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Trauma & Gewalt, 2009, Jg. 3, Ausgabe 2

Trauma & Gewalt, 2009, Jg. 3, Ausgabe 2

Themenheft Traumapädagogik II

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Bibliographische Angaben


Erscheinungstermin: 01.05.2009
ISSN print: 1863-7167 / ISSN digital: 2510-4225

Details


Editorial
Liebe Leserinnen und Leser!
Traumapädagogik II
Formate: pdf
Marc Schmid, Jörg M. Fegert
Seite 89 - 89
Forum
Kommentar zum Zeitgeschehen
Formate: pdf
Wolfgang U. Eckart
Seite 94 - 97
Wissenschaft
Das traumapädagogische Konzept der Wohngruppe »Greccio«
Strukturelle Voraussetzungen, Rahmenbedingungen, Personalentwicklung und Leitungskultur

Der nachfolgende Artikel plädiert für eine Änderung in der Leitungskultur bei der Einrichtung und dem Betrieb von traumapädagogischen Wohngruppen. Es besteht die Notwendigkeit, die Rahmenbedingungen der Heimerziehung an die Eigenarten und die Dynamik traumatisierter Kinder und Jugendlicher anzupassen, um diesen besonders belasteten Jugendlichen gerecht werden zu können. Dies umfasst insbesondere die Ausgestaltung von Konzepten, Strukturen und Prozessen im Sinne einer traumaspezifischen Milieutherapie. Des Weiteren wird eine Strategie der Personalentwicklung vorgeschlagen, die in der Lage ist, die konzeptionellen Anforderungen der Wohngruppe und die Begleitung und die fachliche und emotionale Unterstützung der Mitarbeiter auf das Engste zu verzahnen.

The article advocates a change of leadership culture in the establishment and operation of trauma-pedagogic residential care units. Parameters in residential care need to be adapted to the specific features and the dynamics of traumatized children and adolescents if they are to be of genuine assistance to these youngsters. Essential is the elaboration of designs, structures, and processes along the lines of trauma-specific milieu therapy. The article further proposes a strategy of staff development and training able to dovetail the requirements of the respective group with professional and emotional support from the residential care staff looking after them.

Schlagworte: Personalentwicklung, Jugendhilfe, Traumapädagogik, Heimerziehung, youth welfare, trauma pedagogy, residential care, Leitungskultur, leadership culture, staff development
Formate: pdf
Marc Schmid, Birgit Lang, Detlev Wiesinger, Karol Jaszkowic
Seite 98 - 104
Das traumapädagogische Konzept der Wohngruppe »Greccio« in der Umsetzung
Die milieutherapeutische Praxis

Dieser Beitrag gibt Einblick in die praktische Umsetzung eines milieutherapeutischen Ansatzes für traumatisierte Kinder und Jugendliche im Rahmen stationärer Jugendhilfemaßnahmen. Der Aufsatz skizziert das Konzept des »sicheren Ortes«, wie es in der traumapädagogischen Wohngruppe »Greccio« praktiziert wird. Die Umsetzung des »sicheren Ortes« wird dort durch eine konsequente Verbindung von drei Bereichen erreicht. Die pädagogischen Überlegungen zielen sowohl auf die strukturellen Vorgaben (räumliche Ausstattung, pädagogisches Konzept), auf die Mitarbeiter im Betreuungsteam und natürlich – mittels kindzentrierter Interventionen – direkt auf die Kinder und Jugendlichen ab. Mit der Balance der Sinnes- und Körperwahrnehmung, der Verbesserung der Emotionsregulation und der Stärkung von Resilienzfaktoren sowie der Selbstwirksamkeitserwartung werden die zentralen Ansatzpunkte dieses traumapädagogischen Behandlungskonzeptes benannt und erläutert. Anhand konkreter Beispiele wird ein Eindruck von der alltäglichen traumapädagogischen Arbeit mit Kindern und Jugendlichen im Rahmen der Heimerziehung vermittelt.

