in hedonistisch-materialistischen, posttraditionalen und christlichen Werten unterscheiden. Diese Wertorientierungen beeinflussen die Akzeptanz von Gewalt verbietenden Rechtsnormen. Die Replikationsstudie bestätigt und differenziert das kultursoziologische Erklärungsmodell.

The low crime rates for women in comparison with men have been empirically substantiated. The difference for crimes of violence is particularly marked. Men have a much greater potential for violence than women. One explanation for this phenomenon takes its bearings from cultural sociology and the theory of socialisation. According to this approach, the most pronounced differences between men and women are identifiable in their attitudes to idealistic value orientations. The more important idealistic values are, the greater is the acceptance of legal norms prohibiting violence. And the greater the acceptance of these norms is, the smaller is the number of violent crimes and the less likely people are to commit them. The data drawn from a survey in 2009 are used to test this approach for the second time, on this occasion with sole reference to the explanation for norm acceptance. This study indicates that women have different value orientations from men and that the main difference between the sexes is identifiable in connection with idealistic values. Other values where they differ substantially are hedonistic/materialistic, post-traditional, and Christian values. These value orientations have an impact on the acceptance of legal norms prohibiting violence. The replication study confirms and fine-hones the explanatory model based on cultural sociology

Schlagworte: Gewalt, Geschlecht, Gender, violence, Geschlechterrolle, Normakzeptanz, Wertorientierungen, norm acceptance, gender role, value orientations
Formate: pdf
Dieter Hermann
Seite 44 - 53
Mediale Gewalt und Kriminalitätsfurcht
Welche Rolle spielt das Sozialkapital?

In einigen Studien wird der Konsum medialer Gewalt mit Kriminalitätsfurcht in Verbindung gebracht. Hier liegt der Schwerpunkt in der Untersuchung von Rahmenbedingungen und vermittelnden Faktoren für diesen Effekt. Die Analysen mit Hilfe experimentell gewonnener Daten und Befragungen zeigen, dass die Rezeption von Mediengewalt langfristig zu einem Anstieg der Kriminalitätsfurcht führt, und zwar vermittelt durch eine Veränderung im Sozialkapital. Je umfangreicher der Konsum medialer Gewalt, desto geringer ist das Sozialkapital, und dies bedingt eine hohe Kriminalitätsfurcht. Dieser Effekt ist vor allem unter Frauen, Personen mit traditionell-bürgerlichen Werten und Vielsehern zu beobachten. In diesen Gruppen führt der Medienkonsum zu einer Zunahme der Kriminalitätsfurcht.

Some studies suggest a connection between the consumption of media violence and the fear of crime. Here the emphasis is on the investigation of parameters and mediating factors for this effect. Analysis based on data obtained experimentally and by questioning indicate that, in the long term, the reception of media violence does indeed lead to increased fear of crime, mediated by a change in social capital. Loss of social capital is proportional to the pronounced consumption of media violence. It is this that causes a marked fear of crime. This effect can be observed above all in women, persons with traditional middle-class values, and frequent viewers. In these groups, media consumption leads to increased fear of crime.

Schlagworte: Medienkonsum, Kriminalitätsfurcht, Sozialkapital, social capital, Mediengewalt, media violence, media consumption, fear of crime
Formate: pdf
Dieter Hermann, Perke Fiedler, Nicolas Frenzel Baudisch, Dirk Harder, Delia Jäger, Anne Keller, Tayebeh Rafiei-Sadi, Bert Wunderlich
Seite 54 - 66
Die Schatten der Vergangenheit
Chronischer Schmerz bei einer Vorgeschichte von frühkindlicher sexueller Gewalt aus neurobiologischer Sicht

