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Trauma & Gewalt, 2011, Jg. 5, Ausgabe 4

Trauma & Gewalt, 2011, Jg. 5, Ausgabe 4

Themenheft Kriegstraumatisierungen aus interdisziplinärer Sicht I

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Bibliographische Angaben


Erscheinungstermin: 02.11.2011
ISSN print: 1863-7167 / ISSN digital: 2510-4225

Details


Editorial
Editorial
Formate: pdf
Ingvill C. Mochmann, Philipp Kuwert
Seite 305 - 305
Forum
Tränenmond und Arbeitsqual: Traumatisierung durch Kindersklaverei in unserer Zeit
Formate: pdf
Wolfgang U. Eckart
Seite 308 - 309
Wissenschaft
»Sind die Bilder echt?«
Die ›animierte Dokumentation‹ Waltz with Bashir als Angebot an israelische Soldaten, ihre Erinnerungen an die Massaker von Sabra und Shatila zu formulieren

Die Massaker in den Lagern Sabra und Shatila (1982) in Beirut waren in Israel lange Zeit Tabuthema. Umso erstaunlicher ist es, dass Ariel Folmans Projekt eines Zeichentrickfilms über seine verschütteten Erinnerungen und die Erinnerungen anderer Soldaten überhaupt zustande kam und außergewöhnlichen Erfolg hatte. Seine persönlichen Erfahrungen bilden die Keimzelle des Films, die ausführliche Recherche realer Lebensgeschichten anderer Soldaten ergänzt das Material. Eine Untersuchung der Struktur des Films sowie der Umsetzung des Films als Comic, bei der traumatheoretische und literaturwissenschaftliche Ansätze einander ergänzen, zeigt auf, warum Waltz with Bashir ein klassischer ›Erinnerungsfilm‹ wurde, der anscheinend Eingang in das ›kollektive Gedächtnis‹ nicht nur Israels gefunden hat.

In Israel, references to the massacres in the camps at Sabra and Shatila (1982) in Beirut were taboo for a long time. Thus it is doubly surprising that Ariel Folman’s plans for a cartoon film about his suppressed memories and those of other soldiers should have come to fruition and been such an extraordinary success. His personal experiences are at the heart of the film, and this material is supplemented by carefully researched real-life stories from other soldiers. An examination of the film’s structure and its adaptation as a comic-book show why Waltz with Bashir has become a classical »film of remembering« and why it has found its way into the »collective memory,« not only in Israel.

Schlagworte: Genozid, Narrativ, Comic, narrative, Erinnerungsverbot, Sabra und Shatila, genocide, remembrance ban
Formate: pdf
Hannes Fricke
Seite 310 - 329
Transgenerationale Übertragung traumatischer Erfahrungen
Wissensstand und theoretischer Rahmen und deren Bedeutung für die Erforschung transgenerationaler Folgen des Zweiten Weltkrieges in Deutschland

Die Langzeitfolgen des Zweiten Weltkrieges für die heutige ältere Bevölkerung Deutschlands sind inzwischen gut untersucht. In den letzten Jahren rückte die Frage nach möglichen Auswirkungen der Kriegstraumatisierungen auf die nachfolgende Generation im Sinne einer transgenerationalen Übertragung in den Fokus. Empirische Studien zu diesem Thema für die deutsche Kriegsgeneration sind jedoch kaum zu finden. Im Übersichtsartikel werden die Forschungsansätze und -ergebnisse anhand des integrativen Modells von Kellermann (2001) aus der Holocaustforschung dargestellt. Dabei werden Inhalte und Modelle der transgenerationalen Übertragung unterschieden Die Befunde aus der Holocaustforschung liefern keine eindeutigen Hinweise auf transgenerationale Weitergabe traumatischer Erfahrungen im Sinne einer spezifischen Psychopathologie. In klinischen Stichproben zeigte sich eine erhöhte Vulnerabilität für psychische Erkrankungen, die insbesondere bei Stressbelastung oder kritischen Lebensereignissen zum Tragen kommt. Die Ergebnisse werden kritisch diskutiert und Forschungsimplikationen für die Untersuchung der transgenerationalen Übertragung von der deutschen Kriegsgeneration auf deren Nachkommen werden abgeleitet.