The article describes the practical implementation of a design for milieu therapy for children and adolescents in the framework of inpatient youth care and welfare measures. It outlines the concept of the »safe place« as practiced in the trauma-pedagogically conceived residential care unit »Greccio.« Here the implementation of the »safe place« is achieved via the consistent linkage of three different levels: the pedagogic approach is angled (a) at structural givens (setting, equipment, pedagogic concept), (b) at the residential care staff, and of course (c) at the children and adolescents themselves (via child-centered interventions). The treatment focuses on four main aspects: balance between sensory and bodily perception, improvement of emotional regulation, strengthening of resilience factors, and expectations with regard to self-efficacy (social skills). The article also gives an impression of concrete everyday trauma-pedagogic work with traumatized children and adolescents in the framework of the residential care unit.

Schlagworte: Bindung, Sicherer Ort, Traumapädagogik, Heimerziehung, Milieutherapie, attachment, trauma pedagogy, milieu therapy, residential care, safe place
Formate: pdf
Marc Schmid, Birgit Lang, Detlev Wiesinger
Seite 106 - 116
Individuumsbezogene Evaluation eines traumapädagogischen Konzeptes in einer stationären Wohngruppe
Zeitreihenanalysen von kontinuierlichen Befindlichkeitsmessungen

Die Evaluation von innovativen milieutherapeutischen Ansätzen in spezialisierten Wohngruppen gestaltet sich
aus empirischer Sicht sehr schwierig.
Die Wohngruppe »Greccio« wurde während der Implementierung eines traumapädagogischen Ansatzes wissenschaftlich begleitet; dabei musste vielfältigen methodischen Schwierigkeiten Rechnung getragen werden, weshalb ein Forschungsansatz mit kontinuierlichen Befindlichkeitsmessungen und Zeitreihenanalysen der Einzelfälle gewählt wurde.
Diese zeitaufwendige prototypische Evaluation zielte einerseits darauf ab Aussagen über die Entwicklung der betreuten Kinder und Jugendlichen treffen zu können. Andererseits sollte
die milieutherapeutische Arbeit im Sinne einer »Action Research« durch die Evaluation unterstützt werden. Die regelmäßigen Befindlichkeitseinschätzungen im Fremd- und Selbsturteil unterstützen die emotionale Validierung der Kinder und fördern die Entwicklung der Emotionsregulation. Die Bezugspersonen sensibilisieren die kontinuierliche Befindlichkeitseinschätzung der Kinder wie auch ihre Gegenübertragung für Spannungszustände, was helfen kann, krisenhafte Entwicklungen zu antizipieren.
Die Kinder und Jugendlichen entwickelten sich sowohl bezüglich der kontinuierlich vorgegebenen Befindlichkeitsskalen als auch in den eingesetzten standardisierten klinischen Fragebögen sehr positiv. Außerdem erhöhte sich die Selbstwirksamkeit der Betreuer. Der Stress und die emotionalen Reaktionen der Bezugsbetreuer auf die Kinder reduzierten sich während des Beobachtungszeitraums. Die vergleichsweise aufwendige Evaluation ließ sich im Kontext der stationären Jugendhilfe
gut realisieren und die regelmäßigen Befindlichkeitsmessungen wurden im milieutherapeutischen Gruppenalltag
als hilfreich erlebt.

Evaluation of innovative pedagogical
and milieu-therapeutic approaches in
specialized residential group homes is challenging because of the methodological difficulties involved and the necessity for intensive cooperation on the part
of the caregivers and the youngsters themselves. At the (German) residential group home »Greccio,« the authors
carried out empirical monitoring during the implementation of a new trauma-therapeutic strategy. The small number
of group members and a variety of
methodological problems prompted
them to opt for a study design involving high-frequency mental-state measurements and timeline analyses. The aims
of this time-consuming procedure were
to provide an empirical assessment of
the course and outcome of the milieutherapeutic intervention and also to
function as »action research« supporting the therapeutic work itself. Frequent
assessments in the form of self- and team member-ratings supported emotional
validation in the children and the
development of emotional regulation. They also sensitized the caregivers acting as psychological parents to the mental states of their charges (countertransference), which can be helpful in anticipating critical states. Results: Both in
the highly frequent mental-state measurements and the standardized
clinical questionnaires used, the children and adolescents showed signs of major improvement. The self-efficacy of the
residential caregivers also benefited.
During the period of observation, stress and emotional reactions to the children decreased. Though time-consuming,
the evaluation proved practicable in the given context, and the frequent measurements were described as helpful in daily milieu-therapeutic routines.