Der Zusammenhang zwischen traumatisierenden Kindheitserfahrungen und der Ausbildung somatoformer Störungen wird zunehmend deutlicher erkannt, hinsichtlich seiner neurobiologischen Grundlagen jedoch erst in jüngster Zeit untersucht. Erste Bildgebungsbefunde liefern entscheidende Hinweise auf eine veränderte neuronale Prozessierung, z. B. von empathisch wahrgenommenem Schmerz zwischen mssbrauchten und nicht mssbrauchten Patienten mit einer multisomatoformen Schmerzstörung, welche die zentralnervöse Schmerzverarbeitung wie –kontrolle involviert und nicht zuletzt eine störungsorientierte Adaptation des psychotherapeutischen Umgangs mit diesen Patienten auf eine neurobiologische Grundlage stellt.

The connection between traumatic childhood experiences and the emergence of somatoform disorders has been identified with increasing clarity. But only recently have attempts been made to investigate this connection for its neurobiological implications. Initial imaging evidence provides decisive indications of differences in the neuronal processing of, say, empathically perceived pain between abused and non-abused patients with a multi-somatoform pain disorder involving pain processing and control in the central nervous system. One important aspect of these indications is that they provide a neurobiological foundation for disorder-oriented adaptation of the psychotherapeutic approach to these patients.

Schlagworte: Neurobiologie, chronischer Schmerz, Magnetresonanztomographie, somatoforme Störungen, Somatoform disorders, Chronic pain, neurobiology, sexueller Missbrauch von Kindern, sexual abuse of children, magnetic resonance tomography
Formate: pdf
Martin Sack, Harald Gündel, Michael Noll-Hussong
Seite 68 - 72
Forum
Die Folgen von intraoperativem Wachsein – ein bisher nur wenig beachtetes Thema für die Traumatherapie
Formate: pdf
Martin Sack
Seite 74 - 75
Liebe Mitglieder der GPTG, liebe Leserinnen und Leser,
Formate: pdf
Seite 76 - 78
Zur Phobie vor den inneren Spaltungen
Entscheidungshilfen in der Traumatherapie
Formate: pdf
Seite 79 - 81
Aus der Praxis
Traumatisierung geistig behinderter Menschen und pädagogische Handlungsmöglichkeiten

Menschen mit geistiger Behinderung erleben häufiger noch als nichtbehinderte Personen traumatische Erfahrungen, insbesondere durch medizinische Eingriffe und interpersonelle Gewalt. Infolge eingeschränkter Bewältigungs- und Verarbeitungsmöglichkeiten besteht bei ihnen ein beträchtliches Risiko für nachfolgende psychische Störungen. Daraus ergeben sich spezielle Anforderungen an die Behandlung und den pädagogischen Umgang mit den Betroffenen, für die aus der stationären Jugendhilfe entlehnte traumapädagogische Konzepte nur bedingt geeignet sind. Anhand von Fallbeispielen werden in diesem Artikel Besonderheiten der Psychotraumatisierung bei Menschen mit geistiger Behinderung beschrieben und Ansatzpunkte für pädagogisches Handeln aufgezeigt.

Children and adults with intellectual disabilities experience traumatic situations even more frequently than individuals without intellectual disabilities, notably painful surgical interventions and interpersonal violence. Their coping strategies are less efficient and their communicative skills less pronounced. Accordingly there is a considerable risk of subsequent trauma-related symptoms. This makes special demands on the treatment of and pedagogical approach to patients of this kind. The article draws upon case examples to indicate the special features of psychological traumas in mentally challenged individuals and ways of responding to those features on the pedagogical plane.

Schlagworte: Traumapädagogik, Geistige Behinderung, intellectual disability, trauma pedagogy, Psychotraumatisierung, Traumasymptome, psychological trauma, trauma symptoms
Formate: pdf
Dieter Irblich, Astrid Blumenschein
Seite 84 - 93
Forum
Buchbesprechungen
Formate: pdf
Dr. med. Andreas Pernice
Seite 94 - 95
Buchbesprechungen
Formate: pdf
Rabaioli-Fischer
Seite 95 - 95
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