The long-term consequences of World War II for today’s older generation in Germany have been investigated in depth. In recent years, there has also been increasing discussion of the possible consequences of war-related traumatic experiences for succeeding generations as a result of transgenerational transmission. So far, empirical studies on the German war generation and their children have been conspicuous by their absence. The present article proposes a theoretical framework and discusses empirical findings on the basis of the integrative approach suggested by Kellermann (2001) for research on the Holocaust. This approach distinguishes between content and mode of transmission. Holocaust research has failed to confirm transgenerational transmission as a specific psychopathology in the children of Holocaust survivors. In clinical samples, there is increased vulnerability for mental/psychic disorders in the second generation, notably under stress or in difficult situations. The existing evidence for transgenerational transmission of Holocaust traumas is discussed, deriving research implications for the study of the transgenerational transmission of traumatic experiences from World War II in Germany.

Schlagworte: Trauma, Zweiter Weltkrieg, Transgenerationale Weitergabe, transgenerationale Übertragung, review, World War II, sekundäre Traumatisierung, transgenerational transmission, secondary traumatization
Formate: pdf
Heide Glaesmer, Elmar Brähler, Philipp Kuwert, Alexandra Reichmann-Radulescu, Christoph Muhtz
Seite 330 - 343
Kriegskinder
Epidemiologie der aktuellen psychischen ­Symptombelastung und posttraumatischer Belastungs­störungen bei alten Menschen in Österreich. Gibt es einen Einfluss der Besatzungszone?

Anders als in der Bundesrepublik Deutschland, mit der Österreich seine Vergangenheit der selbstverschuldeten Schrecken des Zweiten Weltkriegs teilt, sind bisher noch keine epidemiologischen Untersuchungen zur aktuellen psychischen Gesundheit und posttraumatischen Belastungsstörung in der vor 1945 geborenen Bevölkerung durchgeführt worden. In einem interdisziplinären Projekt des Instituts für Klinische Psychologie der Universität Wien zusammen mit dem Grazer Ludwig Boltzmann-Institut für Kriegsfolgen-Forschung wurden Daten zu kriegsbedingten Traumata und der psychischen Gesundheit mit N = 316 Personen in ganz Österreich erhoben. Grundlage für diese Erhebung bildete eine von HistorikerInnen erarbeitete Landkarte Österreichs, die historische Fakten über massive traumatische Ereignisse während des Zweiten Weltkriegs als auch die Einteilung Österreichs in die vier Besatzungszonen abbildete. Im vorliegenden Bericht werden erste Ergebnisse zu Prävalenzen psychischer Beschwerden und posttraumatischer Symptome sowie Unterschiede hinsichtlich der psychischen Belastung zwischen Personen, die in der Besatzungszone der Alliierten und der sowjetischen Armee nach Kriegsende lebten, vorgestellt.

This is the first study to investigate for PTSD in an Austrian population of World War II survivors. It aims to portray the kinds of trauma occurring in wartime and the postwar period, differentiating between the zones of occupation and examining connections with the present state of mental health, including the presence of PTSD. 316 persons born before 1945 in all provinces of Austria were interviewed. We found major differences both in trauma exposure and in triggered fear vs. perceived protection from occupying powers in the postwar period. Intensive exposure to trauma in the war and the postwar period caused a variety of psychopathological symptoms. Differences in psychological symptomatologies were found in the different zones of occupation (Allies, Soviets). The outcome of the study will be analyzed and compared with other studies on World War II and postwar trauma.

Schlagworte: PTBS, Trauma, psychische Belastung, Zweiter Weltkrieg, Besatzung, Alte Menschen, World War II, elderly people, psychological distress, occupying forces
Formate: pdf
Tobias Glück, Brigitte Lueger-Schuster, Peter Ruggenthaler, Barbara Stelzl-Marx
Seite 344 - 355
Trauma und Versöhnung
Versöhnungsbereitschaft bei traumatisierten Flüchtlingskindern

Ziel der vorliegenden Untersuchung war es, Häufigkeiten und Zusammenhänge zwischen traumatisierenden Erlebnissen, psychopathologischen Auffälligkeiten und Versöhnungsbereitschaft bei Flüchtlingskindern zu ermitteln. Die Stichprobe bestand aus 215 Flüchtlingskindern aus Afghanistan, Bosnien und dem Kosovo, die zwischen 9 und 20 Jahre alt waren (Mädchen= 41.4 %) und in Hamburg lebten. Mit Hilfe des selbstentwickelten Fragebogens zur Versöhnungsbereitschaft (engl.: Openness to Reconciliation Questionnaire; RECQ) wurden die vier Subskalen Rache, Vermeidung, Wohlwollen und Zukunftsorientierung erfasst. Ein Drittel der Flüchtlingskinder erfüllte die Kriterien für die Diagnose einer Depression, 14 % die für eine Posttraumatische Belastungsstörung und 11.2 % die für eine generalisierte Angststörung. Die wichtigsten Prädiktoren zur Vorhersage der psychopathologischen Auffälligkeiten waren das Alter der Kinder bei der Flucht, die Anzahl der traumatisierenden Erlebnisse und die Subskala Rache. Da Kinder und Jugendliche einen hohen Bevölkerungsanteil in Kriegs- und Krisenregionen stellen und im Heranwachsen für den Wiederaufbau von Nachkriegsgesellschaften eine bedeutende Rolle spielen, sollte ihnen in Zukunft mehr psychologische und psychiatrische Unterstützung zukommen.