Schlagworte: traumatisierte Kinder, Milieutherapie, Evaluation, milieu therapy, stationäre Jugendhilfe, Zeitreihenanalysen, timeline analysis, traumatized children, residential group homes
Formate: pdf
Marc Schmid, Jörg M. Fegert, Detlev Wiesinger, Ferdinand Keller
Seite 118 - 135
Frühe Bindungserfahrungen und Trauma

Traumatische Ereignisse und Erfahrungen bei Säuglingen und Kleinkindern haben insbesondere dann hohe Entwicklungsrisiken, wenn sie beziehungsabhängig sind. Prototypisches Beispiel für beziehungsabhängige traumatische Erfahrungen sind Misshandlung und Vernachlässigung. Diese hohe Beziehungssensitivität hängt vermutlich mit der Entwicklung früher Emotionsregulation und der Entwicklung von Strategien zum Umgang mit Stress im Beziehungskontext zusammen. Klinisch relevante beziehungsabhängige Störungsbilder wie Bindungsstörungen oder so genannte hochunsichere Bindung werden häufig bei misshandelten und vernachlässigten Kleinkindern gefunden. Vor dem Hintergrund des Bindungskonzeptes werden Erlebens- und Verarbeitungsweisen von traumatisierten Kindern und Entwicklungsrisiken diskutiert.

Infants and toddlers exposed to traumatic experiences are particularly risk-prone when these traumas are relational. Abuse and neglect are prototypical examples of relational trauma. The high correlation between relational traumas and developmental risks is probably associated with the development of early emotional regulation and strategies for coping with stress in the context of parent-infant relationships. Clinically relevant relational disturbances such as attachment disorders or cases of so-called atypical attachment are frequently identifiable in abused and neglected infants. Drawing extensively on attachment theory, the article discusses ways in which children experience and handle such traumas and the developmental risks involved.

Schlagworte: Misshandlung, Vernachlässigung, Bindungsstörungen, attachment disorders, emotional regulation, neglect, abuse, relational trauma, Beziehungsabhängiges Trauma, emotionale Regulation
Formate: pdf
Ute Ziegenhain
Seite 136 - 147
Dissoziation und schizophrene Störungen
Zu den Folgen von Vernachlässigung und Traumatisierung in der Kindheit

Dissoziation wird im Allgemeinen
als Traumafolge konzeptualisiert.
Dissoziative Phänomene sind – ebenso wie Traumatisierungen – auch bei
Patienten mit einer Schizophrenie häufig. Hierbei wirft die Überlappung dissoziativer und schizophrener Symptomatologie eine komplexe differentialdiagnostische Fragestellung auf, die aber in der klinischen Alltagswirklichkeit wenig Beachtung findet. Dabei könnte es sich bei gemischt dissoziativ-schizophrenen Syndromen um eine posttraumatische Symptomatologie handeln, deren
Behandlung möglicherweise über die
antipsychotische Pharmakotherapie
hinausgehende Aspekte berücksichtigen sollte. Die vorliegende Studie untersucht auf der Grundlage verschiedener Selbstbeurteilungsbögen einen denkbaren
Zusammenhang zwischen kindheitlicher Traumatisierung (emotionaler, sexueller und körperlicher Missbrauch sowie emotionale und körperliche Vernachlässigung), späterer Dissoziation und psychopathologischer Belastung an 80 Patienten mit einer Schizophrenie.
Vor allem die körperliche Vernachlässigung in der Kindheit erwies sich hierbei
als mit späterer Dissoziation assoziiert. Eine solche Beziehung zeigte sich hingegen für die Missbrauchsvariablen nicht, die vielmehr eher mit vermehrter allgemeiner psychopathologischer Belastung verbunden waren. Diese Ergebnisse könnten auf einen spezifischen Einfluss früher Vernachlässigung auf die spätere Dissoziation schizophrener Patienten
hinweisen. Die Auswirkungen eines Missbrauchs hingegen könnten sich demnach eher unspezifisch auf die allgemeine Symptombelastung auswirken. Schizophrene Manifestationen, die mit einer ausgeprägten Dissoziation einhergehen, könnten sich so auch ätiologisch von
anderen Verläufen unterscheiden.
Allerdings sind der Interpretation dieser Ergebnisse aufgrund des Fehlens einer Vergleichsgruppe und ihrer Gründung auf Selbstbeurteilungen gewisse methodische Beschränkungen auferlegt.

Dissociation is linked with previous trauma and occasionally involves
Schneiderian symptoms. Dissociation
and trauma are also frequent in schizophrenia. A possible commonality between dissociation and psychosis is that they may be related to previous trauma
in some patients diagnosed as
schizophrenic. The present study
investigates 80 patients diagnosed as schizophrenic, comparing histories of childhood neglect and abuse with regard to current dissociation and psychological distress against the background of
standard regression. Traumatic childhood experiences were reported frequently. Physical neglect was clearly linked with dissociation. By contrast, emotional and physical abuse were associated with
general psychopathological distress,
not with dissociation. In some patients diagnosed as schizophrenic, dissociation may be specifically linked to physical neglect in childhood, whereas an increase in general psychopathological distress may rather be associated with experiences of childhood abuse. However, conclusions from the presented study are limited by its cross-sectional design.

Schlagworte: Trauma, Vernachlässigung, schizophrenia, dissociation, neglect, abuse, Dissoziation und Psychopathologie bei Schizophrenie
Formate: pdf
Carsten Spitzer, Harald J. Freyberger, Matthias Vogel, Philipp Kuwert, Bertram Möller, Hans-Joergen Grabe
Seite 148 - 155
Forum
Anpassung und Widerstand
Zu den individuellen und kollektiven Folgen von Traumatisierungen in Ostdeutschland.
Formate: pdf
Harald J. Freyberger
Seite 156 - 158
Aus der Praxis
Teilearbeit bei traumaassoziierten Störungen
Wie könnte »Innere Kind-Arbeit« funktionieren?

Die Arbeit mit Persönlichkeitsanteilen in der imaginativen Traumatherapie bekommt neben der Traumaexposition in den letzten Jahren eine immer größere Bedeutung. Ausgehend vom Theoriemodell der Ego-State-Therapie von John und Helen Watkins versucht der Autor, die Arbeit mit dem Inneren Kind auf dem Hintergrund neurophysiologischer Veränderungen im Gehirn zu verstehen; diese lassen sich als Dissoziation zwischen implizitem und explizitem Gedächtnis infolge der Traumaerfahrung erklären.

Alongside trauma exposure, work on personality components has gained increasing significance in imaginative trauma therapy over the past few years. Proceeding from the theoretical model of ego state therapy proposed by John and Helen Watkins, the author attempts to interpret work on the inner child against the background of the theory of neurophysiological changes in the brain, explaining it in terms of dissociation between implicit and explicit memory resulting from traumatic experience.

Schlagworte: Neurobiologie, Gedächtnis, Ego-State-Therapie, neurobiology, memory, Traumaexposition, Trauma exposure, Innere Kindarbeit, work on the inner child, ego state therapy
Formate: pdf
Jochen Peichl
Seite 160 - 169
Forum
Das EMDR-Institut Deutschland
Formate: pdf
Arne Hofmann
Seite 170 - 173
Forum
Formate: pdf
Wolfgang U. Eckart
Seite 174 - 174
Forum
Formate: pdf
Hans Menning
Seite 175 - 175
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