The aim of this study was to determine the frequency relationship and other connections existing in child refugees between traumatic experiences, psychopathological variables, and openness to reconciliation. The sample consisted of 215 child and adolescent refugees from Afghanistan, Bosnia, and Kosovo aged between 9 and 20 years (girls = 41.4 %) and currently living in Hamburg. The subscales revenge, avoidance, benevolence, and future orientation were measured with a self-developed »Openness to Reconciliation« questionnaire. One-third of the children satisfied the diagnostic criteria for depression, 14 % for post-traumatic stress disorder, and 11.2 % for generalized anxiety disorders. The most important predictors for the psychopathological variables were age at time of escape, number of traumatic experiences, and the revenge subscale. Children and adolescents represent a high proportion of the population in crisis regions, and they are important for the reconstruction of conflict-ridden societies. Accordingly, they should in future be given more psychological and psychiatric support.

Schlagworte: Depression, posttraumatische Belastungsstörung, Trauma, Versöhnung, Flüchtlingskinder, posttraumatic stress disorder, reconciliation, child refugees
Formate: pdf
Hubertus Adam, Fionna Klasen
Seite 356 - 369
Forum
Mitteilungen der GPTG
Kriege und die Zeit danach, . . . ein anhaltender traumatischer Prozess
Formate: pdf
Renate Jegodtka
Seite 370 - 371
Wie ich auf die Bedeutung traumatischer Erlebnisse für die Pathogenese kam.
Formate: pdf
Harald Freyberger
Seite 374 - 380
Aus der Praxis
PTBS mit temporo-mandibulärer Dysfunktion
Kasuistik eines Einsatz-traumatisierten Bundeswehrsoldaten mit ungewöhnlicher somatoformer Symptomatik

Posttraumatische psychische Erkrankungen bekommen in den medizinischen Versorgungssystemen der Bundeswehr einen immer größeren Stellenwert. Neben der Posttraumatischen Belastungsstörung können vielfältige psychophysische Symptombilder auftreten, die eine Früherkennung der zugrunde liegenden psychischen Störung gerade in der präklinischen Behandlung erheblich erschweren können.
Die vorliegende Kasuistik beschreibt den Fall eines Bundeswehrsoldaten mit einer einsatzbedingten Posttraumatischen Belastungsstörung, der in einem über Jahre chronifizierten Behandlungsverlauf aufgrund einer temporo-mandibulären Dysfunktion mit Zahn- und Kieferschmerz zahlreiche frustrane zahnärztliche Behandlungen erhielt.
Bereits nach zwei Sitzungen mit der traumatherapeutischen EMDR-Technik zeigte sich eine weitgehende Symptomremission.

Recognition of posttraumatic psychic disorders is palpably gaining ground in the health care system of the German Armed Forces. Alongside PTSD as such, various psycho-physical syndromes can occur, massively obstructing early identification of the underlying psychical disorder notably at the pre-clinical stage. The present report describes the case of a Bundeswehr soldier with deployment-related PTSD. He was subjected to multiple and fruitless dental interventions on account of a severe, painful, and chronic temporo-mandibular dysfunction. After two sessions of therapy with trauma-specific EMDR techniques, the pain symptoms disappeared almost without trace.

Schlagworte: PTBS, EMDR, PTSD, Soldat, Temporo-mandibuläre Dysfunktion, temporo-mandibular dysfunction, soldier
Formate: pdf
Jens T. Kowalski, Peter Lutz Zimmermann, Andreas Gewandt, Gerd-Dieter Willmund
Seite 382 - 388
Forum
Forum
Formate: pdf
Philipp Kuwert
Seite 390 - 390
Forum
Formate: pdf
Stefan Büchi
Seite 391 - 391